LEVERKUSEN: Enttäuschendes 0:0 als Beweis für die neue Stabilität
So langsam wird es ernst für Jupp Heynckes (64) und Bayer Leverkusen. Werden die letzten beiden Hinrundenspiele in Berlin und gegen Borussia Mönchengladbach nicht verloren, dann muss sich die „Werkself“ ernsthaft mit dem Unmöglichen beschäftigen. Denn: in der gesamten Bundesliga-Historie überstanden bislang zwei Teams die 17 Spiele bis zur Winterpause ungeschlagen, dies waren der Hamburger SV 1982/83 und der FC Bayern 1988/89 – beide Klubs standen am Ende der Saison ganz oben und feierten die Meisterschaft.
Gemach, gemach: Wie grau alle Theorie ist, zeigte der Samstag. Bayer präsentierte sich alles andere als meisterlich, sechs Tage nach der Fußball-Demonstration gegen den VfB Stuttgart (4:0) wurde mal gezaudert, mal gezögert, mal verbummelt, mal versemmelt. „Der letzte Pass kam oft nicht“, bemängelte Sportchef Rudi Völler (49), der „zu viele leichte Fehler“ sah und zu viele Aktionen, die danebengingen, weil wir zu ungeduldig waren.“
Doch Völler wäre nicht er selbst, sähe er nicht auch die positiven Aspekte. „Im vergangenen Jahr hätten wir solch ein Spiel ganz sicher verloren“, erinnerte er an schlechtere Zeiten und provozierte mit dieser Theorie fast einheitliches Kopfnicken bei den Zuhörern. In der Tat holte sich Bayer in der Vergangenheit zu oft Klatschen ab bei vermeintlich „kleinen“ Gegner, verlor noch in der Vorsaison als Tabellenführer bei Arminia Bielefeld. Und so steht das 0:0 vom Samstag, so mickrig es als Ergebnis klingt, durchaus auch für Bayers neue Stabilität.
Trotz großer personeller Probleme (gegen Hannover fiel auch noch Manuel Friedrich mit einer Wadenprellung aus) stolpert der Spitzenreiter nicht, der Kader gibt eine Menge her und längst sind nicht alle Möglichkeiten, insgesamt wie individuell, ausgeschöpft.
Dies wurde jedem Profi dann auch am Sonntag während der ausführlichen Video-Analyse der Partie vor Augen geführt. „Außer René Adler war ja keiner in Top-Form“, so Völler, der aber ebenso zufrieden registrierte: „Die Jungs haben sich selbstkritisch gezeigt und eingesehen, was sie falsch gemacht haben, dass es ein Tick zu wenig war in Hannover.“
In Berlin, am kommenden Freitag, darf dies nicht mehr passieren. Bei allem Verständnis lautet Völlers Forderung ganz eindeutig: „Noch so eine Leistung können wir uns nicht erlauben! Die Mannschaft muss sich steigern.“
NACHGEFRAGT
„Wir werden uns wieder steigern“
kicker: Ihr Fazit nach dem 0:0, Herr Castro?
Gonzalo Castro (22): Es war unser schlechtestes Saisonspiel. Und wir hatten Glück, dass René so stark gehalten hat.
kicker: Wird Bayer Herbstmeister?
Castro: Wenn wir uns in Berlin und gegen Mönchengladbach steigern, dann sind die Chancen groß. Und wir werden uns wieder steigern, weil wir wissen, was falsch war. Wir wollen jetzt noch zweimal Vollgas geben, keine Frage.
kicker: Können Sie denn? Ihr Oberschenkel macht seit zwei Wochen Probleme.
Castro: Zwei Spiele halte ich noch durch. Ich hoffe, es reißt nichts. Aber es behindert mich nicht wirklich, es wird schon gehen.
Quelle: kicker-Printausgabe vom 07.12.09