Neue Qualität rettet Bayer

  • LEVERKUSEN: Mannschaft dreht zum dritten Mal einen Rückstand


    Entspannt saß Eren Derdiyok (21) am vergangenen Freitag vor dem Fernseher und verfolgte interessiert das Spiel des FC Bayern München gegen die TSG Hoffenheim. Er registrierte wohl den 2:0-Sieg des Rekordmeisters, nicht aber, dass die Bayern dadurch für rund 19 Stunden Tabellenführer wurden: „Das war mir nicht bewusst“, lachte der Schweizer am Samstag nach der Partie gegen Mainz und fügte verschmitzt an: „War auch nicht so wichtig, wir haben es ja direkt korrigiert.“


    Derdiyoks Chef Rudi Völler (49) teilt die Entspannung mit dem Profi. Dass die Münchener gegen dezimierte Hoffenheimer daheim gewonnen hätten, sei keine Überraschung gewesen. Und Bayers Sieg gegen Mainz ebensowenig. Völler: „Weil wir, im Gegensatz zur vergangenen Saison, jetzt in der Lage sind, Rückstände drehen zu können.“


    Seinerzeit gelang es kein einziges Mal, gegen Mainz bereits zum dritten Mal und so wurde die Serie der Spiele ausgebaut, aus denen Bayer nicht als Verlierer ging: 18-mal hintereinander gelang dies in genauso vielen Spielen – der Respekt der gesamten Liga ist der Werkself sicher.


    „Disziplin und Leistungsbereitschaft“ sieht Angreifer Eren Derdiyok als Hauptgründe für diese verblüffende Kontinuität, dazu das perfekte Zusammenspiel zwischen Trainer und Mannschaft: „Sie zeigen uns den Weg, wir setzen es um.“ Häufig, nicht immer! „Nach der Pause haben wir nicht zu hundert Prozent wie Bayer gespielt“, analysierte Derdiyok, „das war okay, aber eben nicht hundert Prozent.“ Die wurden nach dem 0:1 geboten, als die Leverkusener sich aufrafften und den Gegner in Grund und Boden spielten. „Da haben wir versäumt, das 4:1 zu erzielen und mussten uns nachher noch mal sputen“, kritisierte Trainer Jupp Heynckes (64), sprach dies auch am Sonntag in der Mannschaftsbesprechung an: „Ihr müsst lernen, den Sack zuzumachen.“ Gleichwohl sah der Trainer „einen hochverdienten Sieg“. Einen, der Bayer an der Tabellenspitze hielt. Was aber, schenkt man den Protagonisten Glauben, so wichtig nicht ist. „Viel wichtiger“, so Rudi Völler, „sind zehn Punkte Vorsprung auf Platz sechs.“ Und Angreifer Stefan Kießling (25) ergänzt: „Dieses Polster nimmt uns viel Druck. Und wenn wir es ausbauen, dann können wir irgendwann andere Ziele anstreben. Aber nur dann.“




    NACHGEFRAGT
    „Wir haben sehr gut reagiert“


    kicker: Restlos zufrieden mit dem Auftakt, Herr Kroos?
    Toni Kroos (20): Restlos sicher nicht. Nach der Pause haben wir es uns unnötig schwer gemacht. Andererseits aber haben wir nach dem Anschlusstor sehr gut reagiert und die Partie dann entschieden.
    kicker: Sie knüpften an Ihre Leistungen vor der Winterpause an ...
    Kroos: Warum nicht? Es gab keinen Grund, sich zurückzulehnen.
    kicker: Die Bayern legten am Freitag vor, Bayer zog nach. Wird es ein Zweikampf zwischen „Ihren“ Klubs?
    Kroos: Die Bayern sind der direkte Konkurrent. Aber sicherlich nicht der einzige. Es bleibt spannend da oben!




    Quelle. kicker-Printausgabe vom 18.01.10