Helmes: „Für die Bank bin ich zu gut“

  • Vor 13 Monaten riss sich PATRICK HELMES (26) beim Kicken mit Freunden das Kreuzband, kehrte ein halbes Jahr später zurück, schaffte es aber nicht in die Stammelf. Momentan trumpft er in den Testspielen in starker Form auf – und meldet Ansprüche auf die Startelf an.


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    kicker: Herr Helmes, Stefan Kießling schoss 21 Tore, Eren Derdiyok 12. Die beiden bildeten das beste Angriffsduo der Liga. Wen von beiden wollen Sie denn verdrängen?


    Patrick Helmes: Das wird sich finden. Ich habe nie lange draußen gesessen, wenn ich fit war. Für die Bank bin ich zu gut.


    kicker: Wie groß war der Frust, dass Sie kaum zu Zuge kamen?


    Helmes: Die Ärzte haben gleich gesagt, dass ich nach einem halben Jahr Pause noch mal genau so lange brauchen würde, um wieder in Top-Form zu kommen. Das wollte ich erst nicht glauben, aber es fehlten tatsächlich überall ein paar Prozent. Aber ich bin kein Typ, der Frust schiebt.


    kicker: Fühlen Sie sich wieder so stark wie zu besten Zeiten?


    Helmes: Besser. Ich bin stärker als vor meiner Verletzung.


    kicker: Kießling und Derdiyok arbeiten viel nach hinten, Sie fühlen sich im Angriffszentrum wohler. Müssen Sie Ihre Spielweise umstellen?


    Helmes: Wenn mir unterstellt wird, ich würde zu wenig laufen, dann ist das Unsinn. Ich brauche da kein Alibi. Außerdem werden Stürmer nach wie vor an Toren gemessen, und da muss ich mich nicht verstecken.


    kicker: Wie schlimm war es, die WM nur im Fernsehen zu verfolgen?


    Helmes: Ich hatte lange Hoffnung, und vielleicht hätte es gereicht, wenn die Saison vier, fünf Spiele länger gewesen wäre. Aber irgendwann war das dann abgehakt.


    kicker: Hatten Sie eigentlich Kontakt zu Ihren Kollegen in Südafrika?


    Helmes: Ich hatte zwischendurch SMS-Kontakt mit Stefan Kießling, ansonsten habe ich das Ganze recht entspannt aus der Ferne verfolgt, wie schon 2008 die EM. Aber 2012 ist das nächste große Turnier – und aller guten Dinge sind drei.


    kicker: Wann kehren Sie in die Nationalelf zurück?


    Helmes: Erst muss es im Verein laufen, aber da mache ich mir um mich keine Sorgen. In der Nationalelf war ich vor meiner Verletzung fest dabei und habe mich schön hoch gearbeitet. Das kommt dann schon.


    kicker: Werden Sie als Stürmer besonders von Michael Ballacks Pässen profitieren?


    Helmes: Bei uns kann jeder Superpässe spielen. Aber Michael bringt mit seiner Erfahrung natürlich Ruhe rein und ist extrem wichtig. Außerdem hat er gezeigt, dass er die entscheidenden Tore schießen kann. Vor einem Jahr kam Sami Hyypiä dazu, jetzt Ballack, zwei Leute, die eine Menge erreicht haben.


    kicker: Ist Bayer mit Ballack der erste Herausforderer der Bayern?


    Helmes: Wir hatten schon in der vorigen Saison eine super Mannschaft und haben uns jetzt noch prima verstärkt. Spielerisch gehören wir schon seit Jahren zu den Top-Klubs der Liga, und irgendwann müsste eigentlich der große Coup gelingen. Wir waren Vierter; unser Mindestziel muss es also sein, einen Platz höher zu klettern.





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 29.07.10