LEVERKUSEN: Trainer kündigt Analyse an und lobt die Lernfähigkeit
ES BERICHTEN FRANK LUßEM UND UWE RÖSER
Es gibt also auch im reifen Traineralter noch Premieren. In diesem Falle nicht zu feiern (dazu geriet der Anlass zu wenig lustig), trotzdem handelte Jupp Heynckes (64) – seit immerhin 30 Jahren Chefcoach – am Samstag in einer Szene, wie er noch nie zuvor handelte: „Ich habe noch nie einen Spieler so früh aus dem Spiel genommen“, plauderte der Trainer am Sonntag aus dem Nähkästchen und fügte erklärend hinzu: „Ich musste Arturo Vidal vor sich selbst schützen. Er ist ein impulsiver, aggressiver Spieler und hatte Gelb gesehen. Ich wollte dieses Spiel mit elf Mann beenden.“ Und deshalb war für Arturo Vidal in Freiburg nach 29 Minuten Schluss, deshalb kam Daniel Schwaab (Heynckes: „Er hat seine Sache sehr gut gemacht!“), spielte hinten rechts, Gonzalo Castro (22)
rückte auf seine bevorzugte Position neben Rolfes.
Es ist das bekannte Problem des 22-jährigen Chilenen: Er bekommt seine Nerven mitunter nicht in den Griff, foult auch nach Gelben Karten munter weiter. Die Auswechslung quittierte er mit einem Wutanfall. Heynckes: „Das ist verständlich. Ich werde ihm die Sache noch einmal erklären.“ Heynckes bringt eine Menge Verständnis für die Spieler auf, gerade bei einem jungen Latino wie Vidal weiß der erfahrene Coach, was zu tun ist: „Er wird lernen, davon bin ich überzeugt.“ Überzeugt ist er ebenso von der Lernfähigkeit der gesamten Mannschaft. Am Dienstag wird die noch einmal einer harten Probe unterzogen. „Es gibt einiges aufzuarbeiten“, sagt der Trainer, der die Defizite der ersten Halbzeit von Freiburg aufzählt: „Wir standen zu weit auseinander, fanden nie die nötige Kompaktheit. Wir waren nicht energisch in den Zweikämpfen, es fehlte an Konzentration und Konsequenz im Abwehrverhalten.“
Was ihn zuversichtlich stimmt: „Ich habe all dies in der Halbzeit angesprochen und nach der Pause hat sich die Mannschaft gesteigert.“ Bis zum 5:0! Trotzdem: „Zur Tagesordnung dürfen wir nicht übergehen.“ Immerhin spendierte Heynckes zwei freie Tage, „der Sieg war Voraussetzung für die Erfüllung dieser Bitte.“ Den Rest-Samstag nutzten die Spieler zum „Team- Building“: Sami Hyypiä (35), Eren Derdiyok (21) und Daniel Schwaab (20) gaben ihren Einstand und bei Tapas im „Si Claro“ und ein paar Drinks im „Ivory“ konnte auch Arturo Vidal über Heynckes’ Premiere wieder lachen.
Quelle: kicker-Printausgabe vom 24.08.09