René Adler: „Gegen England – das wird ganz heiß!“

  • Er drückte der DFB-Elf kräftig die Daumen. RENÉ ADLER (26) hat seine Rippenverletzung, Grund der WM-Absage, überwunden. Am Montag geht es für ihn bei Bayer wieder los.


    kicker: Deutschland ist nach dem Sieg gegen Ghana im Achtelfinale. Haben Sie vorher gezweifelt, Herr Adler?


    Adler: Nein, sicher sein kann man zwar nie. Aber Selbstvertrauen und Glaube waren da, das habe ich gespürt. Deshalb war ich fest vom Weiterkommen überzeugt.


    kicker: Was erwarten Sie nun vom Achtelfinal-Duell der deutschen Mannschaft gegen England?


    Adler: Ich freue mich darauf. Schade, dass ich nicht selbst dabei sein kann. Das ist mehr als ein Spiel, das wird ganz heiß.


    kicker: Wie geht‘s Ihnen nach dem Rippenbruch?


    Adler: Richtig gut, danke! Ich bin schmerz- und beschwerdefrei und werde am Montag beim Trainingsauftakt dabei sein.


    kicker: Sie spüren nichts mehr an der gebrochenen Rippe?


    Adler: An der Rippe nicht. Natürlich merke ich noch, dass ich eine OP hatte, die Narbe spannt noch ein bisschen. Aber ansonsten ist alles bestens und es würde mich wundern, wenn noch was käme. Die Operation verlief ohne Komplikationen, danach habe ich mich richtig gut im Urlaub erholt. Inzwischen laufe ich, ich habe intensiv in der Reha gearbeitet und zuletzt Kraft- und Stabilisationsübungen absolviert. Ich habe nicht mehr das Gefühl, dass irgendwas war.


    kicker: Wie sehen Sie Bayers Bemühungen um Michael Ballack?


    Adler: Absolut positiv! Das ist ein ganz großes Thema. Wegen ihm sollte man sich nach der Decke strecken, so weit, wie es wirtschaftlich vertretbar ist. Er kann als Führungsspieler unheimlich Akzente setzen und ebenso als Gesicht des Vereins und der Bayer AG. Wir Spieler würden ihm mit weit offenen Armen empfangen. Weil wir wissen, dass er uns mit seiner enormen Erfahrung viel geben kann.


    kicker: Auf der anderen Seite drohen Verkäufe, der HSV baggert zum Beispiel an Stefan Reinartz. Besteht die Gefahr, dass da was auseinanderbricht?


    Adler: Zunächst mal zeigt sich, dass der Weg des Vereins, auf junge deutsche Spieler zu setzen, richtig ist. Stefan ist nur ein Beispiel. Wir wollen den nächsten Schritt machen, nach der Europa League die Champions League erreichen. Deshalb wäre es schön und wichtig, die jungen Spieler zu halten. Aber dass mal einer geht, gehört halt zum Profigeschäft.


    kicker: Was haben Sie bisher von der WM mitbekommen?


    Adler: Wenig. Teils aus Selbstschutz, teils aus Zeitnot, weil ich sehr viel trainiert habe. Die deutschen Spiele habe ich natürlich gesehen und mit meinem Team gezittert.


    kicker: Ihr Kollege Manuel Neuer ernannte sich vor dem Turnier zur Nummer eins. Wie gern hört man so etwas?


    Adler: Er hat gespielt, ich habe verletzt daheim gesessen. Möglicherweise hat er einen kleinen Vorsprung. Ich nehme es, wie es kommt. Solche Verletzungsphasen bieten aber immer auch die Möglichkeit, zu reflektieren und darüber nachzudenken, ob man alles richtig gemacht hat. Ich denke, das habe ich. Auch diese schmerzhafte Zeit wird mich in meiner Entwicklung wieder ein Stück voranbringen. Ich komme gestärkt aus dieser Sache heraus!
    INTERVIEW: FRANK LUßEM




    Quelle: kicker-Printausgabe vom 24.06.10