Warum Rudi Völler nicht zu streng sein will

  • Trainer Heynckes lobt Hans Sarpei und Debütant Assimiou Touré


    Rudi Völler (49) ließ Milde walten. Dass man nach einem deutlichen Vorsprung noch derart in Bedrängnis geraten sei, das dürfe nicht passieren. Da müsse man vorsichtiger agieren. Dennoch: „Ich werde das nicht anprangern, dann wären wir zu streng. Wir spielen halt Fußball.“


    Sie spielen Fußball – und sie verstehen Fußball mittlerweile besser. Bayer Leverkusen, das ist nun eine gewagte These, entwickelt sich weiter. Vordergründig mag das Ergebnis es belegen: In der vergangenen Saison führte man 3:0 gegen den späteren Absteiger Karlsruhe und rettete am Ende ein 3:3. Nunmehr ging es gegen den Deutschen Meister gut aus, knapper Sieg nach deutlicher Führung. Und die Erkenntnis, hier von Kapitän Simon Rolfes, dem glücklichen Doppel-Torschützen: „Es war völlig unnötig, was wir nach der klaren Führung gemacht haben. Deshalb können wir uns über die Punkte freuen, dürfen aber nicht in Euphorie verfallen.“


    Bis einschließlich Dienstag gab Jupp Heynckes (64) den meisten Spielern frei („Die Belastung für die Nationalspieler war zuletzt sehr hoch“), anschließend wird analysiert, „daraus müssen wir unsere Lehren ziehen“, so der Trainer, dem am meisten missfallen hatte, „dass wir nicht das 4:0 gemacht haben“.


    Gefallen dagegen hat ihm, dass ansonsten wenig beachtete Spieler aus der zweiten Reihe wie Hans Sarpei (33) und Assimiou Touré (21) ihre Sache letztlich ordentlich bewältigten. Sarpei, der Routinier, „unspektakulär, ruhig und souverän. Er ließ auf seiner Seite nichts anbrennen“, lobte der Trainer. Touré, der kam, weil Castro Gelb gesehen hatte und Heynckes keine zweite Gelb-Rote Karte mehr riskieren wollte, präsentierte sich in seinem allerersten Bundesligaeinsatz reichlich nervös, doch das verzieh der Trainer: „Das ist doch normal. Der Junge hat Potenzial.“





    NACHGEFRAGT
    „Eren darf da so nicht hingehen“


    kicker: Herr Adler, Sie waren wütend auf Eren Derdiyok. Warum?


    René Adler (24): Ich hätte nicht gedacht, dass das Spiel noch einmal so eng werden würde. Sein Feldverweis war eine Schlüsselszene. Eren ist noch jung, deshalb stelle ich ihn nicht an den Pranger. Aber da war er zu ungestüm, wenn er Gelb hat, darf er so nicht hingehen.


    kicker: Bleibt Bayer Leverkusen nun bis zum Schluss oben dabei?


    Adler: Vielleicht. Aber keiner verfällt in die Utopie, dass es ohne Schweiß und harte Arbeit so weitergeht. Jetzt ist es eine schöne Momentaufnahme, und ich bin froh, dass die Woche rum ist.


    kicker: Aber es war doch eine sehr erfolgreiche für Sie! Drei Siege, dabei zweimal ohne Gegentor in der Nationalelf …


    Adler: Stimmt. Aber es waren auch kraftraubende Tage, dazu die mentale Belastung. Es blieb keine Zeit, zu regenerieren.





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 14.09.09