LEVERKUSEN: Der Linksfüßer sieht unter Heynckes beste Voraussetzungen für den Durchbruch
Das Konditionstraining absolviert er momentan mit Lebensgefährtin, Immobilienexperten und Möbelverkäufern. Sidney Sams Wege führen aktuell durch diverse Möbelhäuser und münden in der Einrichtung der neuen Bleibe, knapp 25 Kilometer vor den Toren Leverkusens in ländlicher Gegend. Sobald der Umzug unter Dach und Fach gebracht ist, geht es ab nach Sizilien in den Sommerurlaub.
Doch auch die Erholung unter süditalienischer Sonne ist nur Beiwerk. Sidney Sam (22) wartet nur auf eins: „Auf den 28. Juni“, den Trainingsauftakt: „Ich will, dass es endlich losgeht!“ Der Neue für die linke Offensivseite strahlt Vorfreude pur aus. Ein Rundgang durch die Bay-Arena wurde mit vielen „Aaahs“ und „Oohs“ quittiert, „das ist sensationell hier, ich bin komplett überzeugt von diesem Verein“.
Schuld daran ist auch der Trainer. Man weiß nie, was kommt. Doch Stand heute hat Jupp Heynckes (65) in Sam einen großen Fan gewonnen: „Was er als Fußballer erreicht hat, wen er trainiert hat – da ist es für einen jungen Spieler eine große Ehre, mit ihm arbeiten zu können. Herr Heynckes war für meinen Wechsel die wichtigste Person!“ In langen Gesprächen kam man sich näher, der Routinier und der Jung- Profi , der es beim HSV nicht packte, aber mit Kaiserslautern aufstieg. Jetzt der nächste Schritt: „Bayer ist ein Top-Klub für junge Spieler. Und ich habe beim FCK eine Führungsposition gehabt, obwohl ich jung war. Jetzt will ich den nächsten Schritt machen.“ Aggressivität und Temperament bescheinigen ihm die Beobachter, dazu beachtlichen Siegeswillen. Sam: „Ich will jetzt die Bundesliga packen. Ich fühle Kraft ohne Ende in mir, ich habe überragende Werte, ich will das endlich umsetzen!“ Der Konkurrenz auf der linken Seite ist er sich bewusst: „Das ist bei einem Verein wie Bayer eben so. Aber ich weiß auch, dass der Trainer nicht nach dem Alter geht. Jupp Heynckes lässt die spielen, die Leistung bringen.“
Diese Chance will Sam nutzen, seine Stärken ausspielen: Schnelligkeit, Technik, Explosivität. In Toni Kroos’ Fußstapfen will er nicht treten: „Er ist ein komplett anderer Spieler, auch wenn er auf der selben Position gespielt hat.“ Dass Kroos trotzdem Vorbild sein kann, verhehlt der zwei Jahre ältere Sam nicht: „Er ist bei der WM, da will ich mal hin. Die Nationalelf ist mein Traum.“ Für den will er sich quälen. Damit sich das Konditionstraining in den Möbelhäusern auch tatsächlich lohnt …
FRANK LUßEM
Quelle: kicker-Printausgabe vom 03.06.10