Hyypiä kassiert fünfte Gelbe Karte
Bayer profitiert von Lenz' Missgeschicken
Dank eines 2:1-Erfolgs gegen den amtierenden deutschen Meister bleibt Bayer Leverkusen auch nach dem 22. Spieltag ungeschlagen. Der Spitzenreiter kontrollierte die Partie beinahe über die komplette Distanz, konnte sich aber lange Zeit in der Offensive nicht recht in Szene setzen. Erst als ein Torwartfehler den Hausherren die Führung bescherte, gewannen die Möglichkeiten an Qualität. Als Bayer wie der sichere Sieger aussah, kam Wolfsburg plötzlich noch einmal auf, bleibt aber auch in der zehnten Begegnung in Folge ohne Dreier.
Leverkusens Trainer Jupp Heynckes musste seine Erfolgself nach dem 1:1 beim VfL Bochum auf einer Position umbauen. Vidal fehlte Gelb-gesperrt, Bender ersetzte ihn.
Auf Seiten des VfL Wolfsburg wechselte Interimscoach Lorenz-Günther Köstner im Vergleich zur 1:3-Heimniederlage gegen den FC Bayern zweimal. Für den werdenden Vater Barzagli und Hasebe (Gelbsperre) liefen Simunek und Schindzielorz auf.
Gegen zurückhaltende Wolfsburger übernahm Leverkusen von Beginn an das Kommando. Bayer kombinierte im Mittelfeld ansehnlich, strahlte zunächst aber kaum Gefahr aus. Kroos gab nach einer unzureichend abgewehrten Barnetta-Ecke den einzigen nennenswerten Torschuss der Anfangsviertelstunde ab, setzte seinen Volleyversuch aber knapp daneben (4.).
Während sich Bayer auch in der Folge mühte und die neutrale Zone beherrschte, beschränkte sich der amtierende deutsche Meister gänzlich auf Defensivaufgaben, agierte vor dem eigenen Tor aber diszipliniert und ließ kaum etwas zu. Kadlecs Freistoß sauste über die Latte (18.). Erstmals richtig interessant wurde es, als Kroos mit einer Körpertäuschung an Riether vorbeikam und dann aus halblinker Position ansatzlos abzog. Lenz war jedoch auf dem Posten und klärte zur Ecke (24.).
Ein Fehlpass von Reinartz leitete Mitte des ersten Abschnitts den ersten erntzunehmenden Konter der "Wölfe" ein. Dzeko nahm Fahrt auf, schüttelte Friedrich ab und schoss halblinks aufs lange Eck. Adler tauchte ab und drehte das Leder um den Pfosten (27.).
Bayer blieb bis zur Pause spielbestimmend, trat in vorderster Front aber zu ideenlos auf. Wenn die Heynckes-Elf doch einmal zum Abschluss kam, war Lenz zur Stelle. So geschehen bei Hyypiäs Volleyschuss (30.) und Kießlings Kopfball-Versuch (38.). Weil Grafite per Kopf auch den zweiten VfL-Konter vergab (44.), blieb es zur Pause beim 0:0.
Der zweite Durchgang begann mit einem Paukenschlag. Nach einer harmlos anmutenden Freistoßflanke von Kroos unterlief VfL-Keeper Lenz ein katastrophaler Schnitzer. Die Wolfsburger Nummer zwei konnte die Hereingabe nicht festhalten, Reinartz reagierte gedankenschnell und traf mühelos ins leere Tor (48.).
Der Treffer tat dem Spiel von Leverkusen gut. Die Werkself hatte nun die Räume, die sich sich wünschte und kam häufiger zu Möglichkeiten. Derdiyok (50.) und Barnetta (52.) scheiterten aus der Halbdistanz an Lenz, abermals Derdiyok (58., 66.) und Kießling (60.) brachten akrobatische Versuche nicht im Kasten unter. Von den Niedersachsen, die mittlerweile mit Dejagah für den verwarnten Schindzielorz unterwegs waren, war nichts zu sehen. Nachdem offensiv schon vor der Pause kaum etwas ging, stimmte es nun auch hinten nicht mehr.
Das 2:0 lag in der Luft, fiel allerdings nur, weil Lenz erneut unglücklich auftrat. Nach Barnettas Freistoßflanke hüpfte Derdiyoks Unterlatten-Kopfball deutlich vor der Linie auf, vom Fuß des Schlussmannes sprang das Spielgerät aber ins Tor (68.).
Bayer hatte das Match vermeintlich in der Tasche, kontrollierte das Geschehen weiter souverän und musste plötzlich dennoch den Anschlusstreffer hinnehmen. Von Misimovic perfekt freigespielt, stand Dzeko plötzlich zehn Meter vor dem Kasten. Den ersten Versuch des Bosniers konnte Adler noch famos parieren, gegen den Nachschuss des Angreifers hatte der Nationalkeeper aber keinerlei Abwehrchance (79.).
Mit Renato Augusto und Castro für Barnetta und Kroos (85.) ging Leverkusen die Schlussphase an musste noch einmal gehörig um den Dreier zittern. Nachdem Derdiyok die Vorentscheidung verpasst hatte (88.), hätte der von Riether acht Meter vor dem Kasten in Szene gesetzte Josué den Ausgleich markieren müssen. Statt ins Tor, schob der VfL-Kapitän die Kugel jedoch meterweit rechts vorbei (89.). Adler hielt Augenblicke später gegen Misimovic den Sieg fest (90.), bevor Kießling auf der anderen Seite das mögliche 3:1 leichtfertig vergab (90.+2).
Bayer Leverkusen tritt nächste Woche am Sonntagabend in Bremen an, muss an der Weser aber ohne Hyypiä auskommen, der seine fünfte Gelbe Karte kassierte. Zeitgleich empfängt der VfL Wolfsburg den FC Schalke 04.