Adler mit Panzer, Schmerz und Hoffnung

  • Nationaltorhüter mit starken Comeback – Heynckes fordert Qualität


    Die gemeinsame Feier mit den Fans fiel aus. Kein Abklatschen, keine Ehrenrunde – die Bayer-Profis zog es zügig in die Kabine. Ein unschöner Abgang, provoziert auch durch lautstarke Pfiffe, die keiner der Spieler verstand: „Es ist schwierig nachzuvollziehen, warum nach 20 Minuten gepfiffen wird. Ich dachte, wir hätten mehr Kredit“, fragte sich nicht nur Toni Kroos.


    Das Publikum der BayArena gilt als „Operettenpublikum“, fähig zum Support nur dann, wenn es läuft. Und zuletzt lief es eben zu selten. Immerhin: Der Totalabsturz, den man in der vergangenen Saison unter Bruno Labbadias Leitung erleben musste, blieb aus. Und die theoretische Möglichkeit auf Rang drei ist da. René Adler, der – mit Brustpanzer spielend – ein tolles Comeback nach seinem Rippenbruch feierte, sprach von einem „minimalen Funken Hoffnung auf Platz drei “ für das letzte Spiel in Mönchengladbach und schob alle Fragen nach seiner Person weg: „Es ging nicht darum, ein Zeichen zu setzen, es ging um die Mannschaft. Es ist eine Schmerzgeschichte und Schmerz kann ich ausblenden.“


    Jupp Heynckes (64) wird nicht müde, den Zeigefinger zu heben in Richtung derer, die Platz vier als Enttäuschung sehen. Als einer der wenigen hat der Trainer nicht vergessen, wo die Mannschaft herkam – nämlich von Platz neun. Und er sagt auch, wo sie stehen könnte: „Wenn wir qualitative Alternativen zu Spielern wie Rolfes, Renato Augusto oder einem fitten Helmes gehabt hätten, dann hätten wir es geschafft.“ Weil er kommende Saison kein böses Erwachen erleben will, wird Heynckes nicht müde, Alternativen zu fordern. Der Trainer weiß: Wer sich verbessern will, muss was tun. Reden allein reicht nicht.



    NACHGEFRAGT
    „Wir können es noch packen!“


    kicker: Herr Kießling, Wie geht es Ihnen am Tag nach dem Spiel?
    Stefan Kießling (27): Auf gut Deutsch gesagt, beschissen. Es ist nicht zu fassen, was wir vor der Pause gezeigt haben.
    kicker: Gehen Sie enttäuscht aus dieser Saison?
    Kießling: Wenn du die Champions League so verpasst, dann bist du enttäuscht, logisch. Aber noch können wir es packen.
    kicker: Wenn nicht, woran lag es?
    Kießling: Wir haben unsere Schwächephase nicht richtig überwunden. Jeder wollte, aber wir haben es leider nicht gepackt. Und die vielen Verletzten haben sicherlich eine Rolle gespielt.



    Quelle: kicker-Printausgabe vom 03.05.10