"Teufelsaustreiber" ohne Angst vor dem Einbruch

  • Vor dem Topspiel beim HSV erklärt Jupp Heynckes bei Sport1.de Leverkusens Erfolgsrezept. Ein Defensivmann bekommt ein Sonderlob.


    Von Julian Meißner und Martin Volkmar


    München - Das Staunen war groß, als Bayer Leverkusen im Juni Jupp Heynckes als Nachfolger von Bruno Labbadia präsentierte.


    Doch der 64-Jährige, der fünf Spieltage vor Saisonende eigentlich nur zwecks eines Freundschaftsdienstes für Bayern-Manager Uli Hoeneß ins Bundesliga-Geschäft zurückgekehrt war, zeigt momentan mit Leverkusen, dass er noch lange nicht zum alten Eisen gehört.


    Ganz im Gegenteil: Nach acht Spielen führt sein Team ungeschlagen die Bundesligatabelle an und will diese Position im Topspiel der neunten Runde beim - ebenfalls noch unbesiegten - Hamburger SV selbstverständlich verteidigen.


    "Effizienter, ökonomischer"


    Eine Ausgangslage, mit der vor der Saison die wenigsten Experten gerechnet hatten.


    "Die Mannschaft ist in einem Entwicklungsprozess", erklärt Heynckes den Lauf seines Teams gegenüber Sport1.de: "Sie spielt effizienter, ökonomischer, nicht mehr auf Teufel komm raus", so der Bayer-Coach.


    Und weiter: "Sie macht weniger Fehler, vermeidet zum Beispiel einfache Ballverluste, wenn wir mit fünf, sechs Mann in der Vorwärtsbewegung sind."


    Offensive gezügelt


    Zudem hat "Don Jupp" Bayers einst unbändigem Offensivdrang ein Ende gesetzt.


    Er lobt seine Mannschaft: "Sie fokussiert sich nicht mehr nur vornehmlich auf das Erzielen von Toren."


    Heißt: "Auch ein schlichtes 0:0 kann ein Erfolgserlebnis sein, wenn es gegen einen starken Gegner erreicht wird. Die Mannschaft ist gereift. Und sie hat mit einem Spieler wie Sami Hyypiä einen ruhenden Pol bekommen."


    Beste Defensive der Liga


    Auch der Einkauf des finnischen Routiniers im stolzen Alter von 36 Jahren sorgte im Sommer für Aufsehen.


    Doch die neu gewonnene Stabilität der Bayer-Verteidigung gibt den Verantwortlichen um Heynckes und Sportdirektor Rudi Völler Recht.


    Mit nur fünf Gegentreffern stellen die Rheinländer gemeinsam mit Schalke 04 die beste Defensive der Liga.


    Ritual mit Adler


    Und die Bayer-Youngsters wie Torhüter Rene Adler haben in Hyypiä neben dem Trainer eine zweite Vaterfigur.


    So verriet der DFB-Keeper jüngst, dass er sich mit seinem zwölf Jahre älteren Vordermann vor jeder Partie speziell darauf einschwört, auch ja die Null zu halten.


    Immerhin in sechs von zehn Pflichtspielen ging der Plan auf. Auch Rückschläge wurden verkraftet. Etwa als Rechtsverteidiger Michal Kadlec nach einem bei der tschechischen Nationalmannschaft erlittenen Syndesmosebanandriss ausfiel.


    Wie jetzt bekannt wurde wird Kadlec der Bayer-Verteidigung auch noch weitere zwei Wochen nicht zur Verfügung stehen.


    "Niemand klopft sich auf die Brust"


    Heynckes ist natürlich bewusst, dass der Tabellenstand nur eine Momentaufnahme ist. Doch er ist zuversichtlich, dass Leverkusen seine Position halten kann


    "Ich bin überzeugt, dass wir keinen Einbruch wie in den vergangenen Jahren erleben werden", sagt er wohl wissend, dass Leverkusen nicht zum ersten Mal eine starke Hinrunde bestreitet.


    "Nach acht Spieltagen klopft sich hier niemand an die Brust und behauptet, schon etwas erreicht zu haben."


    Heynckes' große Hoffnung: "Ich muss wirklich sagen, dass nicht nur die Spieler, sondern alle im Klub mit unserer momentan hervorragenden Situation angenehm unaufgeregt umgehen. Jeder hier weiß, dass wir noch viel zu arbeiten haben."


    Duell mit Labbadia kein Thema?


    Erster Schritt ist die Partie beim HSV, in der die Leverkusener nach 1899 Hoffenheim (1:0), Meister VfL Wolfsburg (3:2) und Werder Bremen (0:0) zum vierten Mal in dieser Saison auf eines der Top-Teams der Bundesliga treffen.


    Dass der HSV bekanntermaßen von Heynckes-Vorgänger Labbadia trainiert wird, ändert für Bayer-Kapitän Simon Rolfes die Ausgangslage nicht.


    Im Interview mit Sport1.de sagte er: "Es ist ein Spitzenspiel zwischen dem Ersten und dem Zweiten. Da ist es für die Motivation völlig egal, ob unser Ex-Trainer die Hamburger trainiert oder nicht."


    Heynckes dürfte das ähnlich sehen.




    Quelle: sport1.de