Eigentlich befindet er sich im besten Fußballer-Alter: Im Oktober 1999 feierte Zoltan Sebescen (34) im Trikot des VfL Wolfsburg sein Bundesliga-Debüt, anschließend war dem ein einziges Mal in die Nationalmannschaft berufenen Mittelfeldmann allerdings keine lange Profilaufbahn vergönnt. So kam er für Bayer 04 nach seinem Wechsel zur denkwürdigen Saison 2001/2002 nur noch auf 32 Einsätze, bevor trotz intensiver Reha-Maßnahmen nach insgesamt sechs Operationen am linken Knie im August 2005 kein Weg mehr an der Sportinvalidität vorbeiführte.
Fünf Fragen an den Sohn ungarischer Eltern, der mittlerweile in Stuttgart wohnt und als Hobby „Familie und Golf“ angibt.
Herr Sebescen, vor einigen Jahren haben Sie Ihre aktive Zeit mit folgendem Zitat kommentiert: „Es war eine schöne, bewegte und kurze Fußball-Karriere mit einem Scheiß-Ende!“ - würden Sie ohne Ihr großes Verletzungspech auch heute noch in der Bundesliga spielen?
Ich hätte wirklich nichts dagegen, jedes Wochenende in einem Stadion aufzulaufen, aber leider war es mir einfach nicht vergönnt. Mein linkes Knie hat es eben nicht mehr zugelassen, diesen Sport auf höchstem Niveau zu betreiben. Die Zeit des Haderns habe ich, Gott sei Dank, allerdings hinter mir, und so freue ich mich auf die neuen Aufgaben und Herausforderungen, die sich in der Zukunft ergeben werden.
Es gibt Kollegen, die nach 200 oder 300 Bundesliga-Spielen wenig aufregende sportliche Momente erlebt haben. Sie dagegen wechselten nach Leverkusen und verpassten 2002 im Endspurt der M******schaft, im DFB-Pokalfinale und im Champions-League-Showdown mit Real Madrid drei Mal knapp einen Titel. Mit welchen Gefühlen denken Sie an diese intensive Phase zurück?
Ich denke, wir haben damals eine großartige Saison gespielt und auch international gezeigt, dass wir zu dieser Zeit ohne Übertreibung zu den besten Teams Europas gehört haben. Ich weiß natürlich, dass im Fußballgeschäft nur T**el zählen, aber das soll und kann unsere tollen Leistungen aus jenen ereignisreichen Tagen nicht schmälern. Daher sind meine Gefühle durchweg positiv, obwohl ich von den drei Wettbewerben am liebsten auch alle drei Pokale gewonnen hätte. Bis heute noch Kontakt habe ich übrigens zu meinen damaligen Mitspielern Jens Nowotny, Jörg Butt und Yildiray „Illi“ Bastürk.
Selten wurde ein DFB-Neuling vergleichbar zum Sündenbock abgestempelt, wie es Ihnen nach Ihren - mit Verlaub - unglücklichen 45 Länderspielminuten im Februar 2000 beim 1:2 gegen die Niederlande erging. Hätte Sie der damalige Bundestrainer Erich Ribbeck lieber nicht nominieren sollen…?
Da fällt mir nur eine Gegenfrage ein: Wovon träumen letztlich alle Fußballer in ihrer aktiven Zeit? Genau: Viele würden sich gerne das Trikot der Nationalmannschaft einmal anziehen wollen und für Deutschland auf dem Platz stehen. Deshalb war dieses eine Länderspiel - unabhängig vom Verlauf und dem Resultat - das eindeutige Highlight meiner Laufbahn. Immerhin hatte ich erst sieben Bundesliga-Spiele absolviert, als ich berufen wurde - auch darauf bin ich stolz, denn wer kann schon diesen schnellen Karrieresprung von sich behaupten?
Nach einem Engagement als Jugendleiter bei Ihrem Heimatklub Stuttgarter Kickers sind Sie als Spielerberater bei der Sportmarketing-Agentur des früheren Karlsruher Bundesliga-Profis Martin Wiesner eingestiegen - unter den Klienten finden sich zum Beispiel die Torhüter Simon Jentzsch und Pascal Zuberbühler. Führen Sie seitdem vor allem ein Leben aus dem Koffer?
Als ehemaliger Fußballer ist das kein Problem. Aber ich versuche natürlich den Spagat zwischen Arbeit und Familie so gut wie möglich hinzubekommen. Nach meinem abgeschlossenen Sportmanagement-Studium steht für mich ohnehin fest, dass ich kein Traineramt anstreben werde - ich glaube einfach, dass ich im Anzug wohl besser aussehe als im Trainingsanzug.
Abschließend noch ein Blick voraus: Was trauen Sie aus der Ferne der Werkself am Ende der laufenden Saison 2009/2010 zu?
Ich glaube, Leverkusen wird bis zum Schluss um die M******schaft mitspielen, da muss man kein Prophet sein. Die modernisierte BayArena habe ich selbst leider noch nicht gesehen, werde dieses Versäumnis aber nachholen. Besonders gefällt mir René Adler, weil er für jemanden, der einst beim Bankdrücken gegen mich immer das Nachsehen hatte, einen Riesen-Job macht und auch noch ein Klasse-Typ ist! Selbst als Wahl-Schwabe tippe ich für das Spiel am Sonntag ein deutliches 3:0 für Bayer 04, da Stuttgart es in der momentanen Situation schwer haben wird, aus der BayArena einen oder drei Punkte mitzunehmen.