Herr Daum, sollte Michael Ballack weiter Kapitän der Nationalmannschaft bleiben?
Selbstverständlich. Michael war für mich immer der unbestrittene Kapitän. Wenn er fit ist und wieder berufen wird, sollte er das Amt ausüben. Wenn nicht, ist Lahm der Kapitän.
Ist Ballacks Nichtberücksichtigung für die M-Quali-Spiele eine Degradierung?
Nein. Michael ist noch nicht fit. Der Bundestrainer hat das Recht, ihn nicht zu nominieren. Mich ärgert eine ganz andere Sache...
Welche wäre das?
Wie respeklos mit Michael umgegangen wird. Für mich hat die ganze Geschichte ein Geschmäckle.
Wie kommen Sie darauf?
Vor der WM war Ballack unbestritten. Bis er sich verletzte. Plötzlich meldet sich einer aus München (Uli Hoeneß; die Red.) und fordert Ballacks Rücktritt. Danach erklärte Philipp Lahm, er wolle weiter Kapitän bleiben. Und wie aus dem Nichts kam ein gewisser Christian Lell um die Ecke gebogen und belastete Ballack mit ungeheuerlichen Unterstellungen. Da darf man schon einmal fragen, ob das alles Zufall war.
Es riecht nach einer gezielt inszenierten Geschichte
Sie glauben an eine aus München gesteuerte Verschwörung gegen Ballack?
Ich frage mich schon, ob da eine Kampagne gegen Ballack läuft. Es riecht nach einer gezielt inszenierten Geschichte. Mir fällt nur auf:
Vor drei Monaten brach eine Welt zusammen, als Ballack für die WM ausfiel. Dann passierte etwas Außergewöhnliches:
Ohne, dass er irgendetwas getan hätte, wurde aus Ballack plötzlich ein Problemfall, den man duch den Kakao zog.
Welche Motive gäbe es, Ballack zu schaden?
Michael war stets ein unbequemer Spieler. Vielleicht wurden einfach nur ein paar alte Rechnungen beglichen.
Printausgabe Express 29.08.2010
