Warum Raffael Jupp Heynckes so gut gefällt
Freitag, 30. April 2010 10:35 - Von Julien Wolff
Hertha BSC ist so gut wie abgestiegen. Stürzt das Team um Friedhelm Funkel in die Zweitklassigkeit, werden einige Spieler den Verein verlassen müssen. Morgenpost Online sprach mit Jupp Heynckes, Trainer bei Herthas nächstem Gegner Bayer Leverkusen, über das Entscheidungsspiel, Strategien und den Brasilianer Raffael.
Das Spiel Bayer Leverkusen gegen Hertha BSC ist das Aufeinandertreffen der Trainer-Oldies. Jupp Heynckes (64) ist seit 1979 Trainer, die Partie am Sonnabend sein 539. Bundesliga-Spiel. Friedhelm Funkel (56) übt den Beruf seit 19 Jahren aus, sie kennen sich gut.
Morgenpost Online: Herr Heynckes, Hertha ist so gut wie abgestiegen. Was erwarten Sie für ein Spiel?
Jupp Heynckes: Die Hertha hat sich noch nicht aufgegeben. Sie hat zuletzt gute Spiele gemacht, auch wenn sie diese nicht gewonnen hat. Der letzte Tabellenplatz spiegelt nicht die Qualität der Mannschaft wieder. In der Winterpause hat der Verein personelle Veränderungen vorgenommen, die sich ausgezahlt haben. Hertha spielt einen gepflegten Fußball. Es wird ein interessantes Spiel, denn die Berliner müssen gewinnen, um ihre Chance auf den Klassenerhalt zu wahren.
Morgenpost Online: Sie kennen Friedhelm Funkel lange. Wird er eine offensive Taktik wählen oder seine Spieler eher auf Konter lauern lassen?
Jupp Heynckes: Hertha hat zuletzt auswärts sehr erfolgreich gespielt. Ich erwarte einen Gegner, der kreativ nach vorn spielt. Ich sehe das Potenzial in dem Kader. Und außerdem müssen die Berliner ja ein gewisses Risiko gehen. Wie gesagt: Ihnen nützt nur ein Sieg.
Morgenpost Online: Ihre Mannschaft kann noch den dritten Platz erreichen, den derzeit Werder Bremen belegt. Fordern Sie von den Spielern morgen, schon etwas für das Torverhältnis zu tun, um sich einen Vorteil gegenüber Bremen zu verschaffen?
Jupp Heynckes: (Lacht) Die Situation würde sich am letzten Spieltag ergeben. Uns geht es am Samstag ausschließlich darum zu gewinnen. Ich würde nie sagen, dass wir gegen Berlin so und so hoch gewinnen müssen. Das wäre vermessen und überheblich, und das bin ich nicht. Ich respektiere die Hertha sehr. Erst wenn es in einer Woche gegen Borussia Gladbach notwendig sein sollte, würde ich auf das Torverhältnis schauen und die Spieler anhalten, es zu verbessern.
Morgenpost Online: Inwiefern spielt es für Ihre Mannschaft eine Rolle, das Hertha bei einem Unentschieden oder Niederlage abgestiegen ist?
Jupp Heynckes: Wir schauen auf uns. Wir haben unser Saisonziel erreicht und sind für die Europa League qualifiziert. Alles andere ist jetzt das Sahnehäubchen. Ich verfolge die Hertha aber seit Längerem und weiß, wie schwierig es für einen Trainer ist, wenn man so viel Aufwand betreibt und der Ertrag gering ist.
Morgenpost Online: Herthas Stürmer Raffael wird immer wieder mit Leverkusen in Verbindung gebracht. Wie interessant ist er für Sie?
Jupp Heynckes: In Spanien durfte ich für eine Saison nur 25 Spieler nominieren. Wenn ich alle nehmen würde, die bei uns im Gespräch sind, hätte ich schon jetzt 35. Raffael ist ein sehr guter Spieler. Er gefällt mir. Unsere Kaderplanung behandeln wir diskret. Ich sage Ihnen aber: Wir haben aktiv mit keinem Berliner Spieler gesprochen.
Morgenpost Online: Zwei Spieltage vor Ende ist sowohl der Abstiegs- als auch der Meisterschaftskampf in der Bundesliga packend. Wann haben Sie zuletzt eine so spannende Saison erlebt?
Jupp Heynckes: Die Konstellation ist in der Tat dramatisch. Auch in Sachen Qualifikation für die Champions League ist noch alles offen. Für die Stadionbesucher ist das doch toll. Das macht den Fußball so interessant: Die Ergebnisse sind nicht vorhersehbar.
Aufgezeichnet von Julien Wolff