Ich holte einen Torwart – und bekam einen wertvollen Menschen

  • Robert Enke war sichtlich überrascht, als ich ihm im Juni 1999 ein Angebot von Benfica Lissabon machte. Er war gerade mit Borussia Mönchengladbach aus der Bundesliga abgestiegen und hatte insgesamt 79 Gegentore kassiert, weit mehr als jeder andere.


    Wir saßen zusammen in meinem Haus am Bökelberg und ich merkte, wie sehr ihm die Vorstellung gefiel, demnächst im Tor eines Weltclubs statt in einer Schießbude zu stehen.


    Ich hatte nach dem Gewinn der Champions League mit Real Madrid ein Jahr Pause gemacht und bei den Spielen meines alten Vereins war mir vor allem der junge Torwart aufgefallen. Mit seinen gerade mal 21 Jahren wirkte Robert erstaunlich ruhig, immer auf das Wesentliche konzentriert.


    Den Eindruck vermittelte er stets. Von Ängsten, den Ansprüchen bei Portugals Renommierverein womöglich nicht gewachsen zu sein, war nichts zu spüren.


    Robert gab sich offen, er war höflich, nahm die Menschen ernst. Dass er schnell die Landessprache lernte, Interviews auf Portugiesisch geben konnte, rechnete man ihm hoch an. Er wurde, ganz ungewöhnlich, als Ausländer Benficas Kapitän und Sympathieträger.


    Ich habe viele Bilder von Robert im Kopf, wenn ich an ihn denke. Wie angenehm es war, mit ihm auch über die Dinge abseits des Fußballs zu reden, wie für einen jungen Menschen ungewöhnlich besonnen er argumentierte. Seine Freundlichkeit hat ihm in Portugal viele Herzen geöffnet.


    Die Leute haben gespürt, dass ein wertvoller Mensch vor ihnen stand.

    Rudi Völler über Marcel Reif


    "Was der sagt, geht mir am Arsch vorbei, dieser Klugscheißer! Das können Sie ruhig so schreiben