Comeback mit 64 Jahren
Erst rettete der Trainer-Dino den Bayern Platz 2, nun ist er mit Bayer Spitzenreiter
Leverkusen - Jupp, Jupp, Hurra! Bei Leverkusen gibt es nur noch eine große Feier. Spitzenreiter mit 7 Punkten. Zuletzt ein 5:0-Schützenfest in Freiburg. Ausgerechnet mit dem reaktivierten Trainer-Rentner Jupp Heynckes (64). Phänomen Jupp – je oller, desto doller.
Als Heynckes am 28. April den FC Bayern als Interimscoach für den gefeuerten Jürgen Klinsmann für fünf Spiele übernahm, lächelten viele mit Unverständnis. Doch er gewann im Endspurt vier Partien, dazu ein Unentschieden. Heynckes sicherte dem Rekordmeister Platz 2 und damit die Champions League.
Eine noch größere Überraschung folgte 38 Tage später. Am 5. Juni gab Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler nach dem Abgang von Bruno Labbadia zum HSV die Sensation bekannt: "Heynckes ist unser neuer Trainer!" Nicht für fünf Spiele, für zwei Jahre!
Heynckes kommentierte seinen endgültigen Wiedereinstieg in die Bundesliga so: "Ich habe wieder Gefallen am Trainerjob. Ich hätte in der Bundesliga aber keine andere Mannschaft übernommen. Es war für mich ein Bauchgefühl."
Jupp und sein Bauch behielten Recht. Pokalsieg in Babelsberg (1:0), jetzt ein Unentschieden und zwei Siege in der Liga. Mit dem Bayern-Intermezzo hat er in neun Pflichtspielen sieben Siege, zwei Remis und keine Pleite eingefahren.
Es scheint, als ob es Heynckes sich selbst und allen anderen beweisen will. Obwohl er in Spanien die größten Erfolge feierte (Champions-League-Sieger 1998 mit Real Madrid), endeten seine Trainerstationen in der Bundesliga meistens mit Rausschmiss (Bayern 1991, Frankfurt 1995, Schalke 2004, Gladbach 2007). Das ist sein ganz persönlicher Antrieb: Auf seine alten Tage will er in 24 Monaten Leverkusen wieder zum Spitzenklub machen.
Heynckes hat sich gewandelt. Seine frühere Verbissenheit, zum Teil Unnahbarkeit ist weg. Jetzt sagt er: "Erfahrung spielt eine große Rolle. Aber wichtiger ist es , wie man mit den Spielern umgeht und wie man sie erreicht. Auch mit 60 oder 65 Jahren kann man noch dazulernen."
Ganz sicher: Auch die Bayern-Bosse fragen sich spätestens jetzt: Warum haben wir den Jupp nicht einfach behalten?