MICHAEL BALLACK (33, Leverkusen) muss den nächsten schlimmen Rückschlag hinnehmen. In Hannover erlitt er einen Bruch im Schienbeinkopf. Sein Comeback in der Nationalelf erfolgt frühestens 2011.
Die Heimreise aus Hannover hat Michael Ballack (33) im Mannschaftsbus mitgemacht, das linke Bein in eine stützende Schiene gelegt. Für den Sonntag, 10 Uhr, wurde die nötige eingehende Untersuchung vereinbart: Der Leverkusener Teamarzt Dr. Achim Münster und weitere Mediziner waren zugegen, als im Klinikum Köln-Merheim eine Kernspin- und Computertomografi e vorgenommen wurde. Die anschließende Diagnose fiel erschütternd aus für Ballack: Er hatte sich beim Spiel in Hannover eine „feine Fraktur im Schienbeinkopf des linken Beins“ zugezogen.
Passiert war es nach rund zwanzig Minuten. Nach einem Foul des 96er Mittelfeldspielers Sergio Pinto, der von einem „unglücklichen Zusammenprall“ sprach und sich selbst an der Wade wehtat, humpelte Ballack zu einer kurzen Behandlung vom Rasen, kehrte noch einmal zurück, um dann in der 31. Minute definitiv ausgewechselt zu werden.
Jupp Heynckes, Ballacks Vereinstrainer bei Bayer, hat am Sonntag nach Beendigung des Arzttermins mit dem Patienten telefoniert und erlebte ihn dabei „sehr gefasst“. Der Coach bezeichnet Ballacks Verletzung als „für uns alle sehr bitter, vor allem aber für ihn, weil der Integrationsprozess damit leider wieder verzögert wird“.
Ballack befand sich ja noch in der Aufbauphase. Nach einem bösen Tritt Kevin Boatengs im FA-Cup-Finale des FC Chelsea gegen den FC Portsmouth am 15. Mai dieses Jahres waren bei ihm das Innenband sowie die Syndesmose im oberen rechten Sprunggelenk gerissen. Der Kapitän des Nationalteams musste deswegen bei der WM in Südafrika passen und wurde urplötzlich und völlig überraschend in seiner Position als Spielführer wie überhaupt als Mitglied der Auswahl infrage gestellt. Diese erneute Blessur komme „für Michael und uns zum denkbar schlimmsten Zeitpunkt“, sagt Heynckes. „Er hat zuletzt sehr gut und ehrgeizig trainiert, er war auf dem Weg, seine Form und Fitness zu finden.“
Jetzt fängt die ganze Prozedur von vorne an. Und wenn in ersten Prognosen von einer sechswöchigen Pause gesprochen wird, dann setzt diese Voraussage eine optimale Kallusbildung an der Bruchstelle voraus. Anfang November könnte Ballack dann mit der Reha starten. Es steht also durchaus zu befürchten, dass dieses für ihn vermaledeite Jahr 2010 vorzeitig zu Ende ist. Mit seinem Comeback in die Nationalmannschaft wird es gewiss nichts mehr, das letzte diesjährige Länderspiel ist für den 17. November in Schweden angesetzt.
Ballack hatte sich noch in Hannover mit Blick auf die Eliteauswahl sehr entschlossen und ambitioniert geäußert, aber auch nachvollziehbar enttäuscht: „Mich wundert nichts mehr, bei dem was in den letzten Wochen passiert ist. Im Fußball geht es manchmal komisch und schnell.“
Bundestrainer Joachim Löw teilte am Sonntag sein Bedauern über das erneute Pech seines Teamkapitäns mit und wünschte ihm „schnelle und gute Besserung“.
Die Rückkehr des 98-maligen Nationalspielers Michael Ballack in die Nationalmannschaft kann nun frühestens am 9. Februar beim Freundschaftsspiel gegen Italien erfolgen.
KARLHEINZ WILD
Quelle: kicker-Printausgabe vom 13.09.10