Offenbar neuer Wettskandal im Fußball
Fünf Jahre nach dem Fall Hoyzer rollt offenbar ein Wettskandal ungeahnten Ausmaßes auf Deutschland und die Fußball-Welt zu. Spiele in mindestens neun europäischen Top-Ligen, darunter auch in Deutschland, werden auf Manipulationen untersucht.
Das will der Sportinformations Dienst (SID) aus sicherer Quelle erfahren haben. Der Onlinedienstes der 'Süddeutschen Zeitung' berichtet, dass die Ermittler zumindest in einem Fall vermuten, dass auch ein Spiel in Deutschland manipuliert worden ist. Dabei soll es sich um das Freundschaftsspiel SSV Ulm gegen Fenerbahce Istanbul (0:5) am 14. Juli 2009 handeln.
Aus den Unterlagen der Ermittler ergebe sich der Verdacht, "bislang unbekannte Spieler des SSV Ulm sollen für ihre Bereitschaft zu verlieren" einen niedrigen fünfstelligen Betrag erhalten haben. Es handele sich dabei aber nur um einen Anfangsverdacht. Neben Deutschland sollen unter anderem auch Österreich, Belgien, Bosnien-Herzegowina, Kroatien, Ungarn, Slowenien, die Schweiz und die Türkei von Wettmanipulationen betroffen sein.
Bande soll von Berlin aus agieren
Die Staatsanwaltschaft Bochum hatte zuvor bekannt gegeben, dass im Zuge eines Ermittlungsverfahrens gegen eine international agierende Bande am Donnerstag (19.11.2009) "eine Vielzahl von Durchsuchungen und Festnahmen im gesamten Bundesgebiet sowie im Ausland" erfolgt sein. Am Freitag will sich die Staatsanwaltschaft auf einer Pressekonferenz ab 14.00 Uhr in Bochum zu den Vorfällen äußern.
Möglicherweise holt der Fall Hoyzer den deutschen Fußball wieder ein. Nach Informationen der 'Berliner Morgenpost' agieren die Drahtzieher von Deutschland aus, der Kopf der Bande soll aus Berlin stammen. Er war bereits im Wettskandal um den Schiedsrichter Robert Hoyzer Ende 2004 in Erscheinung getreten. Der Bande werden "fortgesetzte, gewerbsmäßige Wettbetrügereien" zur Last gelegt.
Die Beschuldigten seien verdächtig, Spieler, Trainer, Schiedsrichter und Offizielle aus hochrangigen europäischen Fußball-Ligen gegen Geldzahlungen veranlasst zu haben, den Ausgang von Spielen im Sinne der Bande zu manipulieren und diese Situation für Wettbetrügereien ausgenutzt zu haben.
DFB und UEFA noch ohne Informationen
Nach Informationen der 'Morgenpost' sind am Donnerstagmorgen fünf Haftbefehle vollstreckt worden. In dem Verfahren würde insgesamt gegen 100 Tatverdächtige ermittelt, berichtete die Zeitung und berief sich auf Sicherheitskreise in der Hauptstad. Angeblich sind in Deutschland Wetten mit zum Teil sehr hohen Beträgen auf die manipulierten Spiele in der Türkei abgeschlossen worden.
Harald Stenger, Mediendirekor des Deutschen Fußball-Bundes (DFB), erklärte, dass man zu den Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Bochum noch keinen Kommentar abgeben könne, da dem DFB die Ermittlungsergebnisse bisher nicht bekannt seien. Bei der Europäischen Fußball-Union (UEFA) hielt man sich ebenfalls noch bedeckt. "Details kennen wir nicht. Wir warten gespannt auf die Pressekonferenz. Wir wissen noch nicht, welche Ligen in Deutschland betroffen sind und ob deutsche Vereine oder Funktionäre selbst aktiv waren - oder ob lediglich auf deutsche Spiele gewettet worden ist", sagte UEFA-Mediendirektor Rob Faulkner.
UEFA untersucht ebenfalls mögliche Manipulationen
Die UEFA hatte ihrerseits erst unlängst bekannt gegeben, das 40 Spiele auf mögliche Manipulationen untersucht werden. Dabei handelt es sich auch um Begegnungen der Champions League sowie des UEFA-Cups. Gegenstand dieser Untersuchung sind Qualifikationsspiele für die europäischen Wettbewerbe.
Im April dieses Jahres war der mazedonische Verein Pobeda Prilep für acht Jahre aus den UEFA-Wettbewerben ausgeschlossen worden. Der Verband befand den Klub der Manipulation in der Partie gegen den FC Pjunik Erewan aus Armenien für schuldig. Pobeda hatte in der ersten Qualifikationsrunde zur Champions League 1:3 im eigenen Stadion verloren. FK-Präsident Aleksandar Zabrcanec und der Spieler Nikolce Zdraveski wurden lebenslang gesperrt.