Was van Gaal von Heynckes lernen kann
Was ist los in der Liga? Was bewegt Fans und Medien? Die Bundesliga-Kolumne von Autor Udo Muras - immer freitags bei DFB.de.
Als Rudi Völler im Frühsommer in seinem Büro saß und einen Trainer suchte, wählte er irgendwann die Nummer von Uli Hoeneß, dem Manager-Kollegen in München. Danach war er schon etwas schlauer, ließ sich aber noch zu Karl-Heinz Rummenigge, seinem Sturmpartner in der Nationalelf der frühen Achtziger, durchstellen. Und auch vom Vorstandsvorsitzenden hörte er: "Nimm ihn, der brennt, der hat Blut geleckt."
Die Rede war von Jupp Heynckes. Der 64-Jährige hatte bei Bayern München bekanntlich die Saison 2008/2009 noch zu einem befriedigenden Ende und den Rekordmeister in die Champions League geführt – mit vier Siegen und einem Remis. Und Rudi Völler nahm ihn. Heute ist Heynckes also Trainer von Bayer 04 Leverkusen, verloren hat er seitdem immer noch nicht und am Sonntag kommt er als stolzer Tabellenführer nach München. Wäre er bloß mal da geblieben, denken sie sich in München zuweilen.
Nun kommt er als Gegner und zum für die Bayern ungünstigsten Zeitpunkt wieder, denn die stehen so schlecht da wie zuletzt vor 15 Jahren: Platz acht – und das Aus in der Champions League droht. Schon haben die Medien den "FC Hollywood" aufgrund einiger interner Querelen wiederaufleben lassen. Und nun fragen sich die ersten Macher auf dem Münchner Schlagzeilen-Boulevard, wann wohl das Stück vom fliegenden Holländer aufgeführt werde auf der Bundesliga-Bühne.
Van Gaal im Kreuzfeuer der Kritik
Louis van Gaal, der international so renommierte Trainer, hat sich seinen Start in der Bundesliga auch etwas anders vorgestellt und steht im Kreuzfeuer der Kritik: kein System, keine Stammformation und viel zu rau im Umgang mit seinen Stars, heißt es. Da jetzt auch von Uli Hoeneß und Präsident Franz Beckenbauer Aussagen kamen, die man als Unzufriedenheit interpretieren kann, wird es allmählich Zeit für van Gaal, den Erfolgsweg zu beschreiten.
"Ich zermartere mir den Kopf, warum das bei uns so schwierig ist mit den Trainern", hat Hoeneß unter der Woche gesagt und van Gaal geraten, nicht alles alleine machen zu wollen. Was er nicht gesagt hat: Der Jupp hat mich doch auch immer gefragt. Das war aber nicht immer so, auch Heynckes galt in der Branche als Erfinder der Sturheit, Reiter aller Prinzipien und Großmeister der Humorlosigkeit.
Die Wandlung des Josef H.
Doch das hat sich gewandelt, alle schwärmen in Leverkusen vom neuen Heynckes, der schon mal fünfe gerade sein lässt, Verspätungen beim Training toleriert, wenn sie gut begründet sind und nach einer überstandenen Krankheit einfach andere Prioritäten setzt im Leben. Er ist sechs Jahre älter als van Gaal und doch irgendwie jünger.
Josef "Jupp" Heynckes lehrt, dass es nie zu spät ist, sich zu ändern. Vielleicht sollte ihn van Gaal mal anrufen, so als jüngerer Kollege. Die Basis für ein gutes Gespräch müsste vorhanden sein, denn auch der Holländer hatte einen Jobvermittler. Er wurde den Bayern von Jupp Heynckes empfohlen – und der hatte es wirklich gut gemeint.
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