Nach dem Heimsieg gegen Aufsteiger Mainz ist Spitzenreiter Bayer Leverkusen in dieser Bundesliga-Saison weiterhin ungeschlagen. Trainer Jupp Henyckes machte deshalb anschließend eine klare Ansage an die Konkurrenz: "Wer ein wenig von Fußball versteht, der weiß, dass wir weiter Erfolg haben werden."
Absturzgefahr gebannt, Tabellenführung erfolgreich verteidigt: Kaum hatte Herbstmeister Bayer Leverkusen das Gerede von der obligatorischen Rückrunden-Krise verstummen lassen, da ging Jupp Heynckes schon zum Gegenangriff über. „Meine Mannschaft hat Potenzial und Klasse. Wer ein wenig von Fußball versteht und uns in der Hinrunde gesehen hat, der weiß, dass wir so weiter Erfolg haben werden. Für uns ist klar, dass wir eine Mannschaft haben, die bis zum Ende oben mitspielen wird“, prophezeite „Don Jupp“ nach dem 4:2 (3:1) gegen Mainz 05 der Konkurrenz um Rekordmeister Bayern München noch ein heißes Rennen um die Meisterschale.
Der Optimismus nach dem gelungenen Rückrundenauftakt ist unterm Bayer-Kreuz jedenfalls riesengroß. „Ich habe nicht das Gefühl, dass es in dieser Saison einen Einbruch geben wird. Die Mannschaft glaubt an sich, auch ein Rückstand wirft uns nicht mehr um“, pflichtete Sportchef Rudi Völler seinem Chefcoach bei: „Wir stehen verdient da oben.“
Wohl wahr, die fast schon unheimliche Erfolgsserie gibt Völler Recht. Seit 18 Spielen und 238 Tagen ist Bayer in der Bundesliga inzwischen ungeschlagen, seit dem achten Spieltag führt der Werksklub die Tabelle an. Und für Heynckes gibt es keinen Grund, die Konkurrenz zu fürchten: „Wenn Renato Augusto, Simon Rolfes, Patrick Helmes und Michal Kadlec wieder ihren Rhythmus gefunden haben, werden wir noch besser, noch kompakter“, sagte der Coach mit Blick auf die vier Langzeitverletzten, die allesamt wieder fit sind.
Die Mannschaft hat in der Hinrunde teilweise sehr überzeugend agiert. Sie hat spielerisch geglänzt und war defensiv gut. Unter der Leitung von Jupp Heynckes ist Bayer endlich in der Lage, auch mal Rückschläge wegzustecken. Wenn die Mannschaft ihre Form hält und weiterhin so selbstbewusst auftritt, landet sie mit großer Wahrscheinlichkeit unter den ersten drei Teams. Vielleicht reicht es ja sogar für den Titel, Routinier Heynckes ist alles zuzutrauen.
Gegen Mainz erlaubte sich Heynckes sogar den Luxus, Renato Augusto, Helmes und Kadlec auf der Bank zu lassen. „Wenn ich sehe, wer da in der zweiten Halbzeit eingewechselt wurde, wird mir Angst und Bange“, meinte etwa 05-Manager Christian Heidel voller Bewunderung.
Bewundernswert war auch der Leistungssprung der Bayer-Elf in der ersten Halbzeit. Nach einer schwachen Viertelstunde und dem Rückstand durch Tim Hoogland (8.) drehte Bayer innerhalb kürzester Zeit durch Tore von Michal Kadlec (15.), Tranquillo Barnetta (19.) und Toni Kroos (30.) die Partie. „Das ist ein Phänomen bei meiner Mannschaft. Sie ist in der Lage zu reagieren“, sagte Heynckes.
Doch Heynckes wäre nicht Heynckes, hätte er nicht auch Grund zur Kritik: „Zwei Gegentore sind ein Zeichen, dass noch einige Dinge zu analysieren und zu perfektionieren sind.“ Damit sprach der 64-Jährige die zweite Halbzeit an, als Bayer nur noch das Ergebnis verwalten wollte und durch den Anschlusstreffer von Niko Bungert (67.) bestraft wurde. Doch Eren Derdiyok beendete schließlich vor 28.000 Zuschauern im Kühlschrank BayArena die Zitterpartie (88.).
„Wir müssen einfach so weitermachen. Da oben gibt es mehrere Mannschaften. Das Titelrennen reduziert sich nicht nur auf Bayern München“, ergänzte Jungstar Toni Kroos, für den eine Rückkehr an die Isar „noch längst nicht entschieden“ ist. So äußerte auch Völler wiederholt die Hoffnung, Kroos ein weiteres Jahr auszuleihen, wenngleich Bayern-Boss Karl-Heinz Rummenigge jüngst betonte, Kroos im Sommer zurückholen zu wollen.
Derartige Probleme haben die Mainzer nicht. Auch wenn seit sechs Spielen kein Sieg mehr heraussprang, herrscht am Bruchweg weiter Gelassenheit. „Wir sind nicht so vermessen zu glauben, dass wir den Spitzenreiter an die Wand spielen. Ich habe keine Angst, dass eine Negativserie entsteht. Als Aufsteiger ist es doch normal, dass auch mal ein paar Spiele nicht gewonnen werden“, meinte Heidel und verwies auf das Polster von 24 Punkten.