LEVERKUSEN: Jörgensen gefällt dem Trainer
Am Sonntag trainierte Nicolai Jörgensen erstmals mit. Und Jupp Heynckes war angetan von dem, was das Sturmtalent bei 30 Grad im Zillertal anbot: „Das war nur eine Einheit, aber was ich gesehen habe, gefällt mir.“ Der Trainer und der 19-Jährige werden sich eine Woche „beschnuppern“. Bestätigt Letzterer den ersten Eindruck, wird Bayer 04, das sich den Zugriff auf den dänischen U-19 Nationalspieler gesichert hat, 750 000 Euro Ablöse überweisen. Den physisch sehr robusten, 1,90 Meter großen, spiel- und dribbelstarken Jörgensen (23 Einsätze, sechs Treffer für Zweitligist Akademisk Boldklub) sieht Heynckes in erster Linie als zweite Spitze. Allerdings kann der Däne, der als vierter Stürmer den Kader komplettieren würde, auch über beide Flügel angreifen.
Jörgensen wäre eine Investition in die Zukunft. Vom 20-jährigen Buran Kaplan erwartet der Trainer sofort viel. „Er ist ein Riesentalent, fußballerisch so stark wie Mesut Özil. Aber er muss lernen, ein hundertprozentiger Fußballer zu sein, morgens bis abends professionell zu handeln.“ Dies hat der 65-Jährige, der viele Spieler erlebte, die ihr Talent nicht nutzten, dem offensiven Mittelfeldspieler vor der Mannschaft vermittelt: „Ich habe ihm gesagt, dass er keine Ruhe finden wird, er richtig arbeiten muss.“
Worte, die an die zu Toni Kroos erinnern. Dem legte Heynckes vor Jahresfrist im Vier-Augen-Gespräch nahe, läuferisch zuzulegen. Kroos schob fortan Extraschichten – der Rest der Geschichte des WM-Fahrers ist bekannt. „Bei Toni hätte auch niemand gedacht, dass er so einen Riesensprung machen würde“, betont Heynckes, der nun fordert: „Burak muss sich physisch stabilisieren.“ Zudem seine Einstellung ändern. Heynckes nennt Nationalspieler Thomas Müller als Beispiel: „Er ist nicht das ganz große Talent, aber er hat Biss, Leidenschaft, ist läuferisch der Beste, gibt nie auf. Wie er das 2:0 gegen Argentinien vorbereitet, als er am Boden liegt – das muss Burak lernen!“ Und Kaplans Reaktion? „Er hat eindrucksvoll trainiert“, lobt Heynckes, „auf engstem Raum sehe ich sein Potenzial. Der Junge sieht ja, dass ich, wenn er sich anbietet, keinen Unterschied zwischen Jungen und Etablierten mache.“ Jetzt liegt es an Kaplan selbst, die Steilvorlage aufzunehmen.
STEPHAN VON NOCKS
Quelle: kicker-Printausgabe vom 05.07.10