You'll never walk alone - Eine große Familie

  • 02.02.10 08:00 Uhr.


    Bayer 04 Leverkusen ist nicht nur sportlich ein Vorbild für die gesamte Liga. Die Fanszene des Herbstmeisters gilt als eine der friedlichsten und doch geben seine Anhänger alles für ihren Verein.


    Die Fanszene von Bayer 04 Leverkusen ist sicher nicht die größte der Liga, doch aktive Fans haben sich in etwa 360 Fanclubs zusammengeschlossen. Der Bayer 04-Fan- und Mitgliederclub, also alle Unterstützer des Vereins, zählt sogar 23.000 bis 24.000 Mitglieder. Neben derzeitigen und ehemaligen Fußballern und Trainern sind darunter auch einige weitere Berühmtheiten, wie der Sänger DJ Bobo oder die Biathleten Ole Einer Björndalen und Michael Rösch. Letzterer betonte im Gespräch mit medien-mittweida.de: "Ja, ist doch cool. Wer wird das schon? Das ist eine besondere Ehre und bedeutet mir einiges. Zumal ich ja schon über viele Jahre mit dem Verein verwachsen bin."


    Besonders findet Fanbetreuer Andreas Paffrath auch "wie multikulturell unsere Anhänger sind. Wir haben Fans aus Australien und sogar Neuseeland. Chinesen reisen nur für ein Spiel an, hinterlassen tausende Euro im Fanshop und fliegen wieder zurück. Ein Engländer besucht hier mehr Spiele als bei sich zu Hause in Manchester und ein Chilene hat hier sogar eine Liebschaft gefunden."


    Kleine Fanszene, großer Zusammenhalt


    "Durch die relativ kleine Fanszene, kennt man sich größtenteils, sodass keine Anonymität im Block herrscht und sich so Freundschaften entwickeln können", bestätigt auch Björn Illing, Webmaster der Website von Bayer-Stürmer Stefan Kießling. "Vor diesem Zusammenhalt unserer Fans haben auch viele andere Fans Respekt. Wenn man sich mit einem anlegt, legt man sich mit der gesamten Leverkusener Fanszene an - wie in einer Familie eben", beschreibt Stephan Schneider die Situation.


    Allerdings legt sich kaum einer mit den Leverkusener Anhängern an. Sie gelten generell als sehr friedliche Fans, die wegen des Fußballs da sind und nicht, um sich mit anderen zu prügeln. "Wir haben relativ wenige 'Problem-Fans'", bestätigt Bayer 04-Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser gegenüber medien-mittweida.de. Kleinere Zwischenfälle gibt es maximal bei den Derbys gegen den 1. FC Köln, denn da ist die Stimmung immer besonders aggressiv. "Bei Spielen gegen den FC hat das auch immer viel mit Ehre zu tun - dort zu gewinnen ist auch immer eine Prestige-Frage", erklärt Jana Esser, die seit frühester Jugend Fan ist. Seit dem Derby in der letzten Saison gibt es allerdings unter den Leverkusener Ultras rund 70 "Stadionverbotler". Nadine Weidner bedauert diesen Sachverhalt: "Leverkusener Fans verbannen sich durch Auseinandersetzungen mit anderen Fans nur selbst aus dem Stadion und können dann dort keine Stimmung mehr machen."


    "Eine sehr innige Beziehung"


    Doch insgesamt sind Hooligans in Leverkusen eigentlich kein Thema. Vielmehr herrscht zwischen Spielern und Fans laut Holzhäuser, Paffrath und Fans eine "sehr innige Beziehung". "Vor allem Trainer Jupp Heynckes betont immer wieder, dass er von der Unterstützung der Fans begeistert ist und auch bei Fan-Stammtischen merkt ein man den Spielern an, dass sie einfach gern dahin und zu uns Fans kommen", freut sich Björn Illing.


    Auch deshalb würden die Fans nahezu alles für ihren Verein tun. Nadine Weidner erklärt: "Ich würde auf jeden Fall mit dem Verein absteigen, auch wenn wir uns das jetzt nicht wünschen, aber das kann ja irgendwann mal passieren. Ich würde trotzdem eine Jahreskarte haben, ich würde trotzdem in die BayArena gehen, ich würde trotzdem meine Mannschaft anfeuern. Leverkusen ist für mich kein normaler Verein, das ist schon eine Herzenssache." Paffrath bringt diese Begeisterung auf den Punkt: "Die Fans sind sehr belastbar, sehr kreativ und teilweise auch einfach richtig positiv bekloppt, wenn's darum geht, den Verein zu unterstützen" - was man an den ausländischen Fans sieht. Stephan Schneider hat sogar sein "ganzes Leben nach dem Terminplan des Vereins ausgerichtet. Meinen Urlaub, meine Arbeitszeiten, soweit ich das beeinflussen kann und jetzt im Zivildienst habe ich mir auch einen Job gesucht, bei dem ich oft zu meinem Verein gehen kann."


    Etwas ganz Besonderes


    Aber nicht nur in dieser Hinsicht sind die Bayer-Fans engagiert. "Wir machen mit den Fanclubs auch viele soziale Projekte, zum Beispiel in Form von Turnieren oder der Versteigerung der Sitze der alten BayArena für einen guten Zweck. Einige Fanclubs übernehmen auch Patenschaften für sozial schwache Kinder", legt Paffrath die Arbeit der Fanszene abseits des Platzes dar. Auch Geschäftsführer Holzhäuser unterstreicht: "Die Kommunikation zwischen den Fans und Bayer 04 ist schon mit das beste, was in der Bundesliga passiert."


    Doch die Fans der "Werkself" sind auch sonst ein bisschen anders. "Wir sind keine Fans von Titeln, wie viele sogenannte 'Bayern-Fans', sondern von unserer Mannschaft", erklärt Stephan Schneider und Jana Esser weiß: "Leverkusener Fans gehen mit sehr viel Selbstironie an viele Sachen heran, zum Beispiel wenn es darum geht, Deutscher Meister zu werden." In einem sind sich jedenfalls Geschäftsführer, Fanbetreuer und Fans einig: Die Bayer 04-Fanszene ist wie eine große Familie.


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