Interview mit Simon Rolfes
Am Samstag beginnt mit der Partie gegen Mainz 05 die Bundesliga-Rückrunde für die Bayer-Fußballer. Zuvor sprach Ulrich Klein mit Simon Rolfes, dem Kapitän von Herbstm**ister Bayer Leverkusen. Simon Rolfes über seine längere Pause, die Rückrunde und die M**sterschaft.
Herr Rolfes, wie geht es Ihnen nach der langen Verletzungspause?
Danke gut, ich habe am vergangenen Wochenende ja erstmals wieder gespielt. Das spüre ich schon ein wenig. Aber im täglichen Trainingsablauf habe ich keinerlei Probleme.
Die Wochen auf der Tribüne sind nach rund 170 absolvierten Pflichtspielen in Serie sicher eine ganz neue Erfahrung gewesen. Wie sind Sie damit klar gekommen?
Ganz eindeutig, das war eine völlig neue Erfahrung.
Mussten Sie erst lernen, verletzt zu sein?
Ich weiß nicht, ob man das lernen muss. Auf jeden Fall gibt es verschiedene Phasen. An einem Tag ist man ganz entspannt, an einem anderen Tag brennt es einem unter den Füßen. Man muss sich auch schon mal selbst anschieben oder von Trainer oder Physiotherapeut anschieben lassen. Das ist jeden Tag ein neues Spiel, ein neuer Mix der Gefühle. Aber es hilft nichts: Man muss den Tatsachen ins Auge sehen.
Und was ist das für ein Gefühl, auf der Tribüne zu sitzen. Kommt Neid auf, wenn man die Kollegen spielen sieht?
Neid ganz bestimmt nicht, aber man hat einfach Sehnsucht. Natürlich habe ich immer mitgefiebert, aber es ist schon ein großer Unterschied, wenn man auf dem Rasen steht oder eben nur von außen zusehen kann. Wenn man auf dem Platz ist, entwickelt man auch ein ganz anderes Gefühl für ein Spiel. Dort fühlt man einfach, wenn ein Spiel gelaufen ist, dass beispielsweise nichts mehr schief gehen kann. Auf der Tribüne ist das anders. Da bist du dir irgendwie nie ganz sicher, ob das Ding schon durch ist - selbst bei einer 3:0-Führung. Da zitterst du ganz anders.
Zittern Sie auch vor der Bundesliga-Rückrunde? Bayer Leverkusen ist zwar Herbstm**ster geworden. Aber natürlich wird wieder das Klischee von Bayer „Vizekusen“ aus der Kiste geholt . . .
Das darf und muss uns gar nicht interessieren. Schlussendlich betrifft dieses Etikett die jetzige Mannschaft, die jetzigen Spieler ja gar nicht. Man darf sich so etwas einfach nicht einreden lassen oder auf sich selbst projizieren.
Und was ist mit dem Makel, dass Bayer in der zweiten Halbserie immer einbricht?
Das hat überhaupt keine Bedeutung und stimmt auch gar nicht. In meiner Zeit hier in Leverkusen sind wir unter Trainer Michael Skibbe jedenfalls auch schon mal beste Rückrundenmannschaft geworden. (grinst) Ich sag immer: ,Man muss jede Statistik selbst fälschen, um sie später dann auch für sich selbst verwenden zu können.
Dennoch - Ihre Berufskollegen aus der Bundesliga haben Bayern München erst am letzten Montag im Kicker zu 50,2 Prozent als den Topfavoriten ausgerufen. Bayer Leverkusen kam lediglich auf 24,4 Prozent . . .
Ich habe diese Statistik noch nicht mal gelesen.
Alles also nur Psycho-Spielchen?
Ich kann nur sagen: Bayern ist unbestritten der Verein mit den größten Ausgaben, aber das heißt ja nicht, dass sie automatisch M**ster werden. In den vergangenen anderthalb Jahren waren wir jedenfalls häufiger Tabellenführer als die Münchner.
Bayerns neuer Sportdirektor Christian Nerlinger hat ein bisschen provozierend gesagt, dass auch Platz zwei für Bayer Leverkusen ein großer Erfolg wäre . . .
Das ist mir egal. Die anderen können über alles reden, hin und her, und Ansprüche haben. Für uns geht es am Samstag wieder los und da müssen wir voll konzentriert sein.
Wird in der Mannschaft beziehungsweise im Verein nie das Thema M**sterschaft verbalisiert?
Nein, wir reden lediglich darüber, was wir tun müssen, um am kommenden Samstag gegen die Mainzer erfolgreich zu sein - damit beschäftigen wir uns. Nicht mit irgendwelchen Sachen, die am Ende kommen könnten, wenn es etwas zu verteilen gibt. Und wenn wir jede Woche unsere Hausaufgaben machen, gibt es schlussendlich auch etwas zu verteilen.
Was sollte am letzten Spieltag herausgesprungen sein?
Wir wollen mit der Saison zufrieden sein.
Bitte etwas konkreter . . .
Wir wollen unsere Ziele erreicht haben.
. . . die wären?
Ein Platz im internationalen Geschäft.
Es darf auch ein bisschen mehr sein?
Natürlich - wir werden sehen, was kommt.