Seine Präsentation in Leverkusen nutzte MICHAEL BALLACK (33), um sich deutlich wie selten zuvor zu positionieren.
Rund 100 Medienvertreter drängten sich im Medienraum der Leverkusener BayArena, drei TVSender übertrugen die erste Pressekonferenz von Michael Ballack (33) für seinen alten, neuen Verein Bayer Leverkusen. Der Kapitän der Nationalmannschaft gab sich kämpferisch, optimistisch und versprach den Bayer-Fans: „Wir wollen so weit wie möglich nach oben, wenn nicht nach ganz oben!“
Der kicker fasst die wichtigsten Aussagen Ballacks zusammen. Und das sagte er...
...über Philipp Lahm: Ich bin der Kapitän der Nationalmannschaft. Er hat Ansprüche geäußert zu einem Zeitpunkt, den ich für unglücklich halte, weil ich verletzt war. Aber für mich gibt es da keine Diskussion. Wenn Philipp das anders sieht, muss er das mit dem Trainer besprechen. Der entscheidet, das ist ja kein Wunschkonzert hier, bei dem ein Spieler Wünsche äußern kann, wo er gerne spielen möchte. Genauso ist es beim Kapitän einer Mannschaft. Es gibt Hierarchien. Ich werde mit Philipp reden und das Thema ansprechen, wenn wir uns wieder treffen.
...über Uli Hoeneß, der ihm öffentlich geraten hatte, aus der Nationalelf zurückzutreten: Das hat mich irritiert. Wir haben ein gutes Verhältnis, das hätte er mir auch persönlich sagen können. Er weiß ja, welche Wellen das im ganzen Land schlägt, wenn er so was sagt. Vielleicht wollte er die Spieler der Bayern besser positionieren. Das ist Interpretationssache. Es ändert alles nichts daran, dass ich fester Bestandteil der Nationalelf bin.
...über Lothar Matthäus, der sich ähnlich geäußert hatte: Es wird immer Leute geben, die sich zu allem und jedem äußern. Zu diesen Leuten gehört Lothar Matthäus. Ich will das nicht bewerten.
...über die Schlagzeilen, die ihn als Nationalspieler infrage stellten: Man gewöhnt sich ja an vieles. Ich fand das überflüssig, musste es aber hinnehmen. Was mich enttäuscht hat, war, dass man so etwas schreibt, während ich verletzt bin. Ich konnte mich ja nicht wehren, nicht auf den Platz gehen und den Kritikern zeigen, was ich kann. Da ist man echt machtlos.
...über Joachim Löw: Es gab noch keinen Kontakt, er braucht jetzt erst mal Abstand. Aber unser Verhältnis ist von vollstem gegenseitigen Vertrauen geprägt.
...über „flache“ Hierarchien und Führungsstil des Kapitäns: Ich bin ein Spieler mit Persönlichkeit, der seine Meinung offen vertritt. Ich denke, das ist nicht negativ. Flache Hierarchie? Ich kann das nicht interpretieren. Es gab immer mehr als einen oder zwei Spieler, die Verantwortung übernommen haben. Jetzt eben ohne mich. Aber das überrascht doch nicht.
...über seinen Fitnesszustand: Nach vier Wochen Gips absolviere ich aktuell noch Muskelaufbautraining. In den nächsten Tagen will ich mit den Laufeinheiten beginnen, in zwei bis drei Wochen dann ins Mannschaftstraining einsteigen.
...über seine neue Mannschaft: Ein hervorragendes Team, das offensiven Fußball spielen will. Da steckt viel Potenzial drin, das haben die Jungs bereits in der vergangenen Saison bewiesen.
...über die Gründe seines Wechsel: Ich bin froh, wieder hier zu sein. Bis vor einigen Monaten hätte ich mir gar nicht vorstellen können, wieder in die Bundesliga zurückzukehren. Beim Abschiedsspiel von Bernd Schneider habe ich alte Kontakte aufgefrischt, viele alte Bekannte getroffen und Atmosphäre geschnuppert. Die vielen guten Erinnerungen haben mir die Entscheidung sicherlich erleichtert. Und die wirklich guten Gespräche mit Herrn Wenning, Wolfgang Holzhäuser, Rudi Völler und Jupp Heynckes. Ausschlaggebend war dann, dass hier eine richtig gute Mannschaft spielt.
...über die Euphorie in Leverkusen: Ich habe schon wahrgenommen, wie sich die Fans hier für meine Rückkehr stark gemacht haben. Das hat mich sehr gefreut. Viele haben sich wohl daran erinnert, was ich hier in den tollen drei Jahren hinterlassen habe. Man fühlt sich da wohl, wo man willkommen ist.
...über die sportlichen Ziele: Ich hatte immer das Glück in Mannschaften mit guten Spielern zu stehen, die es mir ermöglichten, Titel zu holen. Hier in Leverkusen ist sehr viel Positives passiert. Wir haben ein perfektes Umfeld. Die Mannschaft hat Klasse. Wir wollen das bestmögliche Ergebnis.
AUFGEZEICHNET VON FRANK LUßEM
Quelle: kicker-Printausgabe vom 15.07.10