In eigener Sache: Wolfgang Holzhäuser
Nach der ersten großen Länderspielpause der neuen Saison ist in Deutschland wieder eine Diskussion über die Anzahl der Länderspiele und die Risiken für die Vereine entfacht. Gerade durch die zum Teil schweren Verletzungen einiger Spieler fordern die Verantwortlichen der Bundesligisten schnellstmöglich Änderungen. Bayer 04-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser vertritt zu diesem Thema folgende Meinung:
Es bleibt nach wie vor eines der größten Ziele eines jeden Fußballvereins, möglichst viele Lizenzspieler im Kader zu haben, die für ihre Nationalmannschaft berufen werden. Die Nominierung eines Profis für die Vertretung seines Landes ist immer eine Belohnung für seine besonderen Leistungen im Verein. Es ist aber auch immer wieder ein Beleg dafür, dass die Klubs tagtäglich qualitativ hochwertige Arbeit erbringen und den Nationalspielern das nötige Umfeld bereitstellen, um dauerhaft Spitzenleistungen bieten zu können. Und nicht zuletzt die nationalen Verbände sowie FIFA und UEFA profitieren davon.
Gerade Bayer 04 Leverkusen ist seit Jahren ein positives Beispiel dafür, dass Vereinsinteressen und die Wünsche der Nationalteams eine Symbiose ergeben können, die für beide Seiten einen Mehrwert schafft. Dennoch gibt es in dieser erfolgreichen Zusammenarbeit seit längerem einen Wermutstropfen, der aus Sicht der Bundesligavereine eine wachsende Bedeutung erhält: Die Zahl der Länderspiele nimmt zu, damit einhergehend die Belastungen und die Verletzungsgefahr der Spieler. Das Risiko der Vereine wird dadurch unkalkulierbar.
Intensivere Kommunikation zwischen Verband und Vereinen
Nicht zuletzt die jüngsten WM-Qualifikationsspiele haben gezeigt, welche Gefahren den Vereinen bei einer Abstellung drohen. Besonders gebeutelt ist sicher der HSV, der mit Collin Benjamin und Paolo Guerrero gleich zwei Spieler mit Kreuzbandriss für mehrere Monate verloren hat. Aber auch unser Cheftrainer Jupp Heynckes musste am vergangenen Wochenende zur Kenntnis nehmen, dass mit Michal Kadlec (Sprunggelenk), Theofanis Gekas (Pferdekuss) und Arturo Vidal (Jetlag) erfahrene A-Nationalspieler gar nicht oder nur eingeschränkt zur Verfügung standen.
Und auch unsere U 20- und U 21-Nationalspieler Lars Bender, Richard Sukuta-Pasu sowie Stefan Reinartz (Bild unten) waren nicht einsatzfähig. Gerade diese jungen Talente nehmen anders als in der Vergangenheit eine immer größere Rolle in den Bundesligamannschaften ein – und die Vereine tragen dadurch zusätzliches Risiko. Deshalb ist es mir unverständlich, weshalb Stefan Reinartz bei der U21 ein Sprinttraining absolvieren musste, um seinen Leistungsstand ermitteln zu können. Dabei zog er sich einen Muskelfaserriss zu und fällt einige Wochen für den Verein aus. Die nötigen Daten hätten unsere Spezialisten problemlos liefern können. Und auch die Hepatitis-Impfungen bei der U20 sehe ich kritisch. Sowohl Lars Bender als auch Richard Sukuta-Pasu haben darauf mit Abwehr reagiert und beide waren am vergangenen Wochenende außer Gefecht gesetzt. Dies wäre mithilfe intensiverer Kommunikation zwischen Verein und Nationalmannschaft sicher zu vermeiden gewesen.
Faszination Fußball befördern
Vor dem Hintergrund der veränderten Ausgangslage müssen wir das Risiko der Vereine minimieren und neue Wege gehen. Anders als bei Welt- und Europameisterschaften sind Entschädigungen durch die Verbände bei Qualifikationsspielen zu EM oder WM nicht vorgesehen. Die Vorleistungen der Vereine sind eine Einbahnstraße, die für die Klubs inakzeptabel ist.
Aber in erster Linie zählt der sportliche Aspekt sowohl für den Verein als auch für den Spieler. Das Hauptanliegen aller Bundesligaklubs ist es, den Fans die bestmöglichen Mannschaften zu präsentieren, um die Faszination Fußball weiter zu befördern. Und dies steht alles andere als im Widerspruch zu den Interessen der Spieler. Lars Bender war vor einigen Tagen auch deshalb so geknickt, weil er durch die Umstände der Abstellung einen Einsatz in unserer Anfangself gegen den VfL Wolfsburg verpasst hat. Leider passieren diese Dinge immer wieder.
Arbeit der Vereine die Basis
Es muss nun darum gehen, mit den Verbänden schnellstmöglich einen Konsens für die Zukunft zu finden. Vorschläge für einen schlankeren Modus haben wir bereits vor einigen Jahren gemacht. Weniger Spiele bedeuten höhere qualitative Konzentration, größere Attraktivität für die Zuschauer und gleichzeitig weniger Risiko für die Klubs.
Die Nationalmannschaft ist und bleibt weiterhin ein bedeutendes Aushängeschild des deutschen Fußballs, das es zu unterstützen gilt. Doch die Arbeit und das Investment der Vereine bleibt die Basis für den internationalen