Stratege mit Hang zur Provokation

  • Von Frank Nägele, 11.01.10, 22:08h


    Wolfgang Holzhäuser zeigt gerne das Bild des kühlen, distanzierten Managers. Beliebtheit ist ihm egal. Das Wichtigste für den Bayer-Macher: Sein Plan funktioniert. Seit 2004 baut der 60-Jährige seinen Verein Stück für Stück um.


    Wenige Menschen in der Welt des Profi-Fußballs verbergen ihre Emotionalität besser als Wolfgang Holzhäuser. Der Geschäftsführer von Bayer 04 Leverkusen zeigt gern das Bild des kühl rechnenden Managers. Aber hinter dieser Fassade verbirgt sich ein Mensch mit branchenuntypischen Leidenschaften. Holzhäuser liebt Jazz, Handball, Radsport, guten Wein. Spiele seines Teams nehmen ihn so mit, dass er die zweite Halbzeit oft nur im Stadioninneren vor einem Bildschirm ertragen kann.


    Das Wichtigste für den Macher ist jedoch, dass ein Plan funktioniert. Und der 60. Geburtstag, den Wolfgang Holzhäuser morgen feiert, scheint allenfalls ein Moment des Innehaltens. „Ich habe Spaß in meinem Job und noch viele Visionen“, sagt der Mann aus Crumstadt in Südhessen. Es war nie der Ehrgeiz des Betriebswirtes, als beliebteste Figur in die Geschichte des deutschen Fußballs einzugehen. Sein Credo klingt wie ein Bekenntnis zur Undiplomatie: „Ich halte nichts davon, immer auf Kompromiss zu machen. Manchmal muss man provozieren, um weiter zu kommen.“


    Als Holzhäuser 1998 vom Deutschen Fußball-Bund zum Werksklub kam, hielten das viele für einen genialen Schachzug des damaligen Managers Reiner Calmund. Holzhäuser, seit 1980 DFB-Ligasekretär, hatte entscheidend an der Entstehung des Ligaverbandes und der DFL mitgearbeitet. Ein Mann, wie geschaffen, um den Werksklub zukunftsfähig zu machen. Calmund ahnte damals aber noch nicht, dass ihn sein Helfer nach dem vom Werk erzwungenen Abgang im Juni 2004 beerben würde.


    Unter der Skepsis von Fans und Öffentlichkeit baute Holzhäuser („Da gab es viel Gegenwind, aber das war mir vorher klar“) den mit Geld zuvor großzügig hantierenden Dauer-Vizemeister zu dem auf talentierte Jugend bauenden Klub um, den man heute kennt. „Meine Vision ist es, mit mit unseren Fähigkeiten in Nachwuchsarbeit, Scouting und medizinischer Betreuung dauerhaft im Vorderfeld der Bundesliga zu bleiben“, erklärt Holzhäuser, „wir müssen in den internationalen Wettbewerb zurück kehren. Vielleicht klappt es ja irgendwann auch mit dem T**el.“


    KSTA