VON STEFAN KLÜTTERMANN - zuletzt aktualisiert: 08.02.2010 (RP)
Arturo Vidal war beim 1:1 in Bochum bester Bayer-Akteur. Der 22-jährige Chilene, den sie "Kleiner Krieger" nennen, besticht durch Aggressivität. Unter Jupp Heynckes ist er dazu noch reifer und disziplinierter geworden. Gegen Wolfsburg fehlt er wegen seiner 5. Gelben Karte.
Herausragende 101 Ballkontakte notierten fleißige Zähler am Samstag für Arturo Vidal. Doch auch wer sich nicht auf Zahlenspiele verlässt, konnte beim 1:1 in Bochum den Wert des chilenischen Nationalspielers für das Funktionieren des Systems Heynckes sehen. Der 22-Jährige gewann gefühlt jeden seiner Zweikämpfe, war bissig und aggressiv am Gegenspieler und bewies Ruhe beim einfachen Pass. Er ist ein Paradebeispiel dafür, was Jupp Heynckes meint, wenn er vom Lernprozess seiner jungen Spieler spricht.
Aggressivität ist für die Bayer-Fans keine neue Beobachtung im Spiel des Arturo Erasmo Vidal Pardo. Doch in der Vorsaison erschien er zu oft als von der Leine gelassener Duracell-Hase unter Waffen, der am gegnerischen Sechzehnmeterraum die Gegner ablief und sich viele unnötige Verwarnungen einfing. Zehn Gelbe und zwei Gelb-Rote Karten waren es am Ende – zu viele. Seinem Spitznamen "Kleiner Krieger" folgend, blieb der kühle Kopf zu häufig auf der Strecke.
In der laufenden Spielzeit hat Jupp Heynckes positiven Einfluss auf Vidal genommen. Für jeden sichtbar profitiert der Schützling, der 2007 vom chilenischen Spitzenclub Colo Colo an den Rhein wechselte, von der spanischen Sprachbrücke zu seinem Trainer. Außerhalb des Platzes ist der Mann mit der Nummer 23 auf dem Trikot in Leverkusen heimisch geworden, hat im vergangenen Jahr geheiratet, ist Papa des kleinen Alfonso. Er ist ein Leisetreter im Alltag. Der Krieger kämpft nur auf dem Platz.
"Wir wissen alle, was wir an Arturo haben", sagt Sportdirektor Rudi Völler. Als defensiver Mittelfeldspieler gehöre er naturgemäß zu denen, die in der öffentlichen Wahrnehmung zu schlecht wegkämen. "Er geht auf den Platz und zieht sein Ding durch. Er ist ganz klar ein Eckpfeiler in unserem Team", sagt Völler. Ein weiteres Plus des WM-Teilnehmers in Südafrika: seine Flexibilität. In Bochum stellte ihn Heynckes eine Viertelstunde vor Schluss auf die Rechtsverteidiger-Position. Nicht zum ersten Mal. Auch in der Nationalelf bekleidet Vidal diesen Posten.
In Bochum zeigte ihm Schiedsrichter Lutz Wagner nach 72 Minuten die 5. Gelbe Karte der Saison. Gegen Wolfsburg ist er gesperrt. Denkbar, dass Gonzalo Castro dadurch wieder erste Wahl wird.