Ballack liebäugelt mit Deutschland - Bayer will ihn
Fußball-Nationalspieler Michael Ballack (Foto) sucht einen neuen Verein - und Bayer Leverkusen erwägt den Transfer-Coup. Ballack selbst sieht nach seinem Abschied vom englischen Meister und Pokalsieger FC Chelsea eine Rückkehr in die Bundesliga als ein lohnenswertes Ziel an. «Ich bin ein stolzer Deutscher, der immer gern in Deutschland gelebt hat. Ich habe zu Hause ein paar Optionen», sagte der gebürtige Sachse der englischen Tageszeitung «Times» (Donnerstag), für die er während der WM als Kolumnist arbeiten wird.
Einen Tag nach der verkündeten Trennung vom englischen Meister und Pokalsieger FC Chelsea heizt Ballack die Gerüchte um seine Zukunft an. Und Ballacks Ex-Verein Leverkusen streckte nach dem verlorenen Sohn den Finger aus: «Ich will da gar nichts verheimlichen: Wenn ein Spieler wie Michael Ballack mit seiner Vorgeschichte bei uns auf dem Markt ist, dann denken wir über ihn nach», sagte Sportdirektor Rudi Völler dem Kölner «Express».
Scheitern könnte ein möglicher Transfer an der Vereinskasse. «Normalerweise ist ein Spieler wie der Michael nicht unsere Kragenweite. Ein Transfer würde sowieso nur gehen, wenn der Spieler vom Gehalt her Abstriche machen würde», erklärte Völler. Den finanziellen Engpass bekannte auch Geschäftsführer Wolfgang Holzhäuser: «Eine andere Frage ist, ob so etwas für uns zu finanzieren ist. Wir haben uns da noch keine konkreten Gedanken gemacht, aber ich muss deutlich sagen: Ich habe da meine Zweifel.»
Aus der Bundesliga sind in der Öffentlichkeit bislang zudem Werder Bremen, Schalke 04, der Vfl Wolfsburg und der Hamburger SV als mögliche neue Adressen für den 98-maligen Nationalspieler genannt worden. Allein Werder hat ein klares Nein formuliert. «Da ist überhaupt nichts dran», sagte Werder-Clubchef Klaus Allofs. Schalke, der HSV und die Wolfsburger wollten sich zur Personalie Ballack nicht äußern. Die Wolfsburger wären allerdings mit Hauptsponsor VW am ehesten in der Lage, einen Transfer dieser Größenordnung zu stemmen.
Ein Karriereende wäre für den verletzten Kapitän der deutschen Fußball-Nationalmannschaft «keine Option». Ballack unterstrich seine Ambition, noch mindestens zwei Jahre «auf höchstem Niveau» zu spielen, um mit Deutschland an der Europameisterschaft 2012 in Polen und der Ukraine teilzunehmen. «Ich habe drei Europa- und zwei Weltmeisterschaften gespielt und weiß, wie besonders sie sind. So kann ich nicht aufhören. Ich bin seit der Verletzung noch entschlossener, weiterzumachen, und die Motivation steigt jeden Tag», sagte der 33 Jahre alte Mittelfeldstar.
Dass Ballack Angebote bekommt, davon ist auch der Bundestrainer überzeugt. «Ich bin sicher, dass Michael noch zwei, drei Jahre auf hohem Niveau spielen wird. Er hat sicher viele Möglichkeiten», erklärte Joachim Löw im WM-Quartier. Sein Ende bei Chelsea empfindet Ballack als «bedauerlich, aber ich muss das hinter mir lassen». Als «rätselhaft» und «skrupellos» beschrieben englische Zeitungen die Trennung. Dem «Capitano» fällt der Abschied enorm schwer. «Ich habe diesen Club geliebt. Sie haben mir immer das Gefühl vermittelt, willkommen zu sein. In der Mannschaft herrschte eine spezielle Atmosphäre. Wir haben in vier Jahren drei Pokale und die Premier League gewonnen - diese Saison das Double, was unglaublich war und ein Stück Geschichte bedeutet.»
«Es lag nicht in meiner Hand, sondern an Roman Abramowitsch», erklärte Ballack die Weigerung der Londoner, seinen Vertrag nach vier Spielzeiten um weitere zwei Jahre zu verlängern. Der russische Oligarch, der Chelsea mit Investitionen von rund 750 Millionen Euro in den vergangenen sieben Jahren zu einem europäischen Spitzenteam ausbaute, hatte Verhandlungen mit Ballack und dem englischen Nationalspieler Joe Cole nach Chelseas frühem Champions-League-Aus im März ausgesetzt. Trotz gegenteiliger Ankündigungen von Chelsea wurden die Gespräche danach nicht wieder aufgenommen.
Laut «Times» hatte Chelsea-Trainer Carlo Ancelotti dem Chelsea- Vorstand den DFB-Kapitän als ersten Spieler zur Verlagsverlängerung im Sommer vorgeschlagen, war aber von Abramowitsch überstimmt worden. Englische Medien rechneten dem Russen-Milliardär vor, dass eine Weiterbeschäftigung des Deutschen zu einem deutlich geringeren Gehalt - dem Ballack zugestimmt hätte - Chelsea wesentlich billiger gekommen wäre als ein Neuzugang. Ballack sei bekannt «für seinen guten Einfluss auf junge Spieler - alles unbezahlbare Qualitäten», schreibt die «Times». In der Bundesliga sieht man das nicht anders.