LEVERKUSEN: Routiniers Friedrich und Hyypiä offenbaren Schwächen
Die Zahlen sprechen für sich. Daraus macht Manuel Friedrich keinen Hehl: „Man muss nur auf die Gegentore sehen: Die Anzahl und wie sie gefallen sind. Das hat letzte Saison besser funktioniert“, gibt der Innenverteidiger zu.
Schon zwölfmal schlug es in sieben Ligaspielen bei der Werkself ein. 2009/10 kam man zum vergleichbaren Zeitpunkt auf fünf Gegentore. Auch die Durchschnittsnoten der Innenverteidigung spricht Bände: Friedrich (4,40) und sein 37-jähriger Kollege Sami Hyypiä (3,83) hinken ihrer Form hinterher. 2009/10 kamen sie auf eine Durchnittsnote von 3,44 bzw. 2,86 – fast eine ganze Note besser als aktuell! Vergleicht man nur die ersten sieben Spiele beider Saisons ist die Diskrepanz noch größer: Vor Jahresfrist kam Friedrich auf eine 2,93 und Hyypiä auf eine 2,71!
Vom Bollwerk zur Wackelabwehr! Doch es wäre zu einfach, alles an den beiden zentralen Abwehrspielern festzumachen. Jupp Heynckes weiß um Stärken und Schwächen seines Duos: „Das sind zwei sehr erfahrene Spieler, aber auch Spieler, die um sich herum und vor sich eine gute Organisation brauchen. Es liegt nicht an den Zweien.“ Die Formel ist einfach: Steht Bayer kompakt, kann das in der Antizipation starke, im Antritt eher schwache Abwehr-Duo glänzen, wenn nicht, kommt es zu desaströsen Auftritten wie beim 3:6 gegen Gladbach. Warum ist Bayer nicht mehr so stabil? „Das hat klare Ursachen, wie man in der Videoanalyse sehen kann“, erklärt Friedrich, der einfache Ballverluste und individuelle (Stellungs-)Fehler nennt. Zudem befanden sich bei Ballverlust oft zu viele Spieler vor dem Ball. Sich selbst spart der 31-Jährige nicht bei der Kritik aus: „Es waren ein paar Spiele dabei, die nicht so gut waren.“ Viele Faktoren, die für Löcher in der Defensive sorgen: 33 Chancen ließ man bislang zu, vor Jahresfrist waren es nur 25 – ein Zuwachs von 32 Prozent. Während vergangene Saison die Werkself dem Gegner kaum Räume anbot, gelingt dies nicht mehr so gut. Die Umstellung vom 4-4-2 auf ein 4-3-3 brachte zuletzt etwas Abhilfe. Doch dies allein sorgt nicht für Besserung: „Das System ist egal. Wichtig ist, wie es ausgefüllt wird“, weiß Friedrich. Heynckes ergänzt: „Es ist eine Frage der Gewissenhaftigkeit und taktischen Disziplin, wie alle mitmachen.“ Zuletzt gegen Bremen (2:2) sei dies „besser geworden“.
Besser werden muss es auch gegen Wolfsburgs Wundersturm, Grafite und Dzeko. „Wir müssen höllisch aufpassen. Aber das liegt nicht allein an den Innenverteidigern. Wir müssen von den Außenverteidigern und vom Mittelfeld tatkräftig unterstützt werden. Wenn Dzeko und Grafite gut bedient werden, haben sie es einfach“, mahnt Friedrich, „wir können nicht immer so offen spielen, immer eins gegen eins oder zwei gegen zwei stehen.“
Noch sieht er Bayer in guter Position: „Unser Punktausbeute ist alles andere als optimal. Doch andere haben weit mehr Probleme.“ Aber nur, wenn Friedrich, Hyypiä und Co. ihre eigenen schnellstens beheben.
STEPHAN VON NOCKS
Quelle: kicker-Printausgabe vom 14.10.10