Bayer Leverkusen geht die Partie gegen Bochum personell unverändert an. Trainer Jupp Heynckes sieht zwar auch die Schwächen seiner Spieler, lobt aber gleichzeitig seine Jungprofis.
So sehr sich der gemeine Fußballprofi auch konzentriert, sich vornimmt, alles perfekt zu erledigen - die kleinen Unebenheiten schleichen sich doch immer wieder ein in seine Arbeit. Kaum einer kennt sich damit besser aus als Jupp Heynckes. In seiner langen Karriere als Spieler und Trainer hat der 64-Jährige wahrscheinlich schon alle Variationen des „Schiefgehens“ miterlebt. Deshalb weiß der Trainer von Bayer 04 Leverkusen, dass es am Ende eines Tages allein auf den Umgang mit diesen Fehlern ankommt.
Vor dem Auftritt des ungeschlagenen Tabellenführers der Fußball-Bundesliga morgen beim VfL Bochum (15.30 Uhr / Sky) schneidet Heynckes das Thema ganz bewusst an. Er verweist auf das jugendliche Alter seiner Himmelstürmer, als er gefragt wird, warum die Werkself in allen drei bisherigen Rückrundenspielen nicht frei von Fahrlässigkeiten geblieben ist: „Auch unsere Spieler sind nur Menschen und die meisten noch sehr junge. Manchmal sind es unergründliche Dinge, die zu Schwankungen in der Leistung von Einzelnen führen. Aber im Kollektiv hat es die bei uns noch nicht gegeben“, antwortet Heynckes.
In der Tat hat die ohnehin niedrige Fehleranfälligkeit der Leverkusener im bisherigen Saisonverlauf kaum Schaden angerichtet. Lediglich bei den Auswärtsauftritten auf Schalke und in Berlin setzte es vermeidbare Punktverluste. „Wir thematisieren das ständig und haben diese Woche die Dinge aus dem Freiburg-Spiel angesprochen. Ich hoffe, dass wir das abstellen können“, berichtet Heynckes.
Der Trainer möchte aber betont wissen, dass seinen Jungprofis nur wenige Fehler unterlaufen. „Die sind viel weiter als wir früher. Besser ausgebildet, professionell, lernbegierig und selbstbewusst“, lobt er. Und Heynckes' Schützlinge wissen, dass ihnen beim erstbesten Lapsus nicht gleich die Ersatzbank droht: „Für jeden Spieler ist es wichtig, Vertrauen zu spüren. Das habe ich als Trainer immer so gehalten“, erklärt der Ex-Nationalspieler. Dies dürfte auch der Grund sein, warum Heynckes morgen bei den in der Rückrunde unbesiegten und unter Trainer Heiko Herrlich sich klar im Aufwind befindlichen Bochumern keinen Anlass sieht, seine Anfangsformation zu ändern. Auch, weil Sami Hyypiä eine zweitägige Trainingspause wegen einer Erkältung nicht von einem Einsatz abhalten wird.
Erster Kandidat für einen Wechsel wäre wohl Michal Kadlec gewesen. Zum einen, weil Gonzalo Castro nach seinem Jochbeinbruch wieder im Kader steht, zum anderen, weil Kadlec nach einer Vorrunden-Verletzung noch nicht so recht in Schwung gekommen ist. „Michal weiß das auch. Aber er ist ein Beispiel dafür, dass ein Spieler nach einer Verletzung Zeit braucht, um die nötige Sicherheit wieder zu finden“, sagt Heynckes.
Castro wird also auf der Bank Platz nehmen müssen, wo mit Patrick Helmes und Renato Augusto zwei weitere Hochkaräter sitzen. „In jedem Team gibt es klare Regeln. Und der Mannschaftserfolg steht über allem“, begründet Heynckes seine Maßnahme, die zuletzt viermal siegreiche Elf nicht zu ändern. Das geht sogar so weit, dass für Heynckes ein 3:1-Vorsprung gegen Freiburg nicht ausreicht, um Helmes und Renato Augusto Spielpraxis zu ermöglichen: „Bei einem 3:0 hätte ich sie gebracht, aber bei einem solchen 3:1 darf man nicht wechseln. Wir brauchen Patrick und Renato. Ihre Zeit wird kommen, denn im Fußball kann sich alles schnell ändern.“ Und das gehört auch zum Geschäft.