Bei Joachim Löw unerwünscht, bei Spitzenreiter Bayer Leverkusen der Überflieger: Nachdem Stefan Kießling mit einer überragenden Leistung und seinem vierten Saisontor beim 2:1 (1:1)-Sieg der Werkself gegen den VfL Bochum erneut zum Matchwinner avancierte, wurden die Rufe nach einem Comeback in der Nationalmannschaft immer lauter.
"Stefan hat genau die Antwort gegeben, die er geben muss", meinte Bayer-Sportchef Rudi Völler und Trainer Jupp Heynckes ergänzte: "Er ist noch nicht dabei. Wenn er weiter solche Leistungen zeigt, kommt der Bundestrainer nicht mehr an ihm vorbei."
Löw hatte Kießling für die beiden anstehenden Länderspiele gegen Südafrika, das am 5. September ausgerechnet in Leverkusen stattfindet, und vier Tage später gegen Aserbaidschan in Hannover erneut nicht berücksichtigt.
Heynckes: "Löw wird nachdenken"
Eine Entscheidung, die Heynckes für revidierungswürdig hält: "Löw wird über Stefan nachdenken. Vielleicht wird er ja noch nachnominiert."
Kießling, der sein letztes von zwei Länderspielen am 11. Februar dieses Jahres gegen Norwegen (0:1) absolvierte, liefert im Gegensatz zu vielen seiner Nationalmannschaftsrivalen genügend Argumente für eine Berücksichtigung.
Torgefährlich, lauffreudig und dribbelstark - beim gebürtigen Franken scheint in dieser Saison der Knoten geplatzt zu sein. "Stefan ist in einer Riesen-Verfassung. Das nimmt jeder wahr, auch der Bundestrainer. Er soll so weiterspielen, dann zahlt sich das auch aus", sagte Schlussmann Rene Adler.
Chancentod war gestern
War Kießling in den letzten Jahren häufig als Chancentod verschrien, ist er in diesem Jahr in den entscheidenden Situationen zur Stelle. Gegen Bochum krönte der 25-Jährige seine "Top-Leistung´ (Heynckes) in der 68. Minute mit dem 2:1-Siegtreffer.
"Ich kann mich nur mit guten Leistungen anbieten", sagte Kießling zur Diskussion um seine Person knapp und will ansonsten viel lieber über den Leverkusener Höhenflug reden: "Wir sind Tabellenführer. Das tut gut. Jetzt müssen wir in Wolfsburg nachlegen."
Bayer: Historisch gut dank Heynckes
Bayer hat sich unter Heynckes vom lustlosen Mittelklasse-Team zu einer echten Spitzenmannschaft entwickelt. Mit zehn Punkten und 10:3 Toren legte Bayer den besten Saisonstart seit 1986 hin.
Doch weniger die Zahlen als vielmehr die Spielweise imponiert Völler: "Besser als in der ersten halben Stunde kann man nicht spielen. Das war Fußball vom Feinsten."
Dabei bewiesen die Rheinländer auch ungeahnte Qualitäten. Nach dem unglücklichen Rückstand durch Diego Klimowicz (32.) wendete Bayer das Blatt und kam durch die Treffer von Manuel Friedrich (41. ) und Kießling vor 27.122 Zuschauern noch zum Sieg.
In der vergangenen Saison war es den Rheinländern nicht einmal unter Trainer Bruno Labbadia geglückt, ein Spiel zu wenden.