Jens Trommer gratuliert Bayer zur Herbstmeisterschaft, die doch ein wenig überrascht.
Werder Bremen? Nö. Hamburger SV? Auch nicht. FC Bayern? (Noch) Dritter. Stell’ dir vor, Bayer Leverkusen wird deutscher Fußball-Meister und keiner merkt’s! Heimlich, still und leise hat sich die Werkself, die vor Saisonbeginn wohl kaum jemand auf dem Zettel hatte, die Herbstmeisterschaft gesichert. Mit Trainer Jupp Heynckes! Der 64-Jährige, der wegen seines oft hochroten Kopfes den Spitznamen „Osram“ trägt, galt nach misslungenen Engagements in Bilbao, bei Schalke 04 und in Mönchengladbach eigentlich als Auslaufmodell. Überliefert ist der Spruch vom damaligen Schalke-Manager Rudi Assauer: „Der Jupp ist ein Fußballer der alten Schule, aber wir haben 2004.“
Doch dann erinnerten sich die Bayern im April 2009 in ihrer großen Nach-Klinsmann-Not an den Jupp. Heynckes beendete an der Säbener Straße alle Experimente, rettete in der Bundesliga mit den Münchnern Platz zwei und die Champions League-Teilnahme. Da mit dem Essen bekanntlich der Appetit kommt, heuerte der einstige Stürmer anschließend in Leverkusen als Trainer an. Und siehe da: Bayer spielt zwar nicht unbedingt den glanzvollen Fußball wie Bremen oder zuletzt der FC Bayern, blieb aber in der Hinrunde ungeschlagen. Neun Siege, acht Unentschieden. Das ist in der Bundesligageschichte zuvor nur zwei Vereinen gelungen. Dem Hamburger SV in der Saison 1982/83 und dem FC Bayern München in der Spielzeit 1988/89 – übrigens mit Heynckes. Beide Teams feierten anschließend die Meisterschaft.
Was auch ein wenig unterging: Leverkusen besitzt die stärkste Abwehr und den torgefährlichsten Sturm. Hinten hält der vor Saisonbeginn vom FC Liverpool geholte Innenverteidiger Sami Hyypiä (36) die Fäden in der Hand. Im Angriff lief Stefan Kießling zu großer Form auf. In der Hinserie hat er bereits zwölf Tore geschossen – so viele wie in allen 34 Partien der vergangenen Saison zusammen. Sorge, dass Leverkusen in der Rückrunde einbricht, hat Heynckes nicht. „Ich trainiere eine gute Mannschaft hier bei Bayer 04. Wir haben eine hervorragende Stimmung.“
Mag sein, doch der FC Bayern hat den Fehdehandschuh längst geworfen. Das zumindest haben am Samstag beim 5:2 gegen Hertha BSC alle gemerkt.