"Ich bin kein Freund großer Ankündigungen"

  • Stefan Kießling will mit Bayer Leverkusen die Punkte aus Hamburg entführen. Auch die WM 2010 in Südafrika hat der Angreifer der Werks-Elf noch nicht zu den Akten gelegt.


    Er führt die Bundesliga-Torschützenliste mit sechs Treffern an. Am Samstagabend gastiert Stefan Kießling mit Bayer Leverkusen in der HSH Nordbank Arena. Vor dem Spitzenspiel macht sich der Torjäger der Werks-Elf im Interview mit hsv.de seine Gedanken zum Thema Weltmeisterschaft und natürlich zum Duell gegen den Hamburger SV.


    hsv.de: Stefan Kießling, hätten Sie vor der Saison geglaubt, dass die Partie HSV – Bayer am 9. Spieltag das absolute Top-Spiel sein würde?


    Stefan Kießling: Warum nicht? Schließlich sind das zwei starke Mannschaften.


    Warum stehen beide Teams derzeit in der Tabelle ganz oben?

    Kießling: Weil beide es geschafft haben, von Beginn an konzentriert aufzutreten und ihr Potenzial abzurufen. Anderen Mannschaften ist das eben noch nicht so gut gelungen. Aber ich denke nicht, dass es bei einem Zweikampf bleiben wird.

    Ihrem Verein hängt seit jeher im Boulevard der lästige Titel „Bayer Vizekusen“ an – ist das Team in dieser Saison stark genug, um tatsächlich um den Titel mitzuspielen?

    Kießling: Es tut uns allen gut, unaufgeregt und realistisch mit unserer momentan sehr guten Situation umzugehen. Das tun wir. Unser Ziel bleibt das Erreichen eines internationalen Wettbewerbs.

    Welchen Einfluss hat Jupp Heynckes auf den derzeitigen Erfolg?

    Kießling: Entscheidenden Einfluss natürlich. Er ist der Trainer.

    Sie rangieren auch bei den Torjägern ganz oben. Wie erklären Sie sich Ihren Lauf?


    Kießling: Ich möchte und kann meine Tore nicht erklären. Ich schieße sie einfach. Aber natürlich profitiere ich dabei von meinen Mitspielern. Wir sind als Mannschaft in einer sehr guten Verfassung.


    Wie viele Treffer können sich die Fans noch von Ihnen erwarten in dieser Saison?


    Kießling: So viele wie eben möglich.


    Dabei ist mit Patrick Helmes sogar noch ein hochkarätiger Stürmer außer Gefecht. Was erwartet die Liga, wenn die Sturmreihe Kießling-Derdiyok-Helmes komplett ist?


    Kießling: Ich bin kein Freund großer Ankündigungen. Aber sicherlich wird unsere Mannschaft nicht schlechter aufgestellt sein, wenn Pat wieder dabei ist.


    Am Wochenende trifft der beste Angriff der Liga (20 HSV-Tore) auf die beste Verteidigung (5 Bayer-Gegentore). Was bedeutet das für dieses Spiel?


    Kießling: Ich erwarte ein packendes und umkämpftes Spiel. Beide Mannschaften werden sich nichts schenken. Für die Zuschauer wird es bestimmt interessant.


    Ein Thema, an dem man derzeit nicht vorbei kommt, ist die Nationalmannschaft und ihre Nicht-Berücksichtigung trotz hervorragender Form. Sind Sie vom Typ her so ruhig, dass Sie das Thema derart gelassen angehen?


    Kießling: Wenn ich mich aufrege, bringt es mir gar nichts. Ich muss mich einfach weiter reinhängen und versuchen, mich durch meine Leistungen bei Bayer aufzudrängen.


    Hat der Bundestrainer zumindest das Gespräch mit Ihnen gesucht?


    Kießling: Wenn der Bundestrainer allen Spielern, die er nicht nominiert hat, seine Personalentscheidungen detailliert begründen müsste, dann hätte er wohl noch bis drei Tage nach dem Spiel zu tun. Das kann niemand erwarten. Ich weiß, dass er mich nicht abgeschrieben hat.


    Sie sind also trotz der anhaltenden Ignoranz Joachim Löws noch zuversichtlich, 2010 mit nach Südafrika zu fliegen, gesetzt den Fall, die Qualifikation für die Weltmeisterschaft gelingt?


    Kießling: Der Bundestrainer ignoriert mich nicht. Ich bin sicher, dass er mich im Blick hat. Deshalb werde ich alles tun, um mich durch gute Leistungen in Leverkusen bei der Nationalmannschaft zu empfehlen. Die WM in Südafrika ist ein Traum, den ich mir gerne erfüllen würde.


    Zwischendrin stockte Ihre Tor-Serie einmal, der Bart ist also ab. Was sagt Ihre Frau dazu?


    Kießling: Die fand den gar nicht so schlimm.


    Gegen Nürnberg trafen Sie erneut, ist der Bart-Ansatz schon wieder zu erkennen?


    Kießling: Das lassen wir mal. Ich denke, auf Dauer wäre die Sache ziemlich langweilig.


    Das Duell gegen den FCN war für Sie ein ganz besonderes, schließlich ging es gegen Ihren Ex-Verein. Gibt es noch Kontakt nach Nürnberg?


    Kießling: Natürlich gibt es noch Kontakte. Aber inzwischen bin ich schon ziemlich lange in Leverkusen. Da hat sich auch beim Club einiges getan.


    Bayer Leverkusen ist wie der HSV noch ungeschlagen, persönlich erlitten sie gegen Hamburg schon eine 1:3-Niederlage in dieser Saison – der kleine Jonas aus der HSV-Fußballschule war im ZDF-Sportstudio für Sie nicht zu schlagen…


    Kießling: Er war sehr sympathisch, ein pfiffiger Typ. Eine ehrenvolle Niederlage für mich. Ich habe sie aufrecht hingenommen.



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