Leverkusen vermeidet Euphorie

  • Von Frank Nägele, 23.11.09, 21:40h
    Nach 13 Spielen an der Tabellenspitze - dennoch vermeidet Trainer Jupp Heynckes jeden Hauch von Euphorie. Dabei zeigt Bayer 04 Leverkusen in dieser Saison alles, was in der letzten Spielzeit gefehlt hat: Einsatz, Homogenität, Konsequenz.


    LEVERKUSEN - Das Schöne an Fußballspielen ist, dass jeder ein ganz persönliches Stück Wahrheit darin finden und es herausholen kann wie das Kind die Rosine aus dem Hefezopf. Aber jedes Kind weiß, dass auch bittere Rosinen dabei sind. Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser wählte am Montag genau diese, weil er den Gedanken nicht mag, dass nach dem 1:1 in München so etwas wie Euphorie ausbricht bei Bayer 04 Leverkusen. Es gibt so viele Fakten, die der Werkself schmeicheln. Ungeschlagen nach 13 Spielen, weiterhin Tabellenführer der Bundesliga, Stabilität trotz einer ganzen Reihe prominenter Ausfälle. Die Klippe Bayern München schön umschifft. Da sagt der Klubchef: „Wir dürfen nicht vergessen, dass wie sechsmal unentschieden gespielt haben, das sind für mich drei gefühlte Niederlagen. Da gibt es keinen Grund, in Jubel auszubrechen.“


    Es sagt viel über die Bundesliga, dass Kollege Karl-Heinz Rummenigge die selben Sätze über den FC Bayern München hätte zitieren können, ohne zu lügen. Auch die Bayern haben sechsmal Unentschieden gespielt. Aber die Intensität des Nichtjubels ist beim Rekordmeister um ein Vielfaches höher. Er hat als Tabellensiebter auch sechs Punkte weniger auf dem Konto. Der FC Bayern arbeitet weiter konsequent daran, alle Titel außer Reichweite zu bringen. Die Macher haben wenige Tage vor der Jahreshauptversammlung das Glück, dass das Schicksal des Trainers im Vordergrund steht. Louis van Gaal hat vom ersten Tag in München so wenig dafür getan, von anderen Menschen gemocht zu werden, dass die Frage nach dem Ende seiner Amtszeit für viele eine persönliche Angelegenheit ist. Rummenigge will diesen Gefühlen vor dem Champions-League-Spiel gegen Maccabi Haifa (Mittwoch, 20.45 Uhr) noch nicht nachgeben. „Es nützt jetzt nichts, irgendwelche emotionalen Dinge zu tun“, erklärte der Vorstandschef, „wir haben alle Druck und müssen versuchen, gemeinsam die Kurve zu kriegen.“


    Wie das gehen soll ohne die verletzten Wunderspieler Franck Ribéry und Arjen Robben, ist den Bayern wahrscheinlich selbst ein Rätsel. Trotz des unentschiedenen Ausgangs eines in der zweiten Halbzeit eher schwachen Spitzenspiels waren sie dem Gast in fast allen Belangen unterlegen. Einsatz, Homogenität, Spielwitz - das alles fehlt dem Spiel des FC Bayern, der am Sonntag hart daran gearbeitet hat, mit Pfiffen von seinen Fans vom Feld getrieben zu werden. Bayer 04 dämmerte danach, dass dies die Gelegenheit war, eine 20 Jahre währende Serie der Sieglosigkeit bei den Bayern zu beenden. „Ich trauere den zwei Punkten schon ein wenig nach“, sagte Trainer Jupp Heynckes. Immerhin hat der 64-Jährige geschafft, was dem Vorgänger Bruno Labbadia mit Bayer 04 im Vorjahr auch gelungen war: Spitzenreiter nach 13 Spieltagen. Danach ging es steil bergab, und am Ende waren alle Träume geplatzt. Allerdings sprechen schon seit Wochen viele Indizien gegen eine Wiederholung des Verfalls. Der Abwehrstabilisator Sami Hyypiä, die ausgleichende Respektsperson Jupp Heynckes, der unaufhaltsame Stefan Kießling - das 1:1 beim FC Bayern war sein neuntes Saisontor - und die Fähigkeit des Teams, Qualitätsverlust zu kompensieren. Obwohl Rolfes, Helmes, Renato Augusto und Kadlec seit Wochen fehlen, bleibt das Team oben. „Das sind extrem wichtige Spieler“, sagt Torhüter René Adler, „und darüber spricht nicht mal einer, das sagt viel über unsere Geschlossenheit.“ Rolfes, Helmes und Kadlec dürften noch in der Vorrunde zurückkehren, Renato Augusto bleibt nach seiner Knie-OP bis 2. Januar 2010 in Brasilien.


    Den letzten Grund nennt schließlich Wolfgang Holzhäuser selbst: „Arminia Bielefeld ist nicht mehr in der Liga.“ Der Leverkusener Angstgegner, der mit einem 2:1-Sieg am 14. Spieltag im November 2008 den Niedergang einleitete.


    Quelle: KStA

    Man sollte sich die Ruhe und Nervenstärke eines Stuhles zulegen. Der muss auch mit jedem Arsch klar kommen!