Sami Hyypiä hat in seiner Karriere viele große Titel gesammelt. Mit dem FC Liverpool gewann der Innenverteidiger unter anderem die Champions League und den UEFA-Cup. Nie aber gelang es dem Kapitän der finnischen Nationalmannschaft, der seit Saisonbeginn für Bayer Leverkusen spielt, sich mit seinem Land für ein großes Turnier zu qualifizieren. Im Gespräch mit Kerstin von Kalckreuth, Sportredakteurin der "Kölnischen Rundschau", stellt Hyypiä Finnlands aktuelle Auswahl vor.
"Natürlich hätte ich sehr gerne einmal an einer EM und WM teilgenommen. Ich bin aber auch so immer sehr stolz darauf, für mein Land zu spielen", sagt Sami Hyypiä und lächelt. Und eigentlich überrascht es ihn nicht, dass es auch diesmal nicht gereicht hat. "Wir haben mit Deutschland und Russland den Final- und den Halbfinalteilnehmer der EURO 2008 in unserer Gruppe. Die Leute hätten uns wohl für verrückt gehalten, wenn wir gesagt hätten: Wir wollen Gruppen-Erster werden." Egal, dann eben beim nächsten Mal. "Wir werden es weiter versuchen – und wer weiß, vielleicht komme ich ja irgendwann mal als Trainer mit Finnland zu einem großen Turnier", sagt der 36-Jährige.
Hyypiä: "Deutschland zu schlagen, wäre groß"
Vielleicht beim nächsten Mal. Der Kader wird dann in jedem Fall anders aufgestellt sein. Die finnische Nationalmannschaft befindet sich im Moment in einem Wandel. "Viele unserer älteren Spieler werden nach der WM-Qualifikation aufhören", sagt Hyypiä. Ob der Verteidiger, der im Sommer vom FC Liverpool zu Bayer Leverkusen wechselte, weitermacht, hat er noch nicht entschieden. "Dafür spricht, dass ich unseren jungen Spielern mit meiner Erfahrung helfen kann, den Sprung in die Mannschaft zu schaffen."
Zu Nationaltrainer Stuart Baxter pflegt Hyypiä ein gutes Verhältnis. "Wir sprechen viel über unsere Mannschaft." Gut möglich, dass Baxter das Duell gegen Deutschland für Experimente nutzt und einigen jungen Spielern eine Chance gibt. Verschenken aber werden die Finnen das Spiel nicht. "Wir wollen auf jeden Fall gewinnen", versichert Hyypiä: "Deutschland im eigenen Land zu schlagen, das wäre groß." Wie und mit wem das gelingen soll, schildert Finnlands Kapitän im Gespräch mit DFB-Aktuell.
Im Tor wird Jussi Jääskeläinen (34 Jahre) stehen. Er war lange einer der besten Torhüter der Premier League. Jussi spielt für die Bolton Wanderers und wurde in der Saison 2006/2007 sogar zum "Spieler des Jahres" in England gewählt. Er ist schon lange einer der ganz wichtigen Charaktere unserer Mannschaft. Wenn wir Erfolg haben wollen, muss er immer ganz besonders gut spielen. Mit Jussi teile ich mir meist ein Zimmer.
In der Innenverteidigung spielt schon lange Hannu Tihinen (33) neben mir. Wir verstehen uns sehr gut. Hannu ist viel herumgekommen in seiner Karriere, aber jetzt hat er sein Glück in der Schweiz gefunden. Er ist Kapitän des FC Zürich und spielt in der Champions League. Wir ergänzen uns als Anführer ganz gut. Ich bin in der Kabine eher ruhig. Hannu wird auch mal laut, damit alle parieren. Er spielt stets mit Helm, weil er nach einigen Kopfverletzungen Probleme hatte. Eine ernste Angelegenheit, aber wir ziehen ihn gerne damit auf, und er kann mit uns darüber lachen.
Finnlands Abwehr überzeugt durch Erfahrung
Petri Pasanen (29) spielt bei Werder Bremen und kennt die deutschen Spieler daher gut. Ich denke, dass er einer der Führungsspieler wird, wenn wir älteren zurücktreten. Seine Hobbys – in die Sauna gehen und Angeln – sind übrigens keine Klischees, das mache ich auch sehr gerne. Petri ist grundsätzlich ruhig, aber ich habe schon das Feuer in seinen Augen gesehen, wenn ihm etwas nicht passt. Da kann er sehr temperamentvoll werden. Er hat das Auge für den richtigen Pass und einen sehr guten Schuss.
