Von Christian Oeynhausen, 04.01.10, 22:45h
Die Leverkusener Herbstmeister haben von Trainer Jupp Heynckes erneut frei bekommen - so können sich sowohl Platz als auch die zahlreichen kürzlich genesenen Spieler erholen. Am meisten Unmut bereitet dem Bayer-Coach derzeit die Terminplanung der Uefa.
LEVERKUSEN/KÖLN - Jupp Heynckes ist in Bonbonstimmung. Nachdem Leverkusens Trainer seinen Herbstmeistern schon ein paar Urlaubstage zusätzlich gegönnt hatte, gab der 64-Jährige seine Profis gestern nach der Vormittagseinheit frei. Engagierte Trainingsleistungen der gesamten Mannschaft, so hieß es, seien der Grund für die Belohnung. Angenehmer Nebeneffekt: Der Trainingsplatz kann sich ein bisschen erholen. Am Sonntag war Leverkusen deswegen bereits in die BayArena ausgewichen. Die Rekonvaleszenten Simon Rolfes, Renato Augusto und Patrick Helmes pausierten, Heynckes befürchtete neue Verletzungen. Gestern wiederum fehlte Eren Derdiyok. Der Schweizer Stürmer klagte über Nackenbeschwerden.
Die großzügige Zeitgestaltung ist auch möglich, weil in der kurzen Vorbereitung das sonst übliche Konditionsgebolze nicht im Mittelpunkt steht. Der Winterurlaub war schlicht zu kurz, als dass die Spieler viel Fitness hätten verlieren können - sich in 14 Tagen eine Wampe anzufuttern, würde schon selbstzerstörerische Tendenzen voraussetzen.
Heynckes legt den Schwerpunkt auf die Ballarbeit, man werde „fußballspezifisch arbeiten“, sagt der Coach. Bereits am Freitag beim Test in Enschede will der Coach die mögliche Startformation für die erste Rückenrunden-Partie gegen Mainz auflaufen lassen.
Unmut auf Uefa
Es ist früheste Rückrundenstart der Bundesliga seit 30 Jahren. Bereits am 8. Mai wird der letzte Spieltag absolviert. Während sich viele Klub still in die Termin-Not fügen, machen die Leverkusener ihrem Unmut Luft. „Weil die Uefa das Champions-League-Finale auf einen Samstag legt, muss ganz Europa eine Woche früher aufhören. Wegen zwei Mannschaften! Unfassbar“, schimpft Rudi Völler, Leverkusens Sportdirektor im „kicker“. Sein Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser zielt mehr in Richtung des Weltverbandes Fifa und seiner Fristen im Mai, wenn er sagt: „Es kann nicht sein, dass die Liga im Winter unter erschwerten Bedingungen spielt, während die Nationalmannschaften im Sommer auf grünen Rasen kicken können.“ Das winterliche Wetter wird Zuschauer kosten. „Es kann mir keiner erzählen, dass es bei dieser Witterung Spaß macht, im Stadion zu sitzen“, sagt Völler, der noch eine Menschengruppe ins Spiel bringt, an die sonst niemand denkt: Die Nicht-WM-Teilnehmer. Die haben theoretisch vom 8. Mai bis weit in Juli hinein nichts zu tun, müssen aber bezahlt werden. Völler kündigte an, mit Freundschaftsspielen für Bewegung zu sorgen.
Womöglich wird Völler beim Schimpfen warm, aber ansonsten wird sich erst einmal nichts ändern. Auch der bereits verabschiedete Kalender für die nächste Saison sieht nur dreieinhalb Wochen Winterpause vor, obwohl 2011 weder EM noch WM stattfinden.