Wir hatten ein paar furchtbare Erlebnisse

  • Quelle: Spiegel Online


    Leverkusens Sportdirektor Völler



    Neues Stadion, neues Glück: In der frisch-renovierten Spielstätte will Bayer Leverkusen endlich sportliche Erfolge feiern und die dunklen Kapitel der Vereinsgeschichte vergessen machen. Dem Magazin "11 FREUNDE" erklärt Manager Rudi Völler, welche Rolle das Stadion dabei spielt.


    Frage: Herr Völler, Bayer Leverkusen will sich neu erfinden, will in Zukunft weniger spektakulär, dafür effizienter sein. Ist das ausgebaute Stadion das Symbol einer runderneuerten Werkself mit Sieger-Gen?


    Völler: Das ist schwierig zu sagen. Es wäre schön, wenn es so wäre, aber solche Dinge ergeben sich im Laufe der Geschichte. Allerdings gehen wir mit unseren zweiten Plätzen inzwischen sehr locker um. Wir hatten da ein paar furchtbare Erlebnisse, aber der Fußball ist eben nicht immer gerecht, und unsere Geschichte macht uns ja nicht unbedingt uninteressant.


    Frage: Das merkt man auch an der Resonanz, ins Stadion kommen inzwischen mehr Leute als je zuvor.


    Völler: Wenn jemand bei unserem letzten Ausbau 1996 gesagt hätte, zehn Jahre später würden wir wieder erweitern, hätte ihm niemand geglaubt. Damals galt die "BayArena" als Schmuckkästchen, in manchen Details sogar moderner als alle anderen Stadien. Zehn Jahre später war die Funktionalität plötzlich total überholt. Niemand konnte ahnen, dass diese Entwicklung derart an Fahrt gewinnt.


    Frage: Das Ulrich-Haberland-Stadion wurde über die Jahrzehnte kontinuierlich zur heutigen "BayArena" umgebaut, Sie haben 1980 als Stürmer von 1860 München zum ersten Mal hier gespielt. Die Partie endete 1:1, das Tor schoss damals Wolfgang Sidka. Erinnern Sie sich noch an ihre Eindrücke vom Stadion?


    Völler: An das Spiel habe ich keine Erinnerungen. Aber ein Jahr später habe ich mit Herbert Waas im Sturm von Sechzig gespielt. Herbert war 17 Jahre alt, ich war 20, und wir haben in einer Saison zusammen über 50 Tore geschossen. Der Herbert ist dann nach Leverkusen gewechselt, und die haben auch bei mir angerufen. Aber damals musste man nicht unbedingt nach Leverkusen wechseln - und das hing auch mit dem Stadion zusammen.


    Frage: Voll war der alte Kessel nie, eigentlich eine günstige Voraussetzung für Auswärtssiege, die Ihnen aber auch später mit Werder Bremen in Leverkusen nie gelungen sind.


    Völler: In den Achtzigern gab es hier noch eine Laufbahn, es war leer, und das hat nicht nur die Leverkusener gestört. Die meisten Spieler wollen in den Topstadien spielen, dort, wo richtig gute Stimmung ist, wo man auch mal ausgepfiffen wird. Man glaubt, dass Heimmannschaften in vollen Stadien im Vorteil sind, aber das stimmt gar nicht. Der Heimvorteil ergibt sich auch aus anderen Details.


    Frage: Zum Beispiel?


    Völler: Wir müssen uns nur an das halbe Jahr erinnern, das wir mit unserer Mannschaft in Düsseldorf gespielt haben. Da war die Stimmung auch oft gut, aber wir fühlten uns nie wie zu Hause. Jetzt ziehen die Spieler sich vor dem Training in derselben Kabine um wie vor den Spielen. Hier sind wir jeden Tag, das ist unser Stadion, hier fühlen wir uns heimisch. Auch die Größe der Arena mit 30.210 Plätzen passt genau. Wir haben jetzt exakt das, was wir brauchen.


    Frage: Glauben Sie, die Arena war ein wichtiger Faktor fürs exzellente Gelingen der Hinrunde, die Ihr Club als ungeschlagener Spitzenreiter abschloss?


    Völler: Hier ist ja viel mehr entstanden, als nur der sichtbare Teil. Der Physio- und Mannschaftsbereich ist wirklich toll geworden. Wie die Spieler sich jetzt vorbereiten, wie sie die Arbeit ausklingen lassen können. Es ist enorm wichtig, diese Oase zu haben, da kann man vielleicht wirklich die vier, fünf Prozentpunkte rausholen, auf die es am Ende ankommt.


    Frage: Haben Sie einen Lieblingsplatz in der neuen Arena?


    Völler: Wenn ich morgens reinkomme, dann gucke ich auf dem Weg zum Büro immer von der Südtribüne runter. Ich schaue da sehr gerne raus. Gäste sind auch immer ganz begeistert von diesem Ausblick.


    Frage: Das schwebende Dach ist in der Tat ein architektonisches Highlight. Aber durch die luftige Bauweise geht Enge verloren, zumal auch das Leverkusener Publikum nicht unbedingt bekannt dafür ist, dem Gegner Furcht einzuflößen. Hätte man das nicht besser machen können?


    Völler: Ich finde es gut so, wie es ist. Wir waren alle total begeistert, als wir das Modell zum ersten Mal gesehen haben. Die Kulisse sieht optisch viel imposanter aus, und man merkt schon, dass 9000 Leute mehr drin sind, die Stimmung machen.

    Einen auf die eigene Mannschaft meckernden Rüdiger Vollborn werden wir also im Fanblock nicht erleben? VOLLBORN: Nein! So etwas mache ich nicht!
    Pyro--NEIN DANKE !! ANFEUERN statt ABFEUERN !!