Bundesliga - Hyypiä: "Besser geht es nicht - bei Bayer"

  • Eurosport - Mo 21.Sep. 12:50:00 2009


    Sami Hyypiä wechselte nach neun Jahren an der legendären Anfield Road in die Bundesliga. Im Exklusiv-Interview erklärt der Finne, warum er für Bayer Leverkusen und nicht mehr für den FC Liverpool spielt, erläutert warum er keine Legende sein will und verrät seine Verbindung zu Campino.



    Sie werden als Legende bezeichnet. Wie finden Sie das?


    Sami Hyypiä: Manchmal werde ich halt so genannt, aber das nehme ich nicht sonderlich ernst. Das klingt so hochgestochen. Gerade im Sport sind die Medien mit solchen Dingen immer sehr schnell. Ich nehme mich aber nicht so wichtig.


    Sie fahren aber einen Ferrari mit 620 PS und haben einen Ehering als Tätowierung am Finger. Das trägt doch bestimmt zur Legendenbildung bei.


    Hyypiä: Das hat damit gar nichts zu tun.


    Sie haben zehn Jahre lang in Liverpool gespielt, kommen auf mehr als 460 Partien in der Premier League. Die Fans haben Sie geliebt. Aber warum haben Sie die "Reds" verlassen?


    Hyypiä: Ich hatte dort nicht mehr die Möglichkeit, regelmäßig zu spielen, das heißt jede Woche. Deshalb bin ich gegangen. Ich bin Spieler, ich will auf den Platz.


    Es müssen doch mehrere Klubs an Ihnen interessiert gewesen sein. Warum spielen Sie jetzt in der Bundesliga und warum in Leverkusen?


    Hyypiä: In England hätte ich regelmäßig gegen Liverpool spielen müssen. Das konnte und wollte ich mir nicht vorstellen. Also bin ich in die Bundesliga gegangen. Bayer hat sich intensiv um mich bemüht, wollte mich unbedingt haben. Das ist ein sehr guter Klub, den ich noch aus der Champions League kenne. Eine sehr gute Adresse.


    Haben Sie vor dem Wechsel zu Leverkusen Rat bei Ihren früheren Mannschaftskollegen Dietmar Hamann und Markus Babbel gesucht?


    Hyypiä: Ja, ich habe mich bei Didi und Markus erkundigt. Sie haben mir nur Positives über Leverkusen erzählt und mich zum Wechsel ermutigt. Kontakt gibt es noch, mit Markus spätestens dann wieder, wenn wir gegen den VfB Stuttgart spielen. Das wird interessant werden. Er ist jetzt Trainer, ich immer noch Spieler.


    Was sind die Hauptunterschiede zwischen Liverpool und Leverkusen? Kann sich die Bundesliga mit der Premier League messen?


    Hyypiä: Wenn Sie jetzt als Antwort erwarten, dass in Liverpool alles besser und eine Nummer größer ist, muss ich Sie enttäuschen. Sowohl der FC Liverpool als auch Bayer 04 sind professionell geführte Klubs nur bei Bayer ist alles brandneu. Das Stadion, der Lizenzspielerbereich, die medizinische Betreuung: Alles ist optimal, alles auf dem neuestem Stand. Besser geht es nicht. An der Anfield Road ist alles etwas älter, oder sagen wir besser: altehrwürdig.


    Wie meinen Sie das?


    Hyypiä: Damit hängt natürlich damit zusammen, dass kaum ein Klub auf der Welt eine solche Tradition besitzt wie der FC Liverpool. Insgesamt denke ich, dass die Bundesliga zweifellos zu den vier großen Ligen in Europa zählt. In England gibt es vier, fünf große Klubs, die den Meistertitel unter sich ausmachen. Das besondere Merkmal der Bundesliga ist, dass - vielleicht abgesehen von Bayern München - viele Mannschaften auf Augenhöhe sind. Überraschungen kann es immer geben siehe Wolfsburg im letzten Jahr.


    Was gefällt Ihnen in Deutschland?


    Hyypiä: Wir fühlen uns wirklich sehr wohl. Skandinavier haben, glaube ich, auch einen ganz guten Draht zu den Deutschen. Man kann hier angenehm leben, es gefällt uns. Und die Atmosphäre ist großartig. Die Bundesliga hat fantastische, moderne Stadien. Es macht Spaß, hier zu spielen.


    Sie haben auch schon Freunde in Deutschland: zum Beispiel Campino (Sänger der Band "Die toten Hosen", Anm. d. Red.) . Was denkt denn der Düsseldorf-Fan darüber, dass Sie ausgerechnet bei einem Rivalen vom Rhein spielen?


    Hyypiä: Campino hat auf meiner Hochzeit für mich "You'll never walk alone" gesungen. Ich wusste gar nicht, dass er in Deutschland so populär ist. Na ja, und seitdem ich für Bayer spiele, schlägt sein Herz auch ein kleines bisschen für Leverkusen. Er würde mir schließlich niemals etwas Schlechtes wünschen.


    Was können Sie als 35-Jähriger Leverkusen überhaupt bieten? Ist es die Erfahrung?


    Hyypiä: Nur mit Erfahrung kommt man in der Bundesliga nicht weit. Man sollte sich auch noch ein kleines bisschen bewegen können, die entsprechende körperliche Konstitution mitbringen, nicht zu vergessen ein gewisses fußballerisches Niveau. Sonst sieht man tatsächlich sehr alt aus.


    Bruno Labbadia gab grünes Licht für Ihren Transfer, dann wechselte er allerdings nach Hamburg. Was denken Sie über den neuen Trainer Jupp Heynckes? Einige sagen, seine Philosophie sei altmodisch.


    Hyypiä: Nein, diese Meinung teile ich nicht. Jupp Heynckes ist sehr offen im Umgang, besonders auch mit jungen Spielern. Er selbst sagt ja von sich, dass er seinen Stil im Laufe der Zeit verändert hat. Er geht sehr gut auf den Einzelnen ein. Seine Erfahrung als Trainer ist sehr wichtig, er hat große Titel gewonnen. Wir alle profitieren davon.


    Können Sie sich vorstellen, eines Tages selbst Trainer zu werden?


    Hyypiä: Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass ich auch nach meiner Spielerkarriere weiterhin mit Fußball zu tun haben werde. Aber momentan befasse ich mich damit nicht. Ich habe zwei Jahre Vertrag in Leverkusen - als Spieler.


    Sie haben bei Ihrer Vorstellung in Leverkusen gesagt, dass es Ihr Ziel sei, Bayern München herauszufordern. Da haben Sie sich aber was vorgenommen.


    Hyypiä: Bayern München steht über den Dingen, wenn alles normal läuft. Mit denen können wir uns nicht vergleichen. Deshalb denke ich auch nicht über den Titelgewinn in der Bundesliga nach. Für Bayer Leverkusen muss das Ziel ein internationaler Wettbewerb sein. Das können wir schaffen. Dafür tun wir alles.


    Das Interview führte Jens Sitarek / Eurosport


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