Loveparade 2010

  • OT, andererseits aber auch wieder nicht:


    25 Jahre nach der Massenpanik im Brüsseler Heysel-Stadion macht einem das gestrige Szenario auf makabre Weise noch einmal bewusst, warum die in der Planungsphase 1984/85 eigentlich für 34.000 Zuschauer ausgelegte Kapazität der alten BayArena nach Baubeginn 1985/86 auf nur noch 22.500 Plätze schrumpfte.


    Das wird vielen hier nämlich gar nicht mehr bewusst sein, dass das langjährige "22.500 - ausverkauft" in der BayArena nicht aufgrund eines Planungssolls der Architekten zustande kam;
    sondern wegen der nach Heysel 1985 erlassenen Vorschrift der UEFA, die Stehplätze in Europas Fußballstadien abzuschaffen und in Sitzplätze umzuwandeln.


    Will heißen:
    Hätte Bayer nicht ausgerechnet 1985, sondern erst ein paar Jahre später mit dem Tribünen-Neubau des damaligen Ulrich-Haberland-Stadions begonnen;
    dann wären die Baupläne wahrscheinlich so modifiziert worden, dass von vornherein mindestens die jetzt vorhandenen 30.000 Sitzplätze avisiert worden wären.


    Gelegenheit für diejenigen, welche komplette Stehplatz-Tribünen wie jene in Dortmund fordern, innezuhalten und sich bewusst zu machen, warum es die Sitzplatz-Vorschrift von FIFA und UEFA überhaupt gibt.
    Und Gelegenheit für Massenveranstaltungs-Freaks, über Sinn und Unsinn derselben einmal grundlegend nachzudenken.
    Die Bochumer Absage von 2009 jedenfalls erweist sich angesichts der Ereignisse von Duisburg im nachhinein als ausgesprochen klug.


  • Vince: Bei den Bildern und Deinen Berichten habe ich echt einen Kloss im Hals... :LEV16

  • Wie VV es auch schon geschrieben hat, der Knackpunkt war der Eingangsbereich. Das dachte ich mir schon also ich durch die Eingangskontrollen und den Tunnel über die Rampe auf das Gelände ging und zwar schon übertrieben viel, aber nicht einmal annähernd so viel in den Tunneln los war wie einige Zeit später. Und ich dachte mir "nur 2 (!) Eingänge, die dann noch auf nur eine Rampe führen, für ca. 1,5 Millionen Menschen? Das ist ja wohl ein Witz!"
    Wie gesagt gab die Polizei über einen Lautsprecherwagen immer wieder bescheid, dass die Leute Geduld haben müssen, da sich in den Tunneln nicht zu viele Leute aufhalten dürfen, und dass sich die Leute die drinnen sind zügig auf das Gelände begeben sollen.
    Als ich dann die Bilder der Katastrophe sah, wollte ich meinen Augen nicht trauen. Wie konnte man nur so viele Menschen in den Tunnel lassen? Das war doch von vornerein bekannt!

  • Prof. Schreckenberg, seines Zeichens Panikforscher (!) und einer der Hauptverantwortlichen/Gutachter für das Sicherheitskonzept, sieht bzw.sah in 2 Interviews die ich mir angeschaut habe (WDR und N-tv) keinerlei Problematik bei der Tunnelschleuse. Das Problem sei durch unverantwortlich handelne Individuen entstanden, die nach dem Erklettern und Herunterfallen von Zäunen u. Treppen Panik ausgelöst haben. Ich frag mich bei sowas, ist es nicht ein wesentlicher Aspekt bei dieser Art Tätigkeit auch das Unvorgesehene und gew. Extremsituationen mit einzubeziehen? Beim bloßen Betrachten der Tunnelbilder und der Vorstellung, dass sich hier hundertausende Menschen durchquetschen, bekomme ich schon Angstgefühle. Bei derartigen statements packt man sich dann nur noch an den Kopp!
    :LEV7 :LEV9


  • Bist du sicher dass das auf uns zutrifft? Die Stehplatzecken im alten Stadion waren ja nur sehr klein und es gab damals auch zB kein Hotel welches Freifläche in Beschlag nahm. War im 34.000er Plan eine Hintertorstehplatztribüne geplant?

  • Zitat

    Original von portello
    Prof. Schreckenberg, seines Zeichens Panikforscher (!) und einer der Hauptverantwortlichen/Gutachter für das Sicherheitskonzept, sieht bzw.sah in 2 Interviews die ich mir angeschaut habe (WDR und N-tv) keinerlei Problematik bei der Tunnelschleuse. Das Problem sei durch unverantwortlich handelne Individuen entstanden, die nach dem Erklettern und Herunterfallen von Zäunen u. Treppen Panik ausgelöst haben. Ich frag mich bei sowas, ist es nicht ein wesentlicher Aspekt bei dieser Art Tätigkeit auch das Unvorgesehene und gew. Extremsituationen mit einzubeziehen? Beim bloßen Betrachten der Tunnelbilder und der Vorstellung, dass sich hier hundertausende Menschen durchquetschen, bekomme ich schon Angstgefühle. Bei derartigen statements packt man sich dann nur noch an den Kopp!
    :LEV7 :LEV9


    WORD!


