Heynckes: „Ja, über Bayern hätte ich nachgedacht“ / TEIL 2

  • Fortsetzung von Teil 1


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    kicker: Bundestrainer Löw entschied sich gegen Kießling. Ein Fehler?


    Heynckes: Entscheidungen des Bundestrainers kommentiere ich nie. Aber ich würde mir wünschen, dass Stefan das nächste Mal dabei ist. Er hat es verdient. Solche Spieler gibt es nicht sehr viele in Deutschland.


    kicker: Sie kennen Robert Enke gut. Wird er oder Adler die Nummer 1?


    Heynckes: Ich nahm Robert mit nach Lissabon, als er in der Schießbude Gladbach stand. Er ist ein fantastischer Mensch und hat sich als Torwart weiterentwickelt. Aber ich sehe René Adler als Nummer 1 im deutschen Tor: Er ist ein Klassekeeper, hat großes Talent und ist dank seines Intellekts schon ein Führungsspieler bei uns. Wenn er ständig im Europapokal spielt, wird er ein Weltklassetorwart.


    kicker: Welche Ihrer Talente sind noch Kandidaten für Löw?


    Heynckes: Castro, wenn er sich mit seinem Riesenpotenzial nicht begnügt und weiterentwickelt.


    kicker: Wenn Sie heute die Tabelle betrachten: Schauen Sie zuallererst auf den Abstand zum FC Bayern?


    Heynckes: Ich schaue immer auf die Gegentore, weil die Defensive entscheidet, ob man etwas gewinnt.


    kicker: Ihr früherer Trainer in Gladbach, Hennes Weisweiler, wird sich im Grab umdrehen.


    Heynckes: Ja. Aber ich bin trotzdem ein Offensivverfechter.


    kicker: Bayer stand 2008/09 am 13. Spieltag auf Platz 1, in der Rückserie folgte der Absturz. Warum droht diese Gefahr jetzt nicht mehr?


    Heynckes: Wir haben Prozesse angeschoben, legen mehr Wert auf das gesamte Defensivverhalten, haben eine gezielte Trainingssteuerung. Zudem glaube ich, so viel Erfahrung zu haben, dass ich weiß, was zu tun ist. Und die Spieler sind überzeugt: Das passiert uns nicht mehr.


    kicker: Was ist also möglich für den ewigen Zweiten Bayer?


    Heynckes: Wir möchten in den europäischen Wettbewerb, zugleich soll die Mannschaft routinierter, cleverer werden. Insgesamt wollen wir unsere Fans zufriedenstellen. Wir wollen das Optimale.


    kicker: In Hamburg wartet Ex-Trainer Labbadia. Fürchten Sie, dass einige Spieler übermotiviert sind?


    Heynckes: Quatsch! Wir spielen gegen den HSV und nicht gegen eine Einzelperson.


    kicker: Wäre mit dem Meistertitel Ihre Mission beendet?


    Heynckes: Ich habe einen Zweijahresvertrag und denke zunächst nur an diese Saison.


    kicker: Sind Sie für die Rente mit 65 oder 67?


    Heynckes: Ich fühle mich auch mit 67 für die Rente noch zu jung.


    INTERVIEW: KARLHEINZ WILD




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 12.10.09