Zoff um Bayers Billig-Team

  • Ex-Manager Calmund widerspricht Sportdirektor Völler


    An der Wand hinter Rudi Völlers Schreibtisch hängt die Großaufnahme einer Szene von Leverkusens Heimspiel gegen das englische Topteam Manchester United. Entstanden ist das Bild im Frühjahr 2002, als Bayer im Champions-League-Halbfinale gegen ManU den Einzug ins Endspiel schaffte. „Ich werde das Foto erst austauschen, wenn wir den Erfolg wiederholen“, sagt Bayers Sportdirektor. Und fügt lachend hinzu: „Wahrscheinlich habe ich bis dahin einen Rauschebart.“


    Völler (49) hat gut lachen. Nach sieben Spieltagen ist sein Team ungeschlagen Tabellenzweiter, punktgleich mit Spitzenreiter HSV. „Wir hatten einen guten Start. Unser Ziel bleibt der internationale Wettbewerb“, sagt Trainer Jupp Heynckes (64) nach dem 1:0 in Köln.


    Und langsam werden Erinnerungen wach an 2002, die erfolgreichste Bayer-Saison aller Zeiten. Damals wurde die Mannschaft unter Trainer Klaus Toppmöller (58) Vizemeister, stand im Champions-League- und im DFB-Pokal-Finale. „Im Vergleich zum Erfolgsteam von 2002 haben wir heute eine Billig-Truppe“, sagt Völler nun.


    Dem widerspricht Bayer-Legende Reiner Calmund (60), damals Leverkusen-Manager, allerdings energisch: „Allein Stefan Kießling war doch teurer als Dimitar Berbatov und Ulf Kirsten. Und Ulf war ein Jahrhundert-Torjäger - den kann man mit Kießling nicht vergleichen.“


    Calmund rechnet vor: „Ze Roberto kostete nur rund vier Millionen. Michael Ballack war mit knapp vier Millionen ein Schnäppchen. Bei uns ist er zum Weltstar geworden.“


    Ballack spielt inzwischen bei Chelsea London, Lucio, damals Verteidiger bei Leverkusen, steht bei Inter Mailand unter Vertrag, Stürmer Berbatov hat es über Tottenham Hotspur zu Manchester United geschafft. Und Ze Roberto ist mittlerweile der Top-Spieler beim Tabellenführer, dem Hamburger SV.


    Die aktuelle Mannschaft ist laut Internetseite transfermarkt.de 111 Millionen Euro wert. Damit ist sie zumindest für den Top-Stürmer Kießling (25) alles andere als ein Schnäppchen: „Eren Derdiyok hat knapp vier Millionen gekostet. Ich damals etwas mehr. Renato wurde für zehn Millionen gekauft. Das ist doch schon eine Menge. Aber klar ist auch, dass wir hier niemanden für 30 Millionen kaufen können“, sagt Kießling, der nach fünf Toren an den ersten fünf Spieltagen nun zweimal nicht traf.
    Kai Psotta/Marco Fenske





    Quelle: SportBild-Printausgabe vom 30.09.09