Kommentar von Manni Breuckmann
Es gibt jede Menge sturzlangweilige Interview-Rituale in der Bundesliga. "Nach zehn Jahren Köln spielen Sie jetzt erstmalig mit Gladbach gegen Ihren alten Verein. Was ist das für ein Gefühl?" "Für mich ist das ein Spiel wie jedes andere." Zum Beispiel.
Oder die Frage an einen Trainer nach der Bedeutung der Herbstmeisterschaft. "Keine Bedeutung, vollkommen unwichtig, was für eine lächerliche, unprofessionelle Frage!" Mit schlechtem Gewissen möchte ich sie trotzdem würdigen, die, sagen wir mal Wintermeisterschaft von Bayer Leverkusen.
Für mich wäre dieser erste Platz nach 17 Spieltagen noch vor drei Wochen ein logisches Durchgangsstadium zur Meisterschaft der Werkself gewesen. Aber dummerweise sind die Bayern wieder da. Nicht, weil sie plötzlich die preußische Kadetten-Philosophie ihres Trainers begriffen hätten. Diese Erklärung halte ich für albern. Grundlage für das Comeback ist für mich eine Mischung aus gewachsener Kontinuität und Erfolgserlebnissen. Und alles ohne Ribery! (Sie üben schon mal für die nächste Saison.)
Und trotzdem geht die Schale nicht nach München. Weil die Leverkusener nach der Winterpause mit Renato Augusto, Simon Rolfes und einem komplett fitten Patrick Helmes noch mehr personelle Möglichkeiten hat; und weil sie bis dahin die kleine Phase des Durchhängens überwunden haben.
Schalke packt es auch nicht, weil die ständigen Kraftakte bei den vielen jungen Spielern Schwächeanfälle auslösen werden. Bremen ist genauso anfällig für Aussetzer wie der HSV, und über den BVB wollen wir ja wohl nicht ernsthaft diskutieren, oder? Also - Artikel aufbewahren und im Mai wieder rausholen. Ein lustiger Spruch von Bayern-Präsident Uli Hoeneß wird erneut widerlegt, der Weihnachtsmann ist gleichzeitig der Osterhase. Die Schale geht 2010 nach Leverkusen!
(WZ Printausgabe 22.12. Seite 10)