Kießling: „Wir können nur noch gewinnen!“

  • LEVERKUSEN: Positive Bilanz auch auf Rang vier


    Das Gefühl ist neu und ungewohnt: „Stimmt, wir haben nichts zu verlieren“, sagt Stefan Kießling (26) vor der Partie in Mönchengladbach und nach dem Blick auf die Tabelle. Eine komfortable Situation, geschaffen durch die frühzeitige Qualifikation für den internationalen Wettbewerb. „Jetzt“, so Kießling, „jetzt können wir nur noch gewinnen.“


    Platz drei ist unwahrscheinlich, aber möglich. „Es bleibt“, so drückte es der verletzte Keeper René Adler am vergangenen Samstag aus, „ein Funke Hoffnung.“ Er selbst fährt am Samstag mit nach Mönchengladbach, zur moralischen Stärkung der Truppe.


    Stand heute kann Bayer, unabhängig davon, was am 34. Spieltag passiert, die Saison als Erfolg verbuchen. Gegenüber dem vergangenen Jahr blieb unter dem Strich in der Bundesliga eine Verbesserung auf allen Ebenen. Fünf Plätze steht man nach 33 Spieltagen höher, neun Punkte holte man mehr. Mitbewerber wie der Hamburger SV (zwei Plätze schlechter, zehn Punkte weniger), die TSG Hoffenheim (vier Plätze tiefer, 14 Zähler weniger) oder gar der entthronte Meister Wolfsburg (sieben Ränge und 22 Punkte schlechter) würden jubeln über das, was in Leverkusen einige „eine Enttäuschung“ nannten, nur weil sie die Saison bereits nach 24 Spieltagen weitgehend entschieden wähnten.


    Diese Bilanz wurde erreicht trotz vieler verletzter Stars, und hier errang das Trainerteam um Jupp Heynckes (64) den nächsten Erfolg: Junge Spieler wie Kaplan (20), Reinartz (21), Kroos (20), Bender (21), Schwaab (21) oder Derdiyok (21), die entweder aus der Jugend, der 2. Liga oder von der Ersatzbank ihres Vereins kamen, entwickelten sich enorm bis verblüffend. Kroos und Derdiyok werden mit zur WM fahren, Reinartz sehen Experten auf dem Sprung zu Jogi Löw, Bender und Schwaab mauserten sich zu Alternativen, Kaplan ist auf dem Weg dorthin.


    Ein Arbeitsnachweis, der sich sehen lassen kann. Wertsteigerung in allen Bereichen nennt man dies. Unzufriedenheit verbietet sich da von selbst. Mit Marcel Risse (21), Jens Hegeler (22) und Domagoj Vida (21) wurden erneut drei junge, entwicklungsfähige Spieler (zurück-) geholt. Als nennenswerter Abgang ist nur Kroos zu verzeichnen. Für ihn sucht man Ersatz, die Verletzten kommen wieder – so schlecht sind die Aussichten für die kommende Saison nicht. FRANK LUßEM



    NACHGEHAKT
    kicker: Herr Kroos, wie viele Assists haben Sie Stefan Kießling für Samstag versprochen?
    Toni Kroos: So viele wie möglich. Stefan kann sich darauf verlassen, dass ich ihm selbst dann noch auflege, wenn ich mit dem Ball auf der Torlinie stehe!




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 06.05.10