LEVERKUSEN: Der Trainer will sich nach zwei Unentschieden die Hinrunde nicht miesreden lassen
Es ist weit gekommen mit Bayer Leverkusen. Ungeschlagen steht die Mannschaft nach 16 Spieltagen an der Tabellenspitze, die Möglichkeit, Herbstmeister zu werden, ist aktuell für Bayer größer als für jeden anderen Klub, und trotzdem: Das Negative überwiegt bei den meisten Beobachtern, wahlweise wird nach den Auftritten in Hannover und Berlin von einer Mannschaft geschrieben oder gesprochen, die „zu grün“ ist, „dumm“ oder „nicht clever“, die hier „taumelt“, da „stolpert“.
Mal wieder lässt das Kurzzeitgedächtnis eine Menge Beobachter im Stich. Bayer Leverkusen beendete die vergangene Saison als Neunter, kein Fachmann hatte den Werksklub auf der Rechnung für die neue Spielzeit, die interne Zielvorgabe hieß Platz fünf. Von diesem Ziel ist Bayer, im positiven Sinne, ein Stück entfernt, genauer gesagt: vier Punkte. Und trotzdem: Unzufriedenheit bricht sich Bahn nach den beiden Unentschieden von Hannover und Berlin. Zwei Auswärtsspiele hintereinander, keines verloren, trotzdem wird gemotzt: Es ist weit gekommen mit Bayer Leverkusen.
Dass die Mannschaft zuletzt mehr schlecht als recht spielte, ist kein Geheimnis. Allerdings auch nicht, dass seit Monaten immer wieder Stammspieler ersetzt werden müssen. Spieler, die zum Rückrundenstart wieder zur Verfügung stehen „und uns sicherlich helfen werden, auch solche Spiele wie in Berlin wieder zu gewinnen“, wie Trainer Jupp Heynckes (64) hofft. Der Routinier sieht die Hinrunde als Ganzes und verteilt dementsprechend Lob: „Es ist großartig, was die jungen Spieler geleistet haben und noch leisten.“
Heynckes hat nicht vergessen, wo Bayer herkam, welches Chaos in diesem Kader noch vor ein paar Monaten herrschte. Mit dieser Unordnung räumte er auf, machte ganz unaufgeregt seinen Job. Ohne große Worte, ohne salbungsvolles Verkünden einer „Philosophie“ handelte Heynckes und erzielte Erfolge: Jeder Spieler des Kaders konnte sich unter der Anleitung des Duos Heynckes/Peter Hermann (57) verbessern. Das in der vergangenen Saison mitunter dilettantisch anmutende Defensivspiel wurde optimiert. Spieler wie Stefan Reinartz (20), Daniel Schwaab (21) oder Toni Kroos (19) konnten problemlos integriert werden. Nach 16 Spieltagen steht Platz eins!
Auch Bayer Leverkusen fliegen die Siege nicht zu. Was so oft leicht aussah, war immer Produkt harter Trainingsarbeit. „Wir müssen hart kämpfen um jeden Sieg“, weiß Heynckes, ebenso ist ihm nicht entgangen, „dass wir in den beiden Spielen zuletzt nicht mehr so gut waren.“ Trotzdem bleibt unter dem Strich der Erfolg: „Wir sind Spitzenreiter. Und jetzt gehen wir die Partie gegen Mönchengladbach an wie ein Endspiel.“
Fakt ist: Weniger als Platz drei kann nicht rausspringen zur Saison- Halbzeit, Bayer ist voll im Plan. Trotz der Unentschieden!
NACHGEFRAGT
„Ich hoffe auf die nächste Chance!“
kicker: Wann haben Sie erfahren, dass Sie spielen werden, Herr Kaplan?
Burak Kaplan (19): Das Signal kam so in der 40. Minute. Da blieb noch genug Zeit, mich darauf einzustellen.
kicker: Wie war’s?
Kaplan: Wahnsinn! Ich spiele seit der F-Jugend für Bayer und mache jetzt bei den Profis im ersten Spiel das erste Tor. Schade, dass es nicht zum Sieg gereicht hat. Ich hoffe jetzt auf die nächste Chance.
kicker: Am Samstag ging es weiter …
Kaplan: Ja, ich habe 65 Minuten in der U 23 gegen Bonn gespielt. Als ich rausging, stand es 3:1 und wir waren in Überzahl. Am Ende stand es 3:3. Wahnsinn, oder?
PERSONALIEN
BAYER LEVERKUSEN
Theofanis Gekas (29) soll nach überstandener Bänderdehnung im Sprunggelenk am Dienstag wieder ins Mannschaftstraining einsteigen. + + + Lars Bender (20) wird am heutigen Montag am rechten Knie operiert. Der Mittelfeldspieler hat sich einen Hinterhorn-Meniskusriss zugezogen und fällt auf unbestimmte Zeit aus. + + + Hoffnung besteht für Manuel Friedrich (30). Beim Innenverteidiger haben sich die Wadenprobleme gebessert und er soll bis zur Wochenmitte wieder ins Training einsteigen.
Quelle: kicker-Printausgabe vom 14.12.09