LEVERKUSEN: Eren Derdiyok über das Tor in Bremen und die Titelchance
Er ist so etwas wie der „Mann der Stunde“ in Leverkusen. Sechs Tore in den letzten sieben Spielen, vier davon in Folge, sprechen eine deutliche Sprache für Eren Derdiyok (21), der als einer der Stillen im Lande gilt. Im kicker spricht er über Ottmar Hitzfeld, Köln und die Meisterschaft.
kicker: Herr Derdiyok, wie viele SMS haben Sie nach Ihrem Tor in Bremen bekommen?
Eren Derdiyok: Einige, wieso?
kicker: Diesmal keine von Ihrem Nationaltrainer Ottmar Hitzfeld?
Derdiyok: Nein, diesmal nicht. Aber es stimmt schon. Er meldet sich häufig, gratuliert mir nach guten Spielen und Siegen. Das ist zusätzliche Motivation, das finde ich stark. Er beobachtet uns ganz genau.
kicker: Sie leben in Köln, arbeiten in Leverkusen. Stehen Sie in der Großstadt auch unter besonderer Beobachtung?
Derdiyok: Im Gegenteil. Als Bayer-Spieler steht man hier nicht so im Fokus. Obwohl sich das nach dem Derby ändern kann. Es ist schon ein ganz spezielles Spiel.
kicker: Sie haben noch nie ein Bundesligaspiel verloren. Ist einem das bewusst?
Derdiyok: Sami Hyypiä geht’s ja genauso. Das ist schon komisch.
kicker: Wie schätzen Sie die Titelchancen ein?
Derdiyok: Jetzt werden die Weichen gestellt. Wenn wir bis zum Spiel gegen Bayern München am 30. Spieltag ganz oben dabei bleiben, dann liegt es in unseren Händen. Aber es geht nicht, wenn der Fokus nicht immer auf dem nächsten Spiel liegt. Wenn wir den zweiten Schritt vor dem ersten machen wollen, laufen wir Gefahr zu stolpern.
kicker: Sie selber wussten nicht, was Sie in der Bundesliga erwartet. Haben Sie mit dieser Entwicklung gerechnet?
Derdiyok: Nein. Ich kam mit ziemlich wenig Spielpraxis aus Basel. Ich wusste schon, dass ich mich durchsetzen kann in der Bundesliga. Aber dass es so gut klappen würde, habe ich mir nicht mal erträumt. Mir ist hier von allen Beteiligten sehr viel Druck genommen und sehr viel Vertrauen geschenkt worden.
kicker: In Bremen trafen Sie per Freistoß. Eine neue Spezialität?
Derdiyok: Das war perfektes Teamwork. Ich habe mich mit Toni Kroos abgesprochen, Stefan Kießling ist in die Mauer, hat beim Schuss den Kopf eingezogen und es passte.
kicker: Nach zuletzt sechs Toren – was ist Ihr Geheimnis und wie lange hält Ihr Lauf an?
Derdiyok: Er begann, als meine Verlobte Alev zu mir zog. Und deshalb hoffe ich, dass er noch ganz lange andauert. Das Geheimnis ist schnell gelüftet: viel, viel Arbeit!
INTERVIEW: FRANK LußEM
Quelle: kicker-Printausgabe vom 25.02.10