Auch BAYER LEVERKUSEN trifft der Ausfall von Rolfes hart – allerdings kennt Trainer Jupp Heynckes die Situation. Er setzt weiter auf Vidal und Reinartz.
Mittlerweile ist Simon Rolfes (27) wieder daheim in Helrath bei Aachen. Bereitet sich auf das vor, was kommt, was er zur Genüge kennt nach der dritten Operation am rechten Knie binnen sieben Monaten: Krafttraining, Reha-Training, Aufbautraining!
Die neuerliche Knorpelverletzung des Nationalspielers traf Bundes- wie Vereinstrainer ins Mark, unisono sprachen Joachim Löw (49) und Jupp Heynckes (64) von „einem Schock“, dachten dabei weniger an die Schwächung des jeweils eigenen Teams als an das Pech, das ausgerechnet jenen Spieler ereilte, der vor seiner ersten Operation in 132 Bundesligaspielen hintereinander auf dem Rasen stand und damit den aktuellen Rekord hielt.
Lange Jahre ging es gut, nun kommt es knüppeldick für den sympathischen Blondschopf. Er selbst – Vernunftsmensch der er ist – will die Sache nicht hoch hängen, weder Prognosen abgeben noch Ziele formulieren: „Wichtig ist nun alleine meine Gesundheit“, formulierte er am Mittwoch den Kern seiner Gedanken, die sich momentan weniger um die Weltmeisterschaft in Südafrika drehen als um die Verfassung seines rechten Knies: Vor Wochen zeigte eine Untersuchung völlige Fitness an, nun musste beim Eingriff in Augsburg von Dr. Ulrich Boenisch ein erneuter Knorpelschaden an anderer Stelle behoben werden.
Als Kapitän, Führungsspieler und guter Geist der Truppe ist Simon Rolfes in Leverkusen nicht zu ersetzen. Auf dem Rasen jedoch muss Jupp Heynckes dies bereits seit dem neunten Spieltag schaffen und die Bilanz des ungeschlagenen Tabellenführers spricht dafür, dass der Trainer bislang die richtigen Maßnahmen ergriffen hat.
Sicher ist, dass Bayer aktuell keinen Neueinkauf tätigen wird. Sportchef Rudi Völler (49): „Die Belastungen für den Kader sind überschaubar und das vorhandene Personal hat sich ja bewährt. Wenn wir Englische Wochen zu bewältigen hätten, wäre es sicherlich etwas anderes. Aber so gibt es keine Not.“
Ein Lichtblick: Lars Bender (20) (Völler: „Ihn haben wir ja bereits im Vorgriff auf die kommende Saison verpflichtet!“) ist nach sechswöchiger Pause und ausgeheilter Meniskusverletzung im rechten Knie seit Mittwoch wieder im Mannschaftstraining und überstand die Einheit in eisiger Kälte (und mit kurzen Hosen) problemlos: „Das Knie zeigt keine Reaktionen, ich fühle mich gut, von mir aus kann es schon am Sonntag losgehen“, so der Zwillingsbruder des Dortmunder Profis Sven. Sein Trainer bestärkt ihn: „Es ist gut möglich, dass Lars gegen Freiburg im Kader steht.“
Im Kader heißt in diesem Falle: auf der Bank. Die Plätze im Team sind bis auf Weiteres vergeben, „Arturo Vidal und Stefan Reinartz machen ihre Sache fantastisch“, lobt Heynckes, der sich nur zu gerne vor allem über die Vorzüge des jungen Reinartz (19) auslässt. Äußeres Zeichen der Wertschätzung: Der Mann aus dem eigenen Nachwuchs (von einem Bayer-Scout übrigens in einem E-Jugend-Spiel entdeckt, das Reinartz’ Mannschaft mit 0:21 verlor!) stand auch nicht zu Disposition, als Rolfes augenscheinlich fit war. Und nun schon gar nicht!
FRANK LußEM
Aus KICKER-KULISSE ...
Herausgefordert sah sich Uli Hoeneß (58) vergangenen Sonntagabend von seinem alten Freund Jupp Heynckes (64). Nach dem 3:0 in Hoffenheim antwortete Leverkusens Coach bei Sky auf die Frage, ob er nun Anruf oder SMS vom Bayern-Präsidenten erwarte:
„Uli meldet sich im Moment nicht bei mir.“ Was Hoeneß daheim live mitbekam – während seine Gattin Susi gerade mit Heynckes’ Ehefrau Iris telefonierte. Prompt rief Hoeneß in den Hörer: „Jetzt schreib ich Jupp ’ne SMS!“ Wenig später erschien auf dessen Handy-Display: „Ein schönes Halali vom Tegernsee, die Jagd hat begonnen. Dein Freund Uli.“
Heynckes kontert gegenüber dem kicker: „Sehr lustig. Wen wollen die mit ihren Platzpatronen treffen?“ Zumal Hoeneß schon bei der Kampfansage Hilfe brauchte, wie er selbst einräumt: „Getippt hat’s meine Tochter. Ich kann’s ja nicht.“
Quelle: kicker-Printausgabe vom 28.01.10