Unsere Abwehr ist insgesamt sehr erfahren. Als ein hoffnungsvoller Spieler für die Zukunft gilt Niklas Moisander (24). Beim AZ Alkmar spielt er in der Innenverteidigung, aber da diese mit Hannu und mir derzeit noch blockiert ist, kommt er mit seinem guten linken Fuß bis jetzt hinten links zum Einsatz. Als Niklas jung war, hat er die Schule von Ajax Amsterdam durchlaufen, das sieht man. Ari Nyman (25) von Inter Turku war schon ein paar Mal bei der Nationalmannschaft dabei, genau wie Veli Lampi (25), der mit Hannu Tihinen in Zürich spielt und vor allem sehr schnell ist. Für die Zukunft wäre der Kapitän unserer U 21, Tim Sparv (22), einer. Er spielt eigentlich im defensiven Mittelfeld, aber ich finde viel von mir in ihm wieder. Vielleicht müssen wir mal mit ihm reden, dass er in die Innenverteidigung wechselt. Ich könnte ihn mir dort sehr gut vorstellen.
Sprechen wir über das Mittelfeld, dann reden wir natürlich über Jari Litmanen. Er ist inzwischen 38 Jahre alt, aber wenn er den Ball hat, sieht man seine technische Brillanz. Jari ist immer für den besonderen Pass gut, das hat sich kein bisschen geändert. Zudem hat er für große Klubs gespielt, wie Ajax Amsterdam, den FC Barcelona oder den FC Liverpool. Seine Zeit in Rostock war ja nicht ganz so erfolgreich. (Rostock stieg 2005 mit Litmanen ab, d. Red.). Jari ist der Grund dafür, dass inzwischen viele junge finnische Spieler in die Niederlande wechseln. Er ist damals zu Ajax gegangen und hat dort sehr gut gespielt. Anschließend ist das Interesse der niederländischen Klubs an finnischen Spielern sehr gewachsen. Das war bei mir ähnlich. Als ich nach England gegangen bin, gab es kaum Finnen in der Premier League. Inzwischen spielen dort einige. Jari ist mittlerweile in seine Geburtsstadt, zum FC Lahti, zurückgekehrt. Das hat der finnischen Liga Aufwind gegeben.
Eremenko möglicher Nachfolger von Jari Litmanen
Einen Ersatz für Litmanen wird es nicht geben. Er ist einzigartig. Aber wir haben mit Alexei Eremenko (26) einen sehr geschickten Techniker, der mit dem Ball Dinge macht, die niemand erwartet. Ihm fehlt noch die Konstanz, aber er könnte Jari am ehesten nachfolgen. Auch Alexeis jüngerer Bruder Roman (22) ist sehr talentiert. Ihr Vater, Alexei Senior, war russischer Nationalspieler, der zum Fußballspielen nach Finnland kam. Roman steht jetzt bei Dynamo Kiew unter Vertrag, einem sehr guten Team. Das wird ihn noch weiter nach vorne bringen. Wenn sie konzentriert arbeiten, haben die Brüder eine gute Zukunft vor sich.
Im Mittelfeld haben wir noch Jonatan Johansson (34), Markus Heikkinen (31) und Joonas Kolkka (35), die sehr erfahren und normalerweise gesetzt sind. Jonatan hat im Hinspiel gegen Deutschland ein Tor gemacht. Er hat diverse Titel mit den Glasgow Rangers gewonnen. Zuletzt war er bei Hibernian in Schottland unter Vertrag, momentan aber hat er keinen Verein, was natürlich ein Problem für ihn ist. Jetzt hält er sich erstmal bei einem schottischen Klub fit. Wie Jonatan ist auch Teemu Tainio (29) von Birmingham City schon lange dabei. Aber er hat immer wieder Spiele verpasst. Merkwürdigerweise hat er sich oft genau vor einem Länderspiel verletzt, so dass wir jetzt immer alle ganz besonders hoffen, dass er das letzte Ligaspiel bevor wir uns treffen, gut übersteht.
Im Angriff ruhen unsere Hoffnungen auf Berat Sadik (23). Er musste zuletzt bisweilen als einzige Spitze ran, weil Mikael Forssell (28) von Hannover 96 verletzt fehlt. Ich mag Berat sehr. Er hatte keinen sehr gelungenen Einstand bei uns in der WM-Qualifikation gegen Liechtenstein (1:1), aber es war auch schwierig für ihn, weil die ganze Mannschaft nicht so gut gespielt hat. Zudem steht uns noch Shefki Kuqi (32) zur Verfügung, der wie sein jüngerer Bruder Njazi (26) bei TuS Koblenz spielt, und auch Niclas Tarvajäri (26) vom Karlsruher SC. Die Zukunft könnte Spielern wie Teemu Pukki (19) und Lauri Dalla Valle (18) gehören. Teemu spielt beim FC Sevilla in Spanien und Lauri steht beim FC Liverpool unter Vertrag. Sie sind noch jung und müssen sich entwickeln, aber sie sind sehr talentiert.
Quelle: =20275&tx_dfbnews_pi4[cat]=56]dfb.de