Toni Kroos muss wohl zurück
Es ist eine ziemlich merkwürdige Situation, in die Toni Kroos da hineingeraten ist. Mit jeder Vorlage, mit jedem Tor für Bayer Leverkusen sinkt die Wahrscheinlichkeit, dass sein Wunsch in Erfüllung geht. Im Sommer muss der vom FC Bayern an den Rhein ausgeliehene Mittelfeldspieler zurück nach München, jedenfalls wenn die derzeitigen Vereinbarungen nicht modifiziert werden. "Ich möchte zu einem Verein, wo ich regelmäßig spielen kann", sagte er während seines erstaunlich souveränen Auftritts im Aktuellen Sportstudio am Samstagabend etwas nebulös. In Leverkusen wissen alle, was das heißt: Kroos würde gerne bei der Werkself bleiben.
Sie haben den 19-Jährigen schätzen gelernt am Rhein. Mit einer starken Leistung und einem Doppelpack gegen Mönchengladbach sicherte er Bayer 04 die Herbstm******schaft, doch Sportdirektor Rudi Völler sah es mit gemischten Gefühlen. "Uns war klar, wenn er zu gut spielt, und das ist im Moment der Fall, dann wird es schwierig für den FC Bayern, ihn nicht zurück zu holen." Kroos kann Spiele durch Einzelaktionen entscheiden, solche Typen sind selten. Er hat an seinen Schwächen gearbeitet. Zwar fehlt die Antrittsschnelligkeit eines Franck Ribery, dennoch hat er sich unter Jupp Heynckes zu einem recht kompletten Offensivspieler entwickelt, der sechs Tore geschossen und drei vorbereitet hat.
Heynckes schätzt mittlerweile aber auch andere Qualitäten an dem gebürtigen Rostocker "Eine ungewöhnliche Technik und einen großen Reichtum an Phantasie hat er schon immer", sagt der Trainer, "aber es gehören auch andere Dinge zu einem großen Fußballer, und die lernt er jetzt gerade": die mangelnde Fähigkeit zum Rhythmuswechsel, das fehlende Gespür für Momente, in denen ein Rückpass die beste Lösung ist und das Arbeiten in der Defensive. In all diesen Bereichen hat Kroos sich enorm entwickelt.
Inzwischen gibt es sogar Leute, die glauben, Kroos könne noch vor der WM in Südafrika zum Nationalspieler werden, aber das wäre vielleicht doch noch zu früh. Und ein solcher Schritt ließe den Bayern erst Recht keinen Spielraum mehr, bei den Überlegungen, das Leihgeschäft zu verlängern. Karl-Heinz Rummenigge, der Vorstandsvorsitzende der Münchner, hat erklärt: "Toni wird nächstes Jahr zu uns zurückkehren und dann ein wertvoller Spieler für den FC Bayern sein." Stefan Kießling hat verkündet: "Wir als Mannschaft würden ihn sehr gerne länger hier haben, und er selber wünscht sich ja auch, dass er hierbleiben kann."
Das riecht nach Konflikt. Und die Personalie könnte in der Endphase der M******schaft zusätzlich an Brisanz gewinnen. Denn in der Vergangenheit haben die Münchner nicht nur einmal bei einem Konkurrenten um den T**el für Unruhe gesorgt, indem es zu Konflikten über einen möglichen Spielerwechsel gekommen war. Toni Kroos ist einer der Aufsteiger dieser Hinserie, im Frühjahr könnte er gleich in mehrfacher Hinsicht zu einem Schlüsselspieler werden.