    Horschti

  • Zitat

    Original von Die Tannenhorsts


    WORD!


    Horschti


    Andererseits: Die PK war,nach Bekanntwerden der Ermittlungen, auch eher eine Farce.


    Die Ermittlungen sollen anständig geführt werden und ich bin mir sicher, dass da ein Abwiegeln der Schuld auf Besucher keinesfalls akzeptiert wird.


    Menschlich war das eben aber ein Schlag in die Nieren.
    Wie kann man denn so herzlos reagieren, nur um seinen eigenen Arsch zu retten?
    Unverständlich :LEV16

  • Zitat

    Original von portello
    Prof. Schreckenberg, seines Zeichens Panikforscher (!) und einer der Hauptverantwortlichen/Gutachter für das Sicherheitskonzept, sieht bzw.sah in 2 Interviews die ich mir angeschaut habe (WDR und N-tv) keinerlei Problematik bei der Tunnelschleuse. Das Problem sei durch unverantwortlich handelne Individuen entstanden, die nach dem Erklettern und Herunterfallen von Zäunen u. Treppen Panik ausgelöst haben. Ich frag mich bei sowas, ist es nicht ein wesentlicher Aspekt bei dieser Art Tätigkeit auch das Unvorgesehene und gew. Extremsituationen mit einzubeziehen? Beim bloßen Betrachten der Tunnelbilder und der Vorstellung, dass sich hier hundertausende Menschen durchquetschen, bekomme ich schon Angstgefühle. Bei derartigen statements packt man sich dann nur noch an den Kopp!
    :LEV7 :LEV9


    Bei den Bildern möchte ich diesen Herrn mal in dem Tunnel sehen. Hab sein Gelaber auch auf N-TV gehört und kann nur mit dem Kopf schütteln. :LEV16

  • Zitat

    Original von nezzy
    mal unabhängig von der tragödie.... finde ich es schade das dies die letzte loveparade war :LEV16


    Ich ganz und gar nicht. Denn der eigentliche Charakter dieser Party ist schon sein Jahren nicht mehr vorhanden. Hat nen Eventcharakter angenommen wie das Rudel gucken.

  • Wenn man die Pressekonferenz eben gesehen hat und an die Angehörigen der Toten und Verletzten denkt, dann dreht sich einem der magen komplett um.


    Was müssen diese Menschen fühlen, wenn sich jetzt die Verantwortlichen erdreisten, es so darzustellen, als wenn sie selbst Schuld an der Situation waren.


    Wenn man nachdenkt und wirklich erkennt, dass da jetzt schon Verantwortliche ihren Arsch im Amt retten wollen auf Kosten der Toten und Verletzten, da hoffe ich wirklich, dass die Staatsanwaltschaft dafür sorgt, dass diese leute wegen fahrlässiger Tötung angezeigt und aus ihren Ämtern schnellstens entfernt werden.

    Wer kämpft, darf auch verlieren;
    wer gar nicht kämpft, der hat schon verloren !

  • Zitat

    Original von Bayerbolz3000


    Bist du sicher dass das auf uns zutrifft? Die Stehplatzecken im alten Stadion waren ja nur sehr klein und es gab damals auch zB kein Hotel welches Freifläche in Beschlag nahm. War im 34.000er Plan eine Hintertorstehplatztribüne geplant?


    Geplant ist damals gewesen, die Blöcke C,D,E,G,H,A als Stehplatzblöcke zu bauen.


    Von der Vip Tribüne an der Südtribüne ist noch keine Rede gewesen.


    Als dann nach dem Umglück in Brüssel nur noch Sitzplätze ins Gespräch kamen hat man bei Bayer entsprechend den Ausbau geändert.

    Kicker Manager Pro
    2010 Vizeweltmeister
    2010/2011 Qualifiziert für erste Liga
    2011/2012 Deutscher Meister
    2012/2013 Deutscher Meister
    2013/2014 Abstieg in Liga 2
    2014/2015 Ziel Aufstieg

  • Zitat

    Original von Bayerbolz3000



    Bist du sicher dass das auf uns zutrifft? Die Stehplatzecken im alten Stadion waren ja nur sehr klein und es gab damals auch zB kein Hotel welches Freifläche in Beschlag nahm. War im 34.000er Plan eine Hintertorstehplatztribüne geplant?


