Adler: „Ich zähle uns zur Spitze des deutschen Fußballs“

  • Über den Titel will Heynckes noch nicht reden – Sportdirektor Völler fordert Sieg gegen Dortmund


    Sie waren nicht gekommen, um im Hurrastil die Tabellenführung beim direkten Verfolger zu verteidigen. Und auch nicht, um dem Ex-Trainer Bruno Labbadia, dem man, so Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser, „freundschaftlich“ begegnete, in die Karten zu spielen. Der Spitzenreiter trat vorsichtig, lange Zeit überraschend verhalten beim punktgleichen Tabellenzweiten auf. Vom spektakulären Offensivfußball, den die Mannschaft zweifelsohne spielen kann, war nicht viel zu sehen. Und so gingen Spieler und Verantwortliche trotz des als Erfolg zu wertenden Remis auch kritisch mit der eigenen Darbietung um. „Viele Kontermöglichkeiten haben wir durch unsauberes Passspiel versäumt“, monierte Holzhäuser. Trainer Jupp Heynckes resümierte nicht ganz zufrieden: „Ich hätte mir schon gewünscht, dass wir mutiger nach vorne spielen.“


    Allein: Seine Wechsel waren auch nicht gerade der Aufruf zur Attacke auf den HSV. Erst brachte er Mittelfeldmann Toni Kroos für Stürmer Eren Derdiyok, dann den defensiven Stefan Reinartz für den verletzten Offensivaußen Renato Augusto. Heynckes sicherte lieber einen Punkt und die Spitzenposition, verzichtete auf das große Risiko. „Wir haben unser Spielkonzept auf Abwehrorganisation angelegt“, erklärte der Trainer, dessen Taktik zweifelsohne aufging.


    Und so verließen die Bayer-Schützlinge den Ort des Gipfeltreffens erhobenen Hauptes, weiterhin als Tabellenführer. Doch wo will man hin? Ist man schon eine Spitzenmannschaft? Oder doch nur ein Zufalls-Erster? „Eine Spitzenmannschaft hätte dieses Spiel gewonnen“, äußert sich Tranquillo Barnetta bei diesem Thema wie die meisten seiner Mitspieler lieber defensiv. Der europäische Wettbewerb bleibe das Ziel, so Trainer Heynckes, der vor dem 30. Spieltag vom Thema Meisterschaft nichts wissen möchte. „Wenn wir dann auch noch oben stehen, können wir darüber reden.“ Mit breiterer Brust tritt hingegen Nationaltorwart René Adler auf, im Gespräch mit dem kicker sagte er: „Wir stehen auf Platz eins, ich zähle uns zur Spitze des deutschen Fußballs.“


    Die Spitzenposition in der Liga gilt es nun weiter zu verteidigen. „Es ist jetzt alles enger zusammengerückt“, so Sportdirektor Rudi Völler, der einen Sieg am Freitag gegen Dortmund fordert. „Wir müssen jetzt nachziehen.“ Mit mehr Mut nach vorne sollte das möglich sein.



    PERSONALIEN
    Renato Augusto (21) musste nach einem Tritt gegen die ohnehin angeschlagene linke Wade in Hamburg (0:0) ausgewechselt werden, wird aber in dieser Woche wieder normal trainieren.




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 19.10.09