VON UDO BONNEKOH - zuletzt aktualisiert: 21.08.2009
(RP) Auch in der Partie beim Aufsteiger Freiburg verfolgt Leverkusen das duale System von Trainer Heynckes – kompakte Defensive hat Vorrang, aber es soll zugleich fantasievoll und flott nach vorne gehen.
Er weiß es ja zu schätzen, dass er relativ gut in die Saison gekommen ist. Drei Punkte – da kann Jupp Heynckes trotz gehobener Ansprüche nicht meckern. Aber es ist auch nicht so, dass Bayers gewiefter Trainer nach dem 2:2 in Mainz und dem 1:0 gegen Hoffenheim feuchte Augen bekommt vom Glanz der Vorstellung.
"Dass wir in der Defensive kompakter stehen, ist schon ein großer Fortschritt", sagt Heynckes. Sami Hyypiä sei Dank, denn "der ist für die anderen ein Vorbild".
Eine stabile Deckung, klar, ist bereits für die Altvorderen des Fußballs die Basis für alles Gute gewesen. Doch Heynckes predigt so etwas wie das duale System: hinten fest stehen und nach vorn flott laufen. Nur: Der neue Bayer-Vormann, ein Typ von natürlicher Autorität, hat im Moment noch keine Eile im verständlichen Streben nach höchster Vollendung.
"Das muss step by step gehen", sagt der polyglotte Niederrheiner, der das Englische offenkundig beherrscht und das Spanische perfekt spricht. Heynckes will also Schritt-Macher sein, bis sein Ensemble das offenbart ("Wir sind noch nicht am Limit"), was Fußball auf hohem Niveau ausmacht. "Dazu zählt, dass wir klarer nach vorn spielen", betont er. Doch dazu gehören gedankliche Flexibilität und Fantasie, "um mehr Chancen zu kreieren".
Zwänge zur Veränderung der Formation haben sich aus dem nach Treffern kargen Auftritt gegen die Hoffenheimer nicht ergeben. Da müssen sich die Leute von der Bank wie Theofanis Gekas, Daniel Schwaab oder Lukas Sinkiewicz, Stefan Reinartz oder Hans Sarpei erst mal gedulden. Und Lars Bender kommt so kurz nach dem Tapetenwechsel von München nach Leverkusen erst recht noch nicht in Frage fürs Aufgebot, das sich in Freiburg einem weiteren Aufsteiger zum Duell stellt.
"Der Lars muss mal erst Krallen zeigen", sagt Heynckes, der allerdings schon einen positiven Eindruck gewonnen hat vom neuen Kader-Mitglied ("ein großartiges Talent"). Und der Trainer zeigt klammheimlich Freude, dass er so viele junge Leute in der Belegschaft hat mit der Absicht, in die erste Elf zu gelangen. "Die Alten merken das", bekräftigt er und meint den ernster gewordenen Konkurrenzkampf.
Dass das Hauen und Stechen sich in Kürze noch verstärken könnte durch eine Verpflichtung von Rasmus Elm (Kalmar), hält Heynckes für unwahrscheinlich. "Ein solcher Transfer wäre was für die Zukunft", sagt er, der sich erst mal der Gegenwart verpflichtet fühlt. "Freiburg", sagt er, "wird eine schwierige Aufgabe." Er hat den Gegner studiert beim 1:1 gegen den HSV.
Quelle: http://www.rp-online.de/public…9/Der-Schritt-Macher.html