    Ja, das ist so wie ich es geschrieben habe zutreffend.


    Die beiden Ausbaupläne der Bayer AG für das damalige Ulrich-Haberland-Stadion in Leverkusen und für die Grotenburg-Kampfbahn in Krefeld waren nahezu identisch.
    Bayer plante langfristig parallel mit beiden Fußball-Standorten, deshalb auch der praktisch gleichzeitige und gleichförmige Ausbau der beiden Stadien.


    Das mit den beiden Standorten erledigte sich dann durch diesen Skandal hier, aufgrund dessen die Profi-Fußballabteilung am Standort Krefeld-Uerdingen von der Bayer AG fristlos rausgeschmissen wurde.
    Geenen & Co durften nicht mal mehr ihren Schreibtisch aufräumen, die vom Werksschutz begleitete Aktion vollzog sich ähnlich ratz fatz, wie die Hinauskomplimentierung vom Calli anno 2004.


    Der Stadion-Ausbau in Krefeld war durch die Konsequenzen des Skandals für die Katz;
    was ja aber vor dem Ausbau keiner hat wissen können.
    Ungewollter Nebeneffekt:
    In Krefeld steht bis heute das Stadion so, wie es ursprünglich auch in Leverksuen vorgesehen war.
    Knapp 10.000 Sitzplätze, knapp 25.000 Steher.
    Nachzulesen hier.


    In einem allerdings hast du recht, Bolz.
    Die in Leverkusen mögliche Sitzplatzkapazität wurde durch Modifikationen in den 90er Jahren weiter verringert.
    Dabei aber weniger durch das Lindner-Hotel, sondern vor allem durch die VIP-Tribüne an der Dhünn.



    edit
    Ralli war mal wieder schneller...
    :levz1

  • Fehlen einem irgendwie die Worte zu, kann daher nur darstellen was wir gestern davon mitbekommen haben:


    Kamen gegen 14 Uhr am Hbf Duisburg an, natürlich war der Zug überfüllt, auch sonst viele Leute, aber sowas kennt man ansatzweise noch von anderen Veranstaltungen. Danach wurden wir halt mit dem Pulk weitergeleitet. Es war zwar viel los, aber der Weg war jetzt nicht ungewöhnlich voll. Durch diverse Trink-, Ess- und Toilettenstops waren wir erst gegen 15 Uhr am eigentlichen Eingang zum Gelände, bzw. ein paar Meter davor, denn da kamen wir in einem Pulk, großes Gedränge, reger Ansturm, es zog sich hin... Irgendwann kamen wir dann durch den 'Eingang' also praktisch vorbei an der Umzäunung, wo man noch Mal Glasflaschen etc. abgeben konnte. Das Ganze könnte eine halbe bis dreiviertel Stunde gedauert haben. Von da aus ging es dann in den Tunnel, der, kurz vor 16 Uhr jetzt noch nicht besonders, bzw. im Verhältnis zu später, nicht annähernd so gefüllt war. Am Rand waren Leute am pinkeln und es ging zügig voran. Voll war es dann erst ab der Rampe um auf das eigentliche Gelände zu kommen. Auch da mussten wir schon über kleiner Absperrungen klettern um auf das Gelände zu kommen, da der eigentliche Weg schon zu voll war. Das waren jetzt bei uns aber auch keine Kletterszenarien sondern nur ein kurzer Aufstieg, der für jeden zu bewälltigen war. Naja, auf dem Gelände war es dann in Richtung Floats ziemlich voll, daher haben wir uns entschieden in Richtung Love Stage (Süden?) zu gehen. Da auch hier auf dem Weg erst Mal wieder Getränke geholt und gepinkelt werden musste, dauerte dieser kurze Weg trotzdem auch was länger. Dabei haben wir (es war wohl eine halbe Stunde nach Ankunft auf dem Gelände, vielleicht kurz vor 16.30) von oben in den Tunnel gucken können, bei einer zweiten Rampe, die wohl zunächst nicht geöffnet war. Wir sahen nur, dass es furchtbar überfüllt war, die Leute sich nicht voran bewegt haben. Parallel hörten wir ständig eine Durchsage, dass man nun auch diese Rampe zum Aufgang benutzen dürfe, trotzdem tat sich nichts. Wir dachten uns nur unseren Teil, weil es äußerst eklig war, dass Leute sich nun an den Rand eines Tunnels drängte, wo vorhin noch dagegen gepinkelt worden war. Danach machten wir uns auf dem Weg zur Love Stage.
    Haben dann den letzten Teil von Boris Dlugosch gesehen, im Anschluss kam Tom Novy, dann Dubpistols. Wir hatten allesamt viel Platz zum feiern, eng war es da überhaupt nicht. Generell war die Stimmung sehr ausgelassen.
    Wir haben uns nur gewundert wie viel Rettungswagen auf der Autobahn die in Sichtweite war standen und das ständig weitere Helikopter landeten. Von den Ereignissen, die ein paar Meter weiter geschehen sind haben wir nichts mitbekommen. Die DJ's die bis dahin aufgelegt haben offenbar auch nicht, denn die waren auch richtig gut drauf.
    Das änderte sich mit dem Auftritt von Moonbootica (19 Uhr), auf die wir gewartet hatten. Zeitgleich mit deren Erscheinen machte auch bei uns die Runde was geschehen ist. Immerhin hatten 2 Leute teilweise Handynetz.
    Danach war die Stimmung bei uns natürlich am Boden. Ich habe mich dann mit ein paar anderen kurz darauf auf den Weg gemacht. Wir wurden dann zwar auch durch die halbe Stadt gescheucht, da uns immer andere Infos gegeben wurden (Bf auf/Bf zu). So sind wir schlussendlich per Ersatzbus und U79 zum Hbf nach Düsseldorf gefahren und dann irgendwann mit der S Bahn nach Leverkusen. Die Regios kamen ja allesamt nicht. Am Ende war man froh zu Hause zu sein. Für mich persönlich war das vor Ort alles gar nciht so schlimm, da ich nichts mitbekommen habe, aber Eltern und Freunde sind natürlich um einige gealtert, da auch diese wegen des Netzes einige Zeit im Ungewissen waren.


