Befreiter Helmes: „Wir wollen ganz oben angreifen“

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    Zu 100 Prozent ist Patrick Helmes (26) nicht zufrieden. „Wenn ich gespielt habe, habe ich fast immer getroffen“, weiß der Torjäger. Acht Pflichtspieltreffer (2 in der Liga, 3 in der Europa League, 3 im DFB-Pokal) sind zwar äußerst respektabel, doch kleinere Muskelverletzungen störten bislang den Rhythmus des Nationalstürmers. „Die Zerrung und der Faserriss haben genervt“, so Helmes, der in der Liga deswegen zuletzt gegen Bremen (2:2) erst zu seinem dritten Ligaeinsatz in dieser Saison kam.


    Trotzdem sieht er seine Leidenszeit nach einem Kreuzbandriss im Sommer 2009 als bewältigt an. Der Verletzungspause waren mehrere Rückschläge gefolgt. „In der Rückrunde ging immer etwas schief. Diese Probleme sind vorbei. Ich spiele wieder frei.“ Beeindruckt haben den schnellen und schussgewaltigen Stürmer diese Probleme nicht. Auch der jüngste Faserriss nicht. „Der hat mich wohl meine Nominierung für die Nationalmannschaft gekostet. Ich wäre sonst wohl dabei gewesen“, so Helmes, der vor zwei Wochen ein Gespräch mit Bundestrainer Joachim Löw führte und nach dem Türkei-Spiel, das er in Berlin vor Ort verfolgte, auch im DFB-Team angreifen will: „Ich hoffe, im November wieder dabei zu sein.“ Helmes lässt sich nicht aus der Ruhe bringen. „Das ist eine gute Gabe, die ich habe. Das macht es einfacher in vielen Dingen.“ Als kürzlich bei ihm eingebrochen, sein Sportwagen geklaut wurde, und Löw ihn nicht nominiert hatte, zeigte er keine negative Reaktion, spielte stark gegen Bremen und traf.


    Helmes vertraut seinem Körper und seinem Können. Die Unaufgeregtheit rund um die BayArena und im Klub hilft ihm wie auch der Mannschaft: „Wir können in Ruhe arbeiten und uns auch mal zwei Spiele wie gegen Gladbach (3:6, Anm. d. Red.) und in Hannover (2:2) leisten. Wir wissen, was wir können. Wir wollen ganz oben angreifen.“


    Ob dies künftig wieder im 4-4-2 oder weiter im zuletzt praktizierten 4-1-4-1 erfolgt? „Wir können beides spielen“, sagt Helmes, der die Doppelspitze bevorzugt, aber auch weiß: „Im 4-1-4-1 ist man vorne mehr auf sich allein gestellt. Das ist schwieriger, aber wir stehen so defensiv kompakter.“ Das könnte gegen offensivstarke Wolfsburger und deren Mittelfeldraute besonders gefragt sein. Doch egal, wie sich Trainer Jupp Heynckes entscheidet: Aus der Ruhe bringen lassen wird sich Patrick Helmes auch davon nicht.
    STEPHAN VON NOCKS





    Quelle: kicker-Printausgabe vom 11.10.10