Erstellt 30.08.09, 12:25h
Wo bleiben Kießling und Wiese? Ist die Torhüterfrage schon geklärt? Jogi Löw wurde vorgeworfen, den DFB-Kader nicht strikt nach dem Leistungsprinzip zusammenzustellen. Jetzt wehrt sich der Bundestrainer.
MÜNCHEN - Die T-Frage ist weiter offen, zudem werde bei der deutschen Fußball-Nationalmannschaft streng nach dem Leistungsprinzip verfahren. Dies stellte Bundestrainer Joachim Löw vor den beiden kommenden Länderspielen des Vize-Europameisters am 5. September in Leverkusen gegen Südafrika und vier Tage in Hannover gegen Aserbaidschan (beide 20.45 Uhr/live im ZDF) klar.
Im Interview mit der Welt am Sonntag sagte Löw, dass man von der Nominierung von Robert Enke, Manuel Neuer und Rene Adler für die anstehende Länderspiele nicht auf eine Vorentscheidung im Kampf um die Nummer eins für die WM-Endrunde 2010 in Südafrika schließen könne: "Das ist die Planung bis zum Ende des Jahres. Wir wollten bis dahin eine klare Linie vorgeben."
Enke hat nur kleinen Vorsprung
Dem Hannoveraner Enke, der in den restlichen Spielen der WM-Qualifikation zwischen den Pfosten stehen wird, bescheinigte Löw lediglich einen kleinen Vorteil. "Im Moment hat Robert einen kleinen Vorsprung. Weil die Qualifikation immens wichtig ist und wir mit seinen Leistungen zufrieden sind, haben wir ihm das Vertrauen gegeben. Ende des Jahres werden wir neu diskutieren. Es ist ja nicht so, dass seine Konkurrenten nun außen vor sind. Jeder - auch Tim Wiese - erhält von uns noch eine Bewährungschance über 90 Minuten", sagte der 49-Jährige.
Dass Wiese und auch die Klub-Verantwortlichen von Werder Bremen über die Nichtnominierung nicht erfreut waren und heftige Kritik an Löws Auswahlverfahren geübt hatten, kann Löw nachvollziehen: "Es ist verständlich und auch das gute Recht, dass sich die Klubs für ihre Spieler einsetzen und Entscheidungen nicht okay finden. Aber wir haben unsere Vorstellungen, die wir übrigens jedem einzelnen Torhüter erläutert haben. Wir stehen vor wichtigen Spielen und wollten deshalb Klarheit in der Torhüterfrage bis zum Ende des Jahres. Wir sahen uns dazu aufgefordert, mögliche Unruheherde gar nicht erst aufkommen zu lassen." Wiese habe ebenso noch eine Chance auf die WM-Teilnahme wie seine drei Konkurrenten.
Gleichzeitig wehrte sich Löw gegen den Vorwurf, bei der Nationalmannschaft würde es nicht immer nur nach dem Leistungsprinzip gehen. "Es ist völlig absurd, so etwas zu behaupten. Und ich sehe auch überhaupt keinen Grund dazu, dass wir uns rechtfertigen sollen. Es wäre doch fahrlässig, wenn wir Spieler nicht nach Leistungskriterien auswählen würden. Das kann sich kein Trainer leisten. Wir treffen Entscheidungen, von denen wir hundertprozentig überzeugt sind", sagte der Bundestrainer.
Löw hatte zuletzt nicht nur wegen der Nicht-Berücksichtigung von Wiese, sondern auch wegen der Nicht-Nominierung von Bayer Leverkusens Torjäger Stefan Kießling, der bislang vier Saisontreffer auf dem Konto hat, Kritik einstecken müssen. (sid)