    2 Sachen zum Schluss:


    - Ich wollte nach Erreichen der Nachricht halt zügig nach Hause, trotzdem war es sehr richtig die Veranstaltung weiter laufen zu lassen, da sonst noch mehr Chaos geherrscht hätte, als ohnehin schon.


    - Es ist genauso richtig aus Respekt allen Betroffenen gegenüber keine weitere Loveparade mehr anzusetzen.


    In Gedenken bei allen Opfern und deren Angehörigen.

    RED BLACK GENERATION


    Und wie der Schwabe ganz richtig sagt: Mit Knödli im Dödli ist Vögli..mhm nit mögli ;)

  • Noch mal zur Pressekonferenz:


    Die war kanpp 19 Stunden nach der Katastrophe. Was zum Henker sollen die denn da großartiges Erzählen. Sie haben ihr Mitgefühl ausgedrückt, ehrlich wie ich finde, ihren Wissensstand preisgegeben und ausgessagt, das es im Vorfeld keine Bedenken gab. das klings komisch, ist aber wohl Realität. Denn sonst wäre das so alles nicht entschieden und genehmigt worden.


    Jetzt lasst doch die Staatsanwltschaft ermitteln, das kann natürlich dauern, aber es soll ja auch gründlich sein. dann werden wir sehen und man kann immer noch entscheiden, wer aus welchem Amt geschmissen werden muss und wer nicht.

  • "Wie SPIEGEL ONLINE erfuhr, wurden bei der Bundespolizei inzwischen sämtliche Unterlagen zur Love Parade - Einsatzbefehle, Lagemeldungen, Karten - von den Computern der Beamten sowie aus deren E-Mail-Accounts gelöscht. "Da kam sehr schnell der ganz große Staubsauger", sagte ein Beamter, der sogar eine konzertierte "Vertuschungsaktion" im Gang wähnt."


    na das kann ja noch richtig heiter werden :LEV17

  • Zitat

    Original von doktormarius
    Noch mal zur Pressekonferenz:
    Die war kanpp 19 Stunden nach der Katastrophe. Was zum Henker sollen die denn da großartiges Erzählen. Sie haben ihr Mitgefühl ausgedrückt, ehrlich wie ich finde, ihren Wissensstand preisgegeben und ausgessagt, das es im Vorfeld keine Bedenken gab. das klings komisch, ist aber wohl Realität. Denn sonst wäre das so alles nicht entschieden und genehmigt worden.


    Offensichtlich bestanden schon vor der Veranstaltung u.a. auch von polizeilicher Seite (Gewerkschaft) Bedenken im Hinblick auf die Örtlichkeit, Größe und das Sicherheitskonzept der Veranstaltung. Hier ging's aber auch um Image & Profilierungsaspekte, die für die örtliche Politik anscheinend einen höheren Stellenwert einnahmen. Ich habe nur eine kurze Zusammenfassung der PK gesehen. Die Herrschaften die da auf dem Podest hockten, waren noch nicht mal in der Lage, konkrete Anfragen der Journalisten zu beantworten oder zu klären, wer über was einigermaßen kompetent aussagen sollte. Mein Eindruck: Irgendwas ist da nicht